Karayılan: Der Krieg dauert mit hoher Intensität an

Murat Karayılan aus dem Exekutivkomitee der PKK mahnt, niemand solle sich angesichts von türkischen Rückzugsmeldungen in Selbstzufriedenheit wiegen. Der Krieg dauere auch unter Winterbedingungen mit hoher Intensität an.

Das PKK-Exekutivkomiteemitglied Murat Karayılan beantwortete in einer Sondersendung von Stêrk TV Fragen zur aktuellen politischen Lage, zur Isolation von Abdullah Öcalan und zum Krieg in den Medya-Verteidigungsgebieten. Er sprach auch über den Kampf in Nordkurdistan unter Winterbedingungen.


Die schwere Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan hält an. Das kurdische Volk befindet sich in permanenter Mobilisierung gegen die Isolation. Wie bewerten Sie die aktuelle Phase?

In letzter Zeit gab es zahlreiche Angriffe des türkischen Staates auf Nordkurdistan. Der Feind wollte die winterlichen Bedingungen ausnutzen, scheiterte aber an vielen Stellen. In Cûdî, Gabar und Besta wurde ein sehr harter Krieg geführt. Demgegenüber haben unsere Freund:innen großen Widerstand geleistet. Mit Respekt und Ehrfurcht gedenke ich all unserer Gefallenen in der Person unserer Genoss:innen, dem Kommandanten Harûn, der im Cûdî-Widerstand gefallen ist, den Kommandant:innen Hogir und Evrim, die im Gabar-Widerstand gefallen sind, und der Kommandantin Rojbîn Gever, die im Besta-Widerstand gefallen ist. Wiederum sind zwei unserer MLKP-Genossen bei den Angriffen des türkischen Staates kürzlich gefallen. Sie waren unsere Vorreiter. Ich gedenke Heval Ahmet Şoreş und Fırat Newal mit großem Respekt. Es wurde bekannt gegeben, dass Heval Melsa Mûş letztes Jahr gefallen ist. Sie hat viel zum Zap-Widerstand beigetragen. Ich gedenke aller Märtyrer des Zap-Widerstands in der Person von Heval Melsa, ich verneige mich voller Respekt vor ihrem Andenken. Wir wiederholen unser Versprechen an sie.

Isolation richtet sich gegen das kurdische Volk und die Demokratie“

Es findet ein schwerer Angriff auf Rêber Apo [Abdullah Öcalan] durch psychologische Folter und verschärfte Isolation statt. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass sich diese Isolation nicht nur gegen eine Person richtet, sondern gegen ein ganzes Volk. Es ist eine Isolation der Freiheit des kurdischen Volkes, der Zukunft des kurdischen Volkes, der Demokratie in der Türkei, von Recht und Gerechtigkeit. Es handelt sich auch um eine Isolation gegenüber den Völkern der Region. Mit anderen Worten: Diese Isolation ist eine allgemeine Isolation; sie ist das größte Hindernis für Recht, Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit. Mit dieser Isolation wird in Kurdistan eine Politik des Völkermords betrieben. Die Öffentlichkeit, unser Volk und unsere Freund:innen haben das verstanden. Daher sind gerade in der jüngsten Zeit ernste Proteste zu beobachten. Heute wird ein Kampf gegen die unmoralische und ungerechte Politik des türkischen Staates geführt.

Aktionen gegen die Isolation von Öcalan müssen verstärkt werden

Sowohl unser Volk in den vier Teilen Kurdistans als auch im Ausland wie auch unsere Freund:innen, Menschenrechtsaktivist:innen und Demokrat:innen haben ihren Protest und Widerstand gegen die Isolation weltweit zum Ausdruck gebracht. Parlamentarier:innen in Frankreich und Deutschland sowie Abgeordnete in der Türkei organisierten Demonstrationen gegen die Isolation. Diese Situation hat auch die Öffentlichkeit auf den Plan gerufen. Natürlich ist das Niveau, das die Proteste erreicht haben, gut, aber nicht ausreichend. Diese Proteste hätten eigentlich schon früher organisiert werden müssen. Es werden weltweit Aktionen organisiert, in Italien wurde ein Konzert veranstaltet und jetzt in Spanien. Das Eintreten für Abdullah Öcalan ist auf einem bestimmten Niveau verwirklicht worden, aber wie gesagt, das reicht nicht aus. Um die Kette des internationalen Komplotts und das Foltersystem gegen Rêber Apo zu durchbrechen, müssen die Aktionen und Aktivitäten noch weiter verstärkt werden.

Es herrscht Krieg, und dieser Krieg dauert an“

In der Region Zap gibt es einen schweren Krieg. Während sich die türkischen Truppen aus einigen Gebieten zurückgezogen haben, werden in vielen Gebieten weiterhin chemische Waffen eingesetzt. Wie ist dort die aktuelle Situation?

Diese Frage muss ich genau beantworten, denn derzeit gibt es viele Gerüchte. Der türkische Staat führt Programme durch und gibt Erklärungen ab, um sein Versagen zu verbergen. Die Diskussionen sind im Gange. Es gibt auch einige Kommentare von kurdischer Seite. Wir sehen, dass die Situation nicht gut verstanden wird. Es ist nicht richtig zu sagen, dass der Feind aus der Region Zap geflohen ist, aber es ist auch falsch zu sagen, dass er alles besetzt und beherrscht. Es gibt nur eine Wahrheit: Es herrscht Krieg, und dieser Krieg dauert an. In einigen Kommentaren wird behauptet, der Krieg sei vorbei und die Situation sei jetzt ruhiger, aber das ist nicht der Fall.

Nicht in Selbstzufriedenheit verfallen“

Bringt so eine Haltung nicht eine gewisse Selbstzufriedenheit mit sich? Denn die Guerilla führt derzeit einen schweren Krieg.

Das führt natürlich zu Selbstgefälligkeit, und die Fakten werden nicht verstanden. Das mag auch unser Manko sein. Wir haben es versäumt, dafür zu sorgen, dass die Situation gut verstanden wird. Zuallererst möchte ich Folgendes sagen: Heute findet der Krieg im Norden in allen Provinzen statt. Und er findet gerade in Zap, Metîna und Avaşîn statt. Der türkische Staat hat diesen Krieg begonnen. Wir sind dabei, uns zu verteidigen. Wir glauben an eine politische Lösung, aber der türkische Staat hat den Verhandlungstisch umgestoßen und einen Angriff auf uns gestartet. Es gibt keine Situation, die der Behauptung entspricht, die PKK nutze irakisches Territorium, um „die Türken“ anzugreifen. Seit 2012 hat niemand aus Südkurdistan auch nur eine einzige Kugel auf den türkischen Staat abgefeuert. Der türkische Staat hat ein Konzept entwickelt, um die Errungenschaften des kurdischen Volkes zu rauben. Er strebt die Grenzen von Misak-ı Milli [des osmanischen Nationalpakts] an. Auf dieser Grundlage wurden seit 2015–2016 Angriffe gegen Nord- und Südkurdistan geplant. Das ist die Realität. Wir werden einseitig angegriffen und unser Krieg ist definitiv ein Verteidigungskrieg, ein Krieg zur Verteidigung der kurdischen Gebiete, ein Krieg zur Verteidigung dieses Landes. Das ist der Krieg, der heute geführt wird. Einige Leute stellen es anders dar, aber das ist die Wahrheit.

Ohne unseren Widerstand wäre Südkurdistan besetzt“

Es stellt sich die Frage, wie der Krieg bisher verlaufen ist und wie er jetzt läuft. Wie Sie wissen, begann er vor drei Jahren in Heftanîn und dauerte ein Jahr lang. Wir sprechen vom Jahr 2020. Und in den Jahren 2021 und 2022 startete der türkische Staat Invasionsangriffe auf Avaşîn, Zap und einen Teil von Metîna. Dagegen haben wir Widerstand geleistet. Mit diesem Widerstand schützen wir Südkurdistan. Hätten wir das nicht getan, hätten sie die kurdische Region von Gare bis Mexmûr und Şengal besetzt. Der türkische Staat wollte seine Truppen mit den Kräften in Başika [bei Mosul] vereinen. Das war der Plan. Warum zieht sich die türkische Armee nicht jetzt aus Başika zurück? Sie zieht sich nicht zurück, obwohl der irakische Staat sie vor einigen Jahren darum gebeten hat. Der türkische Staat platziert heimlich den MIT [türkischer Geheimdienst] in Kerkûk. Er verfolgt einen Plan. Dieser Plan findet unter dem Deckmantel des „Kampfes gegen den Terror“ statt. Das ist die Wahrheit. Wir haben in diesem Kampf einen hohen Preis bezahlt. Das muss jeder sehen.

Westlich des Zap-Flusses konnte der Feind keine einzige Stellung halten“

Der Krieg ist noch nicht zu Ende. Im Jahr 2022 wollte der Feind die Region Zap vollständig besetzen. Mit diesem Ziel kam er her. Westlich des Zap-Flusses konnte der Feind jedoch keine einzige Guerillastellung einnehmen. Er konnte keine einzige Stellung halten. Er konnte nicht einen einzigen der Kriegstunnel zerstören. Deshalb konnte er sich nicht festsetzen, sondern musste einen Punkt aussuchen und alle seine Kräfte dort bündeln.

Heftige Kämpfe in Avaşîn, Metîna und Zap

Es gibt einen Ort hinter dem Dorf Zêvê, den wir Girê FM nennen. Der türkische Staat will seine Streitkräfte dort stationieren. Er baute eine Straße und brachte Panzer. Er will sich dort festsetzen. Er hat drei Gipfel eingenommen. Aber wir sind auch dort. Es gibt dort den Gipfel Şehîd Munzur. Dort finden gerade starke Auseinandersetzungen statt. Der türkische Staat versucht, sich auch dort festzusetzen, aber die Freund:innen erlauben es nicht. Der türkische Staat setzt alle möglichen Waffen gegen die Freund:innen dort ein. An den Hängen des Gire FM findet ein harter Kampf statt. Mit anderen Worten: Westlich des Zap ist der türkische Staat unwirksam, er ist gescheitert. Er will dort die Kontrolle erringen, scheitert aber. Im Westen befindet sich Metîna. Der türkische Staat hat Metîna und den Girê Hekarî eingeschlossen, aber unsere Freund:innen sind dort in der Nähe. Am 25. November setzten unsere Freund:innen zum Angriff an und versetzten dem Feind schwere Schläge. Es wird sich bald zeigen, ob der Feind sich dort halten kann oder nicht. Auch dort ist er gescheitert, aber der Krieg dauert noch an. Auch im östlichen Teil der Region Zap konnte der Feind keine Umzingelung aufrecht erhalten. Er versucht, eine Kette von Avaşîn bis Şîladizê zu schaffen. Dort befindet sich der Girê Mamreşo, das Ende des Kurojahro-Massivs. Der Feind konzentriert nun sein ganzes Gewicht auf die Front in Avaşîn. In Çemço und Sîda herrscht Krieg.

Seit 290 Tagen vergebliche Besatzungsversuche

Sehen Sie, es sind neuneinhalb Monate vergangen. Ich habe ausgerechnet, dass das 290 Tage sind. Was will der türkische Staat tun? Er will eine Kette hinter Marwanîs, Werxelê, Çemço, Sîda und Şîladizê bilden und sich dort niederlassen. Die Guerilla erlaubt dem Feind jedoch nicht, sich in Çemço, Sîda und Umgebung niederzulassen. Dort herrscht zurzeit ein sehr heftiger Krieg. Es wurden Straßen gebaut und Panzer und Artillerie insbesondere in das Gebiet Çemço gebracht. Der türkische Staat feuert von den Grenzposten aus Mörsergranaten auf das gesamte Gebiet von Çemço. Von Zeit zu Zeit wird die Region von Flugzeugen und Panzern angegriffen. Der türkische Staat greift mit allen möglichen Waffen an, aber seit 290 Tage lang leisten unsere mutigen Genoss:innen dort Widerstand. Sie erlauben es dem Feind nicht, sich in dem Gebiet niederzulassen. Dort befinden sich auch die Stellungen Şehîd Doğan, Şehîd Botan und Şehîd Felat. Der Feind setzt alle Arten von Waffen ein, darunter Panzer, Haubitzen und chemische Waffen. Da er nicht in das Gebiet von Çemço vordringen kann, setzt er chemische Waffen ein, aber bisher hat er sich den Kriegstunneln (der Guerilla) noch nicht genähert. Der Feind greift aus der Ferne an. Er greift die Gebiete Şehîd Botan und Şehîd Ferhat, insbesondere das Gebiet Şehîd Botan, 10 bis 15 Mal am Tag mit chemischen Waffen an. Der türkische Staat versucht mit allen Mitteln, dieses Gebiet zu zerstören. Dort tobt ein gewaltiger Krieg.

Wir haben versprochen, Kurdistan überall zu verteidigen“

Ich muss eins sagen. Die Freund:innen dort könnten jeder Zeit ihre Taschen packen und gehen, wann immer sie wollen. Ich meine, es gibt kein Hindernis dafür, aber sie wollen ihr Land, sie wollen Südkurdistan verteidigen. Weil sie aus Kurdistan stammen. Wir haben versprochen, jedes Gebiet Kurdistans zu verteidigen und überall dort, wo der Feind es besetzen will, Widerstand zu leisten. Dieser Widerstand stärkt die Regionalregierung Kurdistans, die kurdische Politik und die irakische Regierung gegenüber der türkischen Regierung. Ohne diesen Widerstand würde der türkische Staat auf der „Misak-I Milli“-Linie stehen und niemandem Beachtung schenken. Aber heute braucht er jeden. Weil er vom Widerstand besiegt wurde, weil er Zap seit zwei Jahren nicht besetzen kann. Dort herrscht Krieg, und die Kämpfer und Kämpferinnen sind keine Fremden, sondern Menschen aus Kurdistan. In diesem Krieg gibt es viele Freund:innen aus Südkurdistan. Die Kommandantin Berfîn Sara stammte aus Silêmanî, der Kommandant Zerdeşt Pîranşehîr aus Ranya, die Kommandantin Delal Şoreş aus Silêmanî, Heval Egîd Kurdistan stammte aus Xaneqîn, Heval Şaho Qendîl aus Seyîd Sadiq, Heval Helmet Viyan zum Beispiel war ein Verwandter von Şehîd Viyan Soran. Heval Viyan stammte aus Silêmanî. Sie opferte sich selbst. Mit anderen Worten: Diejenigen, die hier Widerstand leisten, sind die Kinder dieses Landes. Sie stammen aus den vier Teilen Kurdistans. Und sie leisten keinen gewöhnlichen Widerstand, sie kämpfen mit großem Willen gegen alle Arten von verbotenen Waffen, und sie werden dies auch weiterhin tun.

Sehr heftiger Krieg am Girê FM und in Avaşîn“

Bis in die Mitte dieses Winters konnte der türkische Staat nicht den gewünschten Erfolg erzielen und beendete die Operation. Er verkündete der Öffentlichkeit, dass er die Zap-Kette „gesäubert“ habe. Das ist jedoch eine Lüge, es stimmt nicht. Im Moment versucht er, alle seine Kräfte am Girê FM zu konzentrieren und unsere Freund:innen dort zu vernichten. Am Girê FM und in Avaşîn herrscht ein sehr heftiger Krieg. Der türkische Staat und die AKP/MHP-Regierung belügen die Öffentlichkeit und verschweigen die Wahrheit. Sie versuchen, ihre Toten zu verbergen, indem sie sagen, dass die Operation beendet sei, aber ihre Soldaten sterben jeden Tag. Sie behaupten beispielsweise, im Westen der Zap-Region erfolgreich gewesen zu sein. Aber sie sind von dort geflohen und haben ihre Leichen zurückgelassen. Sie konnten ihre Toten nicht wegbringen und verbrannten sie. Kurzum, der türkische Staat wurde besiegt, das ist die Realität. Aber wir sollten die Situation nicht unterschätzen, denn der Krieg dauert noch an und einige Gebiete sind abgeschnitten. Wir kämpfen immer noch gegen die türkischen Soldaten. Das ist die Lage.

Lasst die Guerilla nicht allein“

Das ist sicherlich ein großer Erfolg für die Freiheitsguerilla Kurdistans. Alle sollten jedoch wissen, dass dies nicht einfach, sondern mit großen Opfern verbunden ist. Es kann nur mit dem Bewusstsein auf der Linie des Apoismus und einem opferbereiten Geist erreicht werden. So etwas kann nur durch einen professionellen Kampf erreicht werden, indem Taktiken, Methoden und Strategien angewandt werden. Die neue Strategie ist ein Beispiel für die ganze Welt. Dies ist keine gewöhnliche Angelegenheit. Heute führen kurdische Frauen und Männer mit großem Willen hier einen historischen Krieg. Um diesen historischen Widerstand zu gewinnen, rufen wir unser Volk in den vier Teilen Kurdistans, insbesondere unser Volk in Südkurdistan, dazu auf, sich diesen Widerstand zu eigen zu machen, die Guerilla nicht allein zu lassen und sie zu unterstützen.

Den Feind entweder gefangen nehmen oder nicht am Leben lassen“

In einem Ihrer Interviews sagten Sie: „Die Soldaten dort werden entweder gehen oder sie werden alle dort sterben.“ Was ist mit diesen Soldaten geschehen? Wo genau sind sie hingegangen?

Es stimmt, ich habe diesen Satz über die Soldaten am Girê Amêdî, also oberhalb des Dorfes Sêgîrî, gesagt, weil zu diesem Zeitpunkt auch PDK-Kräfte Stellung an deren Seite bezogen hatten. Tatsächlich war ihre Positionierung dort nach militärischen Maßstäben schwach. Es war offensichtlich, dass sie dort keine Ergebnisse erzielen würden. Sie kämpften sieben bis acht Monate lang gegen die Guerilla, konnten aber kein Ergebnis erzielen. Unsere Freund:innen versetzten ihnen schwere Schläge, die meisten von ihnen wurden getötet. Unsere Freund:innen haben ihre Leichen gefunden, es wurde in den Medien darüber berichtet. Dieser Ort liegt in der Nähe von Sergelê, in der Nähe der Dörfer Kanê und Amêdî. Nach Ansicht unseres Kommandos hätte die gesamte feindliche Streitmacht dort vernichtet werden können. Wir sagen nie etwas, was wir nicht tun können. Das ist eine Tatsache. Je mehr unsere Freund:innen den Feind trafen, desto mehr erkannte der Feind, dass er noch mehr Verluste erleiden würde, und bekam Angst. Ich glaube, er hat dieses Gebiet am 11. November mit Kampfflugzeugen angegriffen. Der Feind organisierte Luftangriffe auf das Dorf Sergelê und all diese Gebiete und floh während dieses Angriffs. Wir wussten, dass er fliehen würde. Deshalb sind wir in dieser Situation selbstkritisch, wir hätten den Feind entweder gefangen nehmen oder nicht am Leben lassen dürfen. Es gab die Möglichkeit dazu. Meine Aussage ‚sie werden entweder gehen oder sterben‘ war eine Tatsache. Einige von ihnen starben, einige entkamen. Das war das Ergebnis.

Auch in der nordkurdischen Region Besta herrscht Krieg. Sechs Guerillakämpferinnen sind gefallen. Ein Kontra namens Nimet Encü wurde bestraft. Was bedeuten diese Kontras für die Realität in Kurdistan? Wer sind sie?

Er repräsentiert zweifellos den kurdischen Verrat von heute. Zunächst muss jedoch Folgendes gesagt werden: Der Stamm der Goyî trug wie viele andere Stämme Botans und Kurdistans eine schwere Last in unserer Revolution. Er hat viele Gefallene. Es gibt Hunderte von Held:innen wie Heval Mehmet Goyî, Serbest Goyî, Berxwedan, Bêrîtan, Rojhat, die als Kommandant:innen in unserem Krieg kämpften. Schließlich auch Heval Evîn Encü und vor ihr Cesur Roboskî. Mit anderen Worten: Es gibt zu viele Held:innen, um sie zu zählen. Im letzten Gefecht, das Sie erwähnten, sind sechs Freundinnen gefallen. Zu diesen Freundinnen gehörten Delîla Goyî und Evîn Encü. Der Stamm der Goyî ist im Allgemeinen ein patriotischer Stamm und hat an unserem Krieg teilgenommen, er hat viele Kommandant:innen und mutige Kämpfer:innen zu verzeichnen. Einige von ihnen leben noch, andere sind gefallen. Sara Tolhildan Goyî ist ein Symbol für apoistische Militanz. Der Stamm der Goyî ist ein Stamm mit großen Werten. Aber es gibt eine Realität der kurdischen Gesellschaft. Egal, wie schön und wertvoll etwas an einem Ort ist, es gibt auch etwas Schlechtes daneben. Es gibt also auch Verrat. Zweifellos sehen wir nicht alle Dorfschützer als Verräter an, aber es gibt einige unter ihnen, die ihr Volk wirklich verraten. Nimet Encü war einer von ihnen. Roboskî und Bêceh sind zwei nahe beieinander liegende Dörfer. Nach dem Roboskî-Massaker haben wir wirklich gehofft, dass niemand zum Spion für den türkischen Staat wird. Du kannst eine Waffe haben, aber werde kein Agent. Soweit wir über diese Person wissen, haben Freund:innen lange Zeit auf ihn eingewirkt, damit er aufhört, ein Agent zu sein. Aber er hörte nicht auf und übte sogar noch mehr Verrat. Diese Person hat dem türkischen Staat einen großen Dienst erwiesen. Deshalb tut der türkische Staat so, als ob er ihn begünstigen würde. In Wirklichkeit mag er keinen Kurden, aber er liebt Kurden, die ihr Volk verraten. Diese getötete Person war so jemand. Die Kurd:innen, die jetzt Verrat begehen, begehen wirklich einen sehr schweren Verrat. Die Kurd:innen sind sehr tapfer und mutig, aber es gibt auch Verräter, die sich unter der Rüstung des Feindes verbergen. Wenn der Feind sie lobt, sind sie ekstatisch. Mit anderen Worten: Wenn ein General einem Verräter auf die Schulter klopft, wird er betrunken vor Glück. Ich habe es schon einmal gesagt: Ein kurdischer Verräter würde für ein „gut gemacht“ sieben Kilo Scheiße fressen. Wenn ein General ihm auf die Schulter klopft, geht er hin und isst sieben Kilo Scheiße mit ihm.

Ohne Verräter könnte der Feind uns nicht angreifen“

So schlimm sind die kurdischen Verräter. Nimet Encü war einer von ihnen. Er war nicht nur bei Einsätzen als Vorhut des Feindes dabei, sondern auch als Agent. Besonders in Südkurdistan, in Heftanîn, Metîna, wurden durch ihn Informationen an den Feind weitergegeben und Freund:innen sind deswegen gefallen. Zwei Vorfälle waren für uns besonders bedeutsam. In Heftanîn sind Heval Savaş Maraş und vier seiner Genoss:innen wie auch Heval Têkoşer Şemzînan, der Kommandant der Region Metîna, wegen dem Verräter gefallen. Auch einige Personen aus dem Süden beteiligten sich an diesem Verrat. Die Menschen aus Goyî und Bêceh sollte diese Wahrheit kennen. Ihre Kinder sind noch jung, sie wissen nicht, was für Verbrechen ihre Väter an ihrem Volk begangen haben. Ich glaube, dass sie es verstehen werden, wenn sie erwachsen sind. Ich habe die Liste bei mir, wir haben 18 Gefallene mit dem Namen Encü. Allein mit dem Nachnamen Encü ... Eine solche Realität gibt es in Kurdistan. Ein Stamm kann Held:innen, tapfere und mutige Menschen hervorbringen, und auf der anderen Seite können aus ihm solche Verräter und Kollaborateure hervorgehen.

Der Feind schmeichelte dieser Person. Er wiederum bemerkte, dass sich Freund:innen in Besta bewegen und eine Operation wurde eingeleitet. Bei den Zusammenstößen leisteten unsere YJA-Star-Einheiten unter dem Kommando von Heval Evîn Goyî, Heval Silav Faraşîn und Heval Rojbîn Gever zwei Tage lang Widerstand. Dabei fielen sie. Alle sechs gefallen Freundinnen waren Stadtkader unserer Partei. Ich gedenke dieser heldenhaften Gefallenen voller Respekt, denn sie sind die Wegbereiterinnen unserer Revolution. Sie fielen und zeigten dabei größten Widerstand.

Ohne Verräter kann uns der Feind nicht angreifen“

Der gleiche Kampf wurde zweimal in Gabar und zwei Tage hintereinander in der Region Cûdî ausgetragen. In der Zwischenzeit unternahm der Feind zahlreiche Angriffe auf Botan. Aber er hat dies mit der Hilfe von Verrätern getan. Wir wissen, dass dieser Feind uns niemals allein besiegen kann. Der Feind kann uns nicht angreifen, wenn verräterische Kurden ihm dabei nicht helfen. Diese Kurden sollten ihr Volk nicht länger verraten. Stellt Euch nicht auf die Seite des blutrünstigen Feindes, werdet keine Agenten. Als Agent kann man nicht mutig sein, man kann nicht einmal ein Mensch sein. Seid keine Verräter. Wir befinden uns jetzt in einer Zeit, in der wir unsere nationale Einheit herstellen müssen. Wir verdienen es, in diesem Land frei zu leben, weil so viele mutige, heldenhafte und tapfere Menschen aus unserer Mitte hervorgegangen sind.

Koranverbrennungen nutzen dem AKP/MHP-Regime“

In den letzten Tagen haben in Schweden, den Niederlanden und Dänemark Leute, die sich selbst als rechts und faschistisch bezeichnen, den Koran verbrannt. Auf diese Weise wollten sie die Muslime beleidigen. Was verbirgt sich Ihrer Meinung nach dahinter?

Zunächst einmal ist die Verbrennung des Korans ein absolut erniedrigender, respektloser und unmoralischer Angriff auf die islamische Welt. Wir verurteilen derartige Handlungen aufs Schärfste. Man sollte sich ansehen, wer die Täter sind. Es sind Rassisten und Faschisten. Es sieht nach einem Plan aus. Zuerst gab es das in Schweden, dann in den Niederlanden und zuletzt in Dänemark. Welche Verbindungen die Täter haben, muss diskutiert werden. Diese Situation dient jedoch zweifellos dem faschistischen AKP/MHP-Regime. Das AKP/MHP-Regime hat die Türkei ruiniert, Krieg, antikurdische Stimmung und Widersprüche geschaffen. In diesem Sinne hat es in der Türkei nichts hinterlassen. Es gibt kein Gesetz, keine Demokratie, es gibt eine Wirtschaftskrise, die Menschen hungern. Jetzt befindet sich das Regime in einer Wahlphase. Dieses faschistische Regime hat keine Propaganda mehr. Es gibt nur zwei Dinge. Das eine ist Nationalismus und Rassismus. Sie sagen immer, sie seien national. Das zweite ist der Missbrauch des Islam.

Wenn Faschisten in Europa hingehen und den Koran verbrennen, stärkt das die Hand des AKP/MHP-Regimes. Es präsentiert sich als ‚Verteidiger des Islam‘ und ‚Verteidiger der türkischen Nation' und sagt: ‚Sie greifen uns an, wir werden in Europa angegriffen.‘ Mit anderen Worten: Diese Ereignisse dienen dem faschistischen AKP/MHP-Regime. Welche Verbindungen bestehen und welche Art von Struktur dahintersteht, das ist eine andere Diskussion. Dazu könnte ich einige Dinge sagen. Die Menschen wissen das auch. Es ist jedoch so, dass es sich um einen Plan handelt, mit dem das faschistische AKP/MHP-Regime von neuem gewinnen möchte. Vor allem die Menschen in Kurdistan und in der Türkei sollten wissen, dass das ein Spiel ist, ein internationaler Plan. Dessen sollten sich alle bewusst sein. Wir verurteilen die Täter dieser Vorfälle erneut aufs Schärfste.