höchste Angriffsfrequenz am 12. Mai
Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gab am 12. Mai nach einem dreitägigen Kongress vom 5. bis 7. Mai bekannt, ihre Organisationsstruktur aufzulösen und alle unter dem Namen der PKK durchgeführten Aktivitäten einstellen zu werden. Diese Entscheidung erfolgte als Reaktion auf den Friedensaufruf ihres inhaftierten Vorsitzenden Abdullah Öcalan Ende Februar und die anschließende Erklärung eines einseitigen Waffenstillstands am 1. März.
In einem aktuellen Bericht der in Südkurdistan ansässigen Friedensinitiative Community Peacemaker Teams (CPT) wird festgehalten, dass die türkischen Angriffe trotz dieser Entwicklungen erheblich zugenommen haben und sich geographisch stärker konzentrieren.
Die CPT haben für den Monat Mai eine Zunahme der Militärgewalt der türkischen Armee um 143 Prozent dokumentiert, was sogar das Niveau vor dem Waffenstillstand überträfe. Insgesamt habe die Friedensinitiative im Mai mindestens 510 Bombardierungen und Angriffe auf die Gebiete der Kurdistan-Region des Irak (KRI) registriert. Hierbei konzentrierten sich die Angriffe dem Bericht zufolge ausschließlich auf die Provinz Dohuk. Demnach seien 98 Prozent der Attacken auf den Bezirk Amêdî und zwei Prozent auf den Bezirk Zaxo verübt worden.
Gezählt wurden 458 Artillerieangriffe, 36 Luftangriffe und 16 Hubschrauberangriffe. Im Vergleich zum Monat März entspräche dies einem Anstieg der Militärschläge um 332 Prozent. Die CPT begründen diese Steigerung mit der starken Konzentration der militärischen Eskalation. Außerhalb des Bezirks Amêdî seien nur minimale bis gar keine militärischen Operationen gemeldet worden, was einen starken Kontrast zu den Vorjahren darstelle, in denen die türkischen Offensiven geografisch stärker verteilt gewesen seien.
Die CPT konstatieren: „Diese strategische Verschiebung spiegelt wahrscheinlich die Dynamik des laufenden Friedensprozesses zwischen der PKK und dem türkischen Staat wider. Die aktuellen Militäraktionen scheinen mit dem Ziel der Türkei übereinzustimmen, eine Pufferzone einzurichten und jegliche Präsenz der PKK in der Nähe ihrer Kontrollgebiete zu verhindern. Bemerkenswert ist, dass die höchste Anzahl von Angriffen an einem einzigen Tag in diesem Jahr – 94 – genau an dem Tag stattfand, an dem die PKK ihre Auflösung bekannt gab.“
Darüber hinaus gaben die CPT an, trotz des laufenden Friedensprozesses, beobachtet zu haben, dass das türkische Militär am 30. Mai mit dem Bau einer neuen Militärbasis in Geliyê Balinda im Bezirk Amêdî in der Region Zap begonnen hat.
Seit Jahresbeginn zählte die Friedensinitiative mindestens 1.014 Bombardierungen und Hubschrauberangriffe auf die Gebiete der KRI, die zu neun zivilen Opfer führten, darunter drei Tote und sechs Verletzte.
Titelbild Grafik © CPT Iraqi Kurdistan