HPG geben Identität von Fedai-Gefallenen bekannt

Im März 2019 sind in Heftanîn vier Guerillakämpfer gefallen, die den Fedai-Einheiten der HPG angehörten. Die HPG haben ihre Identität veröffentlicht.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von vier Guerillakämpfern veröffentlicht, die im März 2019 bei der Bombardierung der Region Heftanîn in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. Savaş Maraş, Munzur Zerya, Savaş Tekoşîn Gabar und Tirêj Nûjîn gehörten den Fedai-Einheiten der Guerilla an und waren im Rahmen einer Aufgabe in Heftanîn.

                                

Codename: Savaş Maraş
Vor- und Nachname: Mehmet Soysüren
Geburtsort: Elbistan
Namen von Mutter und Vater: Hanım – Seyho
Todestag und -ort: 20. März 2019 / Heftanîn

 

Codename: Munzur Zerya
Vor- und Nachname: Hüseyin Nas
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Meryem – Kasım
Todestag und -ort: 20. März 2019 / Heftanîn

 

Codename: Savaş Tekoşîn Gabar
Vor- und Nachname: Abdullah Asus
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Hazal – Kasım
Todestag und -ort: 20. März 2019 / Heftanîn

 

Codename: Tirêj Nûjîn
Vor- und Nachname: Mustafa Altunterun
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Mehmet Tahir
Todestag und -ort: 20. März 2019 / Heftanîn

Die HPG sprechen den Angehörigen und dem patriotischen Volk Kurdistans ihr Beileid aus und erklären: „Wir geben unser Wort, dass wir den Kampf unserer gefallenen Fedai-Genossen mit dem Geist von Newroz zum Sieg führen werden.“

Savaş Maraş

Savaş Maraş ist 1977 in Elbistan zur Welt gekommen und mit der alevitischen Kultur aufgewachsen. Zwei Jahre nach seiner Geburt fand das Pogrom gegen die alevitische Bevölkerung in der Provinz Gurgum (tr. Maraş) statt. Seine Familie widersetzte sich der staatlichen Politik, mit der die Aleviten vor die Alternativen Tod, Flucht oder Assimilierung gestellt wurden. Sie blieb in ihrer Heimat und lebte die eigene Kultur weiter. Savaş Maraş interessierte sich bereits als Jugendlicher für die sozialistische Ideologie und linke Bewegungen und entschied sich, Revolutionär zu werden. Er war in verschiedenen Bereichen aktiv und erkannte nach intensiver Auseinandersetzung, dass die von Abdullah Öcalan angeführte Bewegung mit ihrer Theorie und Praxis die sozialistische Ideologie am effektivsten vertrat. 1997 schloss er sich der PKK an und kämpfte mit der Guerilla in den Bergen Nordkurdistans. Nach HPG-Angaben zeigte er militärische Disziplin und große Entschlossenheit im Kampf gegen den Feind. Innerhalb der Partei vertrat er mit großer Vehemenz die „Apocu-Linie“ und wurde bereits zu Lebzeiten zu einem Symbol für das freie Leben in der PKK. Er entwickelte sich zu einem führenden Kommandanten und nahm innerhalb der Fedai-Einheiten (Hêzên Taybet) an vielen Einsätzen teil. Dabei zeigte er sich innovativ und beteiligte sich an der Produktion neuer Techniken. Gleichzeitig bildete er seine Weggefährt*innen in neuen Guerillataktiken aus. „Als Freiheitsguerilla Kurdistans verdanken wir Savaş Maraş viele unserer heutigen Erfolge durch seinen unermüdlichen und beispiellosen Einsatz bei der Entwicklung und Institutionalisierung der notwendigen Infrastruktur“, schreiben die HPG. „Er war ein wirklicher Apocu und Sozialist, dem es gelang, den vom System in den Persönlichkeiten der Menschen erschaffenen Egoismus vollständig zu überwinden. Jahrelang war er führender Kommandant der Fedai-Gemeinschaft innerhalb der Freiheitsguerilla Kurdistans. Wir werden keinen ruhigen Atemzug tun, bevor wir ihn nicht gerächt haben.“

Munzur Zerya

Munzur Zerya ist als Kind einer Nomadenfamilie in Botan zur Welt gekommen. Seine Familie gehört zum Stamm der Didêrî und er wuchs mit der Widerstandskultur der Bevölkerung von Botan auf. Seine Schwester Berivan Garzan schloss sich 1992 der PKK an und fiel 1996. Munzur Zerya hatte sie nie gesehen und wuchs mit den Erzählungen über sie auf. Er erlebte bereits als Kind, dass der türkische Staat das kurdische Volk von der Wurzel her ausrotten will. Viele Menschen aus seinem familiären Umfeld gingen zur Guerilla, es gab mehrere Gefallene. Munzur Zerya erkannte, dass ein Leben als freier Kurde einen Preis erfordert. 2014 schloss er sich der Guerilla an. Er gewöhnte sich schnell an das Leben bei der PKK in den Bergen und entwickelte die Eigenschaften eines Apocu-Militanten. „Er wurde Teil der Fedai-Gemeinschaft und übernahm eine führende Rolle und Mission“, schreiben die HPG über seinen weiteren Werdegang. Mit seiner ideologischen Haltung und seiner genossenschaftlichen Teilhabe war er in seinem Umfeld beliebt. Er war sehr selbstkritisch und lehnte ein gewöhnliches Leben ab. Sein Leitspruch war ein Zitat von Abdullah Öcalan: „Wir werden nicht wie früher leben und wir werden auch nicht wie früher kämpfen.“

Savaş Tekoşîn Gabar

Savaş Tekoşîn Gabar kam ebenfalls als Kind einer Nomadenfamilie aus dem Stamm der Didêrî in Botan zur Welt und wuchs in der Atmosphäre der durch den Kampf der PKK entstandenen Volksaufstände (ku. Serhildan) auf. Er lernte die mörderische Realität des türkischen Staates früh kennen und träumte bereits als Kind davon, als Guerillakämpfer Vergeltung zu üben. Seinen Traum vom Guerillaleben in den Bergen verwirklichte er als junger Mann. Er passte sich ohne Schwierigkeiten an seine neuen Lebensumstände an und setzte sich mit der Apocu-Ideologie auseinander. Sein Vorbild war der unsterbliche Kommandant Egîd, der Botan mit seinem Kampfgeist maßgeblich geprägt hat. Savaş Tekoşîn Gabar wollte immer nach Gabar gehen, dem Gebirge galt seine Sehnsucht. Um einen noch größeren Einsatz zu zeigen, schloss er sich den Fedai-Einheiten an. Die HPG beschreiben ihn opferbereiten und aufrichtigen Militanten, der den Gefallenen zutiefst verbunden war und bis zu seinem Tod die „Mission der Fedai“ vertreten hat.

Tirêj Nûjîn

Tirêj Nûjîn ist in Farqîn zur Welt gekommen, einem Kreis in Amed mit einer sehr patriotischen Bevölkerung. Seine Familie musste aufgrund der staatlichen Repression ihre Heimat verlassen und in die Stadt ziehen. Fern von seinem Land erlebte Tirêj Nûjîn die Realität des türkischen Staats und der kapitalistischen Moderne. Dadurch wurden Widersprüche in ihm wach und er begab sich auf eine Suche, die ihn zurück zu seinen Wurzeln führte. Er ging in die kurdischen Berge und schloss sich der Guerilla an. Dort beteiligte er sich mit großer Leidenschaft an allen Aktivitäten. Im Alltag zeigte er sich opferbereit, im Kampf mutig. Er wollte bei allem erfolgreich sein, ging von Heftanîn nach Şengal, von dort aus in die Zap-Region und schließlich wieder nach Heftanîn. „Im Bewusstsein, dass in Kurdistan kein Platz für die Besatzer ist, hielt er seinen Hass und seine Wut auf den Feind lebendig und übernahm als Fedai eine Mission“, schreiben die HPG. Sein Vorbild war Çiyager Hêvî, der legendäre Kommandant des Widerstands von Sûr. Er konzentrierte sich darauf, als professioneller Guerillakämpfer zu agieren und unter allen Umständen eine Lösung zu finden. Hilflosigkeit war ihm fremd, sein Kampf war darauf ausgerichtet, Erfolge zu erzielen. Laut HPG hat er bis zum letzten Atemzug die Fedai der Apocu repräsentiert.