HPG geben Identitäten von gefallenen Kommandantinnen bekannt

Wie das Pressezentrum der HPG mitteilt, ist Melsa Mûş aus dem Gebietskommando der südkurdischen Region Zap gemeinsam mit den Kämpferinnen Govend Zagros und Nûda Wan Goyî gefallen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) teilt mit, dass Melsa Mûş aus dem Gebietskommando der südkurdischen Region Zap gemeinsam den Kämpferinnen Govend Zagros und Nûda Wan Goyî im Jahr 2021 in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen sind. Die HPG erklären: „Vom ersten Tag an, an dem sie sich der Freiheitsbewegung anschlossen, bis zu ihrem letzten Atemzug setzten unsere Genossinnen Melsa, Govend und Nûda ihre ganze Energie mit großer Liebe und Entschlossenheit für die Freiheit unseres Volkes, aller unterdrückten Völker und vor allem für die unterdrückte Nation der Frau ein. Unter den schwierigsten Bedingungen, in den unerbittlichsten Momenten und in einem unmöglichen Umfeld haben sie sich durch die apoistische Ideologie zu einer Quelle der Kraft, der Inspiration, der Hoffnung und der Freiheit entwickelt. Sie stürmten ohne zu zögern von Stellung zu Stellung und von Aufgabe zu Aufgabe. Sie kannten kein Aufhören, sie kämpften tapfer und sie wussten, wie sie mit Genoss:innenschaftlichkeit die schönsten Werte schaffen konnten. Sie unternahmen als bahnbrechende Kommandantinnen und Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA Star beispiellose Anstrengungen für die genaue Umsetzung unserer revolutionären Volkskriegsstrategie und leisteten Pionierarbeit für den Guerillakrieg der neuen Ära in der Region Zap. Sie glaubten an den Sieg und praktizierten die Taktiken ohne Zögern. Mit Respekt und Dankbarkeit gedenken wir am Jahrestag ihres Todes unserer Genossinnen Melsa, Govend und Nûda, die ihr Leben einsetzten und opferbereit kämpften. Sie sind Schöpferinnen großer freiheitlicher Werte und Symbole der Frauenarmee in der Zap-Region. Wir versprechen, dass wir die Freiheit der Frau um jeden Preis erreichen und Rache am Patriarchat und dessen faschistischem nationalstaatlichem System nehmen werden. Wir versprechen, ihre Träume auf jeden Fall zu verwirklichen. In diesem Sinne sprechen wir den Familien unserer gefallenen Weggefährtinnen und dem patriotischen Volk von Kurdistan unser Beileid aus.“

Codename: Melsa Mûş
Vor- und Nachname: Dilek Özer
Geburtsort: Mûş
Namen von Mutter und Vater: Melike – Rahmi
Todestag und -ort: 2021 / Medya-Verteidigungsgebiete
Codename: Govend Zagros
Vor- und Nachname: Güllüşah Polat
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Necat
Todestag und -ort: 2021 / Medya-Verteidigungsgebiete
Codename: Nûda Wan Goyî
Vor- und Nachname: Razan Yıldırım
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Hikmet – Ali
Todestag und -ort: 2021 / Medya-Verteidigungsgebiete


Melsa Mûş


Melsa Mûş kam aus einer patriotischen Familie in der nordkurdischen Region Mûş. Sie wuchs von Kindesbeinen an mit den Werten des Freiheitskampfes auf. Ihr Charakter war wurde von einer kämpferischen Haltung geprägt, die das Patriarchat und feudale Denken in keiner Weise akzeptierte. Stattdessen befand sich Melsa immer auf der Suche. Ihre Rebellion gegen gesellschaftliche Zwänge wurde im Angesicht der türkischen Massaker zu einer Widerstandshaltung gegen den türkischen Kolonialismus. Sie kannte die PKK schon als kleines Kind, denn ihr nahestehende Familienmitglieder waren bereits der Guerilla beigetreten oder auch gefallen. In diesem Sinne wuchssen ihr Interesse und ihre Sympathie für die Freiheitsbewegung von Tag zu Tag und sie suchte nach Wegen, sich am Kampf zu beteiligen. Nach dem internationalen Komplott und der Verschleppung Abdullah Öcalans tat sie es vielen anderen kurdischen Jugendlichen gleich und trat der PKK bei.

Melsa integrierte sich schnell in das Leben der Guerilla, bildete sich ideologisch weiter und wurde zu einer Streiterin für die Frauenbefreiungsideologie. Sie fand sich selbst in den Analysen Öcalans, mit denen sie sich intensiv beschäftigte, wieder und erkannte darin ihr Umfeld, aus dem sie kam, die Realität des Systems und die Sklavinnenrolle, die das System Frauen zuweist. Während sie sich ideologisch weiterbildete, entwickelte sie auch militärischen Fähigkeiten. Aufgrund ihrer Praxis und ihrer militärischen Kenntnisse wurde sie bereits zu Beginn ihrer Kampfesjahre zu einer Kandidatin für ein Kommando. Darauf richtete sie ihren Lebensweg aus und verfolgte eine revolutionäre Haltung und Lebensphilosophie mit dem Ziel, eine Kämpferin für Recht, Gerechtigkeit und Freiheit zu werden.

Ihr erstes Kampfgebiet war die nordkurdische Region Botan. Danach folgten viele andere Regionen Kurdistans. Dabei stellte sie sich immer an die Spitze des Kampfes und stand mit ihren Genoss:innen an schwerster Stelle und an vorderster Front.

Melsa begann ihr Leben als Guerillakämpferin mitten in einer schwierigen Phase innerhalb der PKK. Angriffe von außen und innen versuchten, die Bewegung von ihrer revolutionären Linie abzubringen, die Frauenbefreiungsbewegung und Frauenarmee zu zerschlagen und so die PKK aufzulösen. Melsa trat dabei als eine unerschrockene Verteidigerin der revolutionären Linie in der Freiheitsbewegung auf und stellte sich gegen jede Auflösungsbestrebung. In Reaktion auf die Angriffe von innen trat sie den Hêzên Taybet (Spezialeinheiten) bei. Die Guerilla hatte sich als Zeichen guten Willens für Friedensgespräche aus Nordkurdistan zurückgezogen. Als der türkische Staat weiter auf Krieg setzte, kehrte die Guerilla zurück. Melsa war eine der ersten Kämpferinnen, die wieder nach Botan kamen. Als Kommandantin konnte sie dort ihre militärischen Fähigkeiten und deren taktische Umsetzung auf vielen Ebenen weiterentwickeln. Gleichzeitig lernte sie die verschiedenen sozialen Strukturen und die kurdische Realität auf vielen weiteren Ebenen kennen. Sie beschäftigte sich hier insbesondere mit der Rolle der Frau. Das machte sie zu einer taktisch geschickten, mutigen und kühnen Kommandantin, die keine Kompromisse bei den Grundsätzen der Frauenbefreiung einging und auf allen Ebenen Angriffe konterte. Die HPG schreiben über sie: „Unsere Genossin Melsa hat diese Eigenschaften in den Prozess der Umstrukturierung der Guerilla auf der Grundlage der Strategie des revolutionären Volkskriegs eingebracht. Sie führte in sich und in ihrem Umfeld einen starken Kampf gegen die klassische Kommandohaltung und orientierte sich an den Grundsätzen des Guerillakampfes der demokratischen Moderne. Ihre Schlagfertigkeit und ihr Innovations- und Kampfgeist machten sie zu einer der Kommandantinnen, die die neuen Taktiken am frühesten übernahmen und am stärksten umsetzten. In diesem Prozess, der eine neue Ära der Frauenarmee darstellte, erfüllte sie ihre Pionieraufgabe als Kommandantin.“

Aufgrund der türkischen Aggressionen war Melsa Mûş entschlossen, 2020 wieder zurück an die Front ins Zagros-Gebirge zu gehen. Mit ihrer Erfahrung wurde sie Teil der Regionalkommandantur der YJA Star im Zap. 2021 fiel sie im Ertûş-Gebiet zusammen mit Govend Zagros und Nûda Wan Goyî im Rahmen einer revolutionären Offensive gegen die türkische Invasion.

Govend Zagros


Govend Zagros stammte aus Sêrt in der nordkurdischen Widerstandsregion Botan. Mehrere Mitglieder ihrer patriotisch eingestellten Familie waren bereits in der Guerilla aktiv oder im Kampf gefallen. So wuchs sie mit der Realität des Freiheitskampfes auf und träumte davon, selbst Guerillakämpferin zu werden. Ihr Widerspruch zur sozialen Realität, in der sie lebte, wuchs, je älter sie wurde. Die Unterdrückung und die Massaker durch den türkischen Staat machten sie wütend und sie beschäftigte sich mit der dahinterstehenden Realität des Kolonialismus. Sie begriff auch früh, wie der türkische Staat durch Drogen und andere Mittel des Spezialkriegs die Jugend vom Freiheitskampf zu trennen versuchte, und sie engagierte sich dagegen. So nahm sie schon vor ihrem Beitritt zur PKK eine Führungsrolle ein. Auch erkannte sie bald die rückständigen Einstellungen gegenüber Frauen und die ihnen zugewiesenen Rollen in der Gesellschaft und machte klar, dass sie sich an diesem System der Versklavung nicht beteiligen werde. Die einzige Lebensperspektive sah sie in der Guerilla und sie versuchte mehrfach beizutreten, bis es ihr schließlich im Jahr 2014 gelang. Sie integrierte sich schnell in das Leben der Guerilla und bildete sich in Windeseile zu einer professionellen YJA-Star-Kämpferin weiter. Zunächst kämpfte sie in der Region Zagros, doch dieses Engagement war ihr nicht genug. Sie war entschlossen, sich noch stärker einzubringen, und trat so im Jahr 2016 den Hêzên Taybet bei. Nach ihrer Ausbildung kehrte sie in die Zagros-Berge zurück. 2018 wechselte sie in die Zap-Region und reflektierte dort zunächst ihre bisherige Praxis. Zunächst kämpfte sie am Çiya Reş und ging dann in das Gebiet Ertûş. Dort nahm sie an den meisten der in der Zeit stattfindenden Aktionen teil. Bei den türkischen Angriffen 2020 und dem umfassenden Invasionsversuch 2021 stand sie an vorderster Widerstandsfront. Die HPG schreiben: „Unsere Genossin Govend Zagros kämpfte im revolutionären Volkskrieg, erreichte hohe Professionalität und schuf einen stählernen Willen in sich. Sie ging in schwierigsten Phasen Schritt für Schritt voran und wurde eine der führenden Kader der Frauenarmee. Die Entschlossenheit und der Kampfeswille unserer Weggefährtin Govend werden uns leiten, und es wird eine unserer größten Aufgaben sein, das freie Leben zu schaffen, von dem sie träumte.“

Nûda Wan Goyî


Nûda Wan Goyî stammte aus dem für seinen Patriotismus bekannten Stamm der Goyî. Sie wuchs im nordkurdischen Wan auf. Da ihre Familie im Freiheitskampf engagiert war, lernte auch Nûda ihn von klein auf kennen. Angesichts der Unterdrückung, die sie erlebte, entwickelte sie früh ein Bewusstsein über die Notwendigkeit, den türkischen Kolonialismus zu bekämpfen. Im Jahr 2015 trat sie der Guerilla bei. Im gleichen Jahr ging sie zur Verteidigung der ezidischen Bevölkerung in die südkurdische Şengal-Region und kämpfte dort gegen den IS. Sie nahm an vielen Aktionen gegen den IS teil und gewann an großer Erfahrung. Um noch effektiver kämpfen zu können, spezialisierte sie sich auf schwere Waffen und ließ sich darin ausbilden. So wurde sie zu einer professionellen Kämpferin der YJA Star. Nûda zeigte ein hohes Maß an Aktivität und zeichnete sich durch ihr Verständnis und ihre taktischen Fähigkeiten aus. So übernahm sie für einen langen Zeitraum die Position einer Kommandantin an einer Akademie. Dort trug sie zur Ausbildung unzähliger Kämpfer:innen bei. Mit den zunehmenden Angriffen auf die Medya-Verteidigungsgebiete ging sie in die Zap-Region und kämpfte dort 2019 als Kommandantin einer Einheit mit schweren Waffen. Dabei nahm sie an vielen Aktionen teil. Die HPG schreiben: „Unsere Genossin Nûda Wan Goyî, die mit ihrer kämpferischen Persönlichkeit und ihrer Wut auf den Feind immer an vorderster Front kämpfen wollte, fiel, als sie im Jahr 2021 die Zap-Region gegen die Angriffe des Feindes verteidigte, diese zurückschlug und dem Feind eine historische Lektion erteilte. Sie hinterließ ein großes Vermächtnis des Kampfes. Als ihre Genoss:innen sind wir dem Andenken an Nûda verpflichtet, noch härter zu kämpfen, um ihre Ziele zu verwirklichen. Wir werden sicher den Sieg erringen.“