Cemil Bayik, Ko-Vorsitzender der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans), hat sich in einer Sondersendung bei Stêrk TV über die jüngsten Entwicklungen in Kurdistan, im Nahen Osten und in der Welt geäußert. Schwerpunkte seiner Analyse waren die totale Isolierung von Abdullah Öcalan, die Notwendigkeit von internationalem Druck auf Frankreich, um eine Vertuschung des jüngsten Anschlags in Paris zu verhindern, das Ende der Unterstützung für die AKP/MHP-Regierung in der Türkei und aus dem Ausland, die schweren sozialen Folgen des Krieges in Kurdistan und die Aussichten in Syrien.
Wir veröffentlichen Ausschnitte aus dem Beitrag in deutscher Übersetzung:
Abdullah Öcalans Stimme soll die Welt nicht erreichen
„Heute wird eine Völkermordpolitik gegen Rêber Apo [Abdullah Öcalan] und das kurdische Volk betrieben. Denn Rêber Apo repräsentiert das kurdische Volk. Alles, was es bisher erreicht hat, hat es mit Rêber Apo erreicht. Das ist der Grund, warum der türkische Staat eine Politik des Völkermordes gegen Rêber Apo betreibt. Sie wollen sich an ihm rächen. Das kurdische Volk und die Menschheit sind sich der Rolle von Rêber Apo bewusst, und auch der türkische Staat ist sich dessen sehr wohl bewusst. Offensichtlich will der türkische Staat seine Politik des Völkermordes nicht ändern, sondern beharrt darauf. Es ist klar, wohin diese Politik die Türkei führt. Das können alle sehen. Sie kann mit dieser Politik nichts erreichen.
Von Gramsci bis Öcalan
Da war Gramsci, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Italiens. Die italienischen Faschisten beschlossen, dass Gramsci 20 Jahre lang keinen Gebrauch von seinem Verstand machen sollte, damit er nicht in der Lage war, zu denken und die Probleme Italiens zu lösen. Sie hatten große Angst vor Gramsci und seinen Gedanken. Heute betreibt der türkische Staat die gleiche Politik gegen Rêber Apo. Sie betreiben diese schwere Isolationspolitik, damit Rêber Apo nicht denkt, nicht produziert, seine Aufgabe für das kurdische Volk und die Menschheit nicht erfüllt, damit seine Stimme die Gesellschaft nicht erreicht. Es sind das kurdische Volk und seine internationalen Freunde, die diese Isolationspolitik ändern und durchbrechen werden. Denn der Feind [der türkische Staat] beharrt auf dieser Politik.
Europa und Türkei betreiben die Isolation gemeinsam
Hierzu gibt es auch eine Haltung des Europarats und des Antifolterkomitees (CPT). Der türkische Staat hat absichtlich viele Gerüchte über Rêber Apo verbreitet. Die Gerüchte passen nicht zueinander, daher weiß man nicht, was die Wahrheit ist. Das gibt Anlass zu großer Besorgnis. Aus diesem Grund gaben die Anwältinnen und Anwälte von Rêber Apo eine Erklärung ab. Sie sagten, dass das CPT zwar behauptet habe, nach Imrali gereist zu sein, es aber kein Treffen gegeben habe. Wir wollen, dass das CPT eine Erklärung abgibt. Unser Volk und unsere internationalen Freundinnen und Freunde haben auf diese Situation reagiert, aber das CPT hat sich immer noch nicht geäußert. Das hat die Besorgnis aller verstärkt. Auch der Europarat muss eine Erklärung abgeben. Die Aufgabe des CPT ist es, Folter zu verhindern. Aber die Aufrufe zur Verhinderung von Folter bleiben unbeantwortet. Das CPT spielt eine sehr schlechte Rolle. Was soll das bedeuten? Es bedeutet, dass Europa, das CPT und der türkische Staat gemeinsam diese Politik der Isolation betreiben. Diese Politik bedeutet mehr als Isolation. Es handelt sich um eine absolute Isolation. Mit anderen Worten, sie haben alle Beziehungen von Rêber Apo mit der Welt abgeschnitten.
Auf Frankreich muss internationaler Druck ausgeübt werden
Vor zehn Jahren verübte der türkische Staat in Paris ein Massaker. Unsere Freundin Sara [Sakine Cansiz] und ihre Freundinnen sind dabei gefallen. Zehn Jahre später wurde nun ein zweites Massaker im Zentrum von Paris verübt. Sowohl beim ersten als auch beim zweiten Anschlag waren führende Frauen unserer Freiheitsbewegung, unser Volk und die Frauenbewegung das Ziel. Das ist keine neue Politik. Viele besetzende, völkermordende Staaten haben diese Taktik angewandt, um sozialistische und Volksbewegungen und die Unterdrückten zu besiegen. Heute wird diese Taktik auch gegen unsere Bewegung angewandt. Die Frauenbewegung hat einen starken Einfluss nicht nur in Kurdistan, sondern in der ganzen Welt. Die Frauen werden nicht ohne Grund angegriffen. So wie die AKP/MHP-Regierung und der türkische Staat Feinde der Völker und der sozialistischen und demokratischen Kräfte sind, so sind sie auch Feinde der Frauen. Sie sind ideologisch gegen Frauen eingestellt. Wer sind die Frauen, die am meisten ins Visier genommen werden? Es sind diejenigen, die gegen den IS und al-Nusra gekämpft und der Menschheit einen großen Dienst erwiesen haben. Sie haben die Menschheit vor einer großen Katastrophe bewahrt. Der IS hat in Frankreich drei Massaker an der französischen Bevölkerung verübt. Jetzt wurde dort ein Massaker an der kurdischen Freiheitsbewegung verübt. All dies geschieht nicht ohne Grund. Diejenigen, die das kurdische Volk und die Freiheitsbewegung anführen, werden ins Visier genommen, weil sie gegen IS und al-Nusra kämpfen. Sie haben Frankreich vor dem IS, vor den Massakern des IS geschützt. Dafür rächt man sich an den kurdischen Frauen und ihren Pionierinnen. Deshalb wurden unsere Freundinnen Sara und Evîn [Emine Kara] ins Visier genommen.
Die Türkei ist kein normaler Staat
Der türkische Staat ist kein normaler Staat. Er ist ein Staat, der auf einer speziellen psychologischen Kriegsführung beruht. Er basiert vollständig auf dieser Grundlage. Wenn dieser Staat nicht einen einzigen Tag lang Krieg führt, kann er nicht überleben. In der Geschichte der Türkei hat es immer Feindseligkeit gegenüber Völkern mit anderen Identitäten und Überzeugungen gegeben. Es soll ein Staat entstehen, der auf der türkischen Nation und der türkischen Religion basiert, ein Nationalstaat. Um das zu erreichen, versuchen sie, alle zu beseitigen, die sich ihnen in den Weg stellen. Aus diesem Grund verüben sie Massaker von Efrîn bis Silêmanî, von der Türkei bis Europa. Sie haben es nicht nur auf PKK-Militante abgesehen, sondern auch auf patriotische kurdische Menschen. So wollen sie mit diesen Massakern allen Angst machen. Deshalb tun sie es auch in Europa, wie jetzt im Zentrum Frankreichs. Sie tun dies nicht, weil sie sehr mächtig sind. Wenn sie es wären, würden sie solche Dinge vielleicht innerhalb der Türkei tun, aber nicht im Ausland. Es ist nicht einfach, Menschen außerhalb der Türkei zu ermorden. Denn es gibt internationale Gesetze. Sie sind in Schwierigkeiten, schwach und ängstlich. Sie spüren die Gefahr für sich selbst. Deshalb begehen sie solche Massaker. Sie sind verzweifelt und stecken fest. Deshalb sind sie in großer Wut, die sie mit solchen Massakern zeigen.
Die PKK lässt die türkische Regierung verzweifeln
Wie konnte die AKP/MHP-Regierung in eine so verzweifelte Lage geraten? Wer hat sie an diesen Punkt gebracht? Natürlich war es der Kampf der PKK und des kurdischen Volkes. Dieser Kampf hat die Wahrheit ans Licht gebracht. Je mehr sie die PKK zerstören und den kurdischen Völkermord vollenden wollen, desto schwächer und verzweifelter werden sie und wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Ihr Ende ist klar absehbar.
Der Frauenkampf zeigt Wirkung
Die Guerilla und Rêber Apo kämpfen schon seit langem. In letzter Zeit hat vor allem der Kampf der Frauen eine große Wirkung gezeigt. Deshalb haben die Bevölkerung Frankreichs und einige französische staatliche Institutionen gegen das jüngste Massaker Stellung bezogen, indem sie sagten: „Diese Menschen haben gegen den IS gekämpft und uns beschützt. Die Tatsache, dass der türkische MIT sie getötet hat, bedeutet, dass wir selbst getötet worden sind." Sie haben zur Unterstützung unserer Gefallenen, der Bewegung und des kurdischen Volkes Stellung bezogen und dazu aufgerufen, sich gegen dieses Massaker zu stellen. Die kurdischen Frauen haben das eindeutig verdient, denn sie haben jahrelang einen großen Kampf geführt und dafür einen hohen Preis gezahlt. Deshalb ist es absolut richtig, für die kurdischen Frauen, für die Kurden und die Freiheitsbewegung einzutreten. Ich möchte dem französischen Volk dafür danken und ihm meinen Respekt zollen.
Der MIT kann ohne die Zustimmung von Erdogan kein Attentat verüben
Das Vorgehen einiger staatlicher Einrichtungen in Frankreich und der dort tätigen Personen war angemessen. Aber einige im französischen Staat wollten das Massaker vertuschen. Das versuchen sie immer noch. Damit ihnen das nicht gelingt, müssen sowohl das französische Volk als auch unser Volk und unsere internationalen Freundinnen und Freunde viel Druck auf sie ausüben. Die Vertuschung des Massakers ist eine große Schande für Frankreich. Frankreich kann diese Schande nicht loswerden. Es ist ein Rechtsstaat, also muss es sich an das Gesetz halten. Wie im Falle des ersten Anschlags ist es ganz klar, dass der MIT auch das zweite Massaker verübt hat. Der MIT kann ohne die Zustimmung von Erdogan kein Attentat verüben. Das ist zu 100 Prozent klar. Alle wissen das. Was das erste Massaker betrifft, so ist alles aufgedeckt worden. Es ist auch klar, wer hinter dem zweiten Angriff steckt: Jemand, der zwölf Tage zuvor aus dem Gefängnis entlassen wurde, nahm eine Waffe, zielte auf unsere Freundin Evîn im kurdischen Kulturzentrum Ahmet Kaya und schoss auf sie, bis sie fiel. Das ist kein Zufall. Am Tag des Angriffs sollte im Ahmet-Kaya-Zentrum eine Versammlung stattfinden. Es ist klar, dass das Ziel darin bestand, ein noch größeres Massaker zu begehen. Das kann niemand vertuschen. Ich fordere, dass ein Komitee für die Anschläge in Paris gebildet wird. Das kurdische Volk, seine internationalen Freundinnen und Freunde und das französische Volk müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass dieses Massaker nicht vertuscht wird und die Wahrheit ans Licht kommt.
Interne und externe Unterstützung für die AKP/MHP-Regierung
Ihr wahres Gesicht ist enthüllt worden. Jetzt verstehen alle, wie sie wirklich sind. Sie sind nicht an die Macht gekommen, wie sie behaupten. Das System der kapitalistischen Modernität hat sie an die Macht gebracht. Denn dieses System hatte ein Ziel. Die Türkei ist ein NATO-Land und sie wollten mit diesem Land ihre Ziele im Nahen Osten erreichen. Dafür wurden die AKP und Erdogan speziell vorbereitet. Mit der Hilfe des Systems und gemäß seinen Zielen kam die AKP an die Macht. Die AKP hat große Lügen verbreitet, um alle in der Türkei zu täuschen. Alle glaubten ihr in gewisser Weise, und viele Menschen im Land unterstützten die AKP. Sie kam mit Hilfe von außen und innen an die Macht. Die AKP hatte die Unterstützung der kapitalistischen Moderne, weil sie die Türkei zu einem Vorbild für den Nahen Osten machen wollte, insbesondere für die Araber und die islamische Welt.
Bröckelnde Unterstützung durch die kapitalistische Moderne
So wie die AKP die Bevölkerung der Türkei getäuscht hat, hat sie auch andere Kräfte getäuscht. Da die kapitalistische Moderne die AKP/MHP unterstützte, konnte diese Regierung ihre Agenda vorantreiben. Um ihre Ziele zu erreichen, knüpfte sie Beziehungen zu IS und Al-Nusra. Die AKP/MHP unterstützte, trainierte und stärkte diese islamischen Stellvertreterkräfte auf jede erdenkliche Art und Weise. Sie setzte diese Kräfte vor allem in Syrien, aber auch im Irak und in anderen Ländern ein. Und sie tun dies auch weiterhin. Zusammen mit diesen islamischen Stellvertreterkräften hat sie im Nahen Osten große Zerstörung angerichtet. Da diese Regierung erkannt hat, dass die kapitalistische Moderne sie nicht mehr wie früher unterstützt, hat sie begonnen, dem System der kapitalistischen Moderne Probleme zu bereiten. Aus diesem Grund wird sie im Ausland nicht mehr respektiert. Denn die AKP hat die Türkei wirklich ausgeplündert. Auch die Kräfte der kapitalistischen Moderne haben erkannt, dass Erdogan alles nur für sich und seine Familie getan hat.
Riesige Kluft zwischen Arm und Reich geschaffen
Die AKP hat die sozialen Probleme der Türkei vergrößert. Der türkische Staat und alle seine Institutionen sind heute bankrott. Die Menschen sind immer ärmer geworden, während die Reichen reicher geworden sind. Sie haben eine riesige Kluft zwischen sich und der Gesellschaft geschaffen. Die AKP mag anfangs eine Partei gewesen sein, aber das ist sie heute nicht mehr. Sie ist zu einer mafiösen Organisation geworden. So wie die Mafia Unrecht und Morde begeht und illegale Aktionen durchführt, so tut die AKP dasselbe in der türkischen Gesellschaft. Sie hat die Verfassung und das internationale Recht außer Kraft gesetzt. Sie hat große Angst, Unterdrückung und Ungerechtigkeit in der Türkei geschaffen. Deshalb ist die AKP jetzt an ihrem Ende angelangt.
Zwischen AKP und MHP gibt es keinen Unterschied mehr
Die AKP ist vor allem mit der MHP ein Bündnis eingegangen und hat damit auch die Politik der MHP übernommen. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen ihr und der MHP. All ihr anfängliches Gerede über Demokratie und Freiheit hat sich in Luft aufgelöst. Die Menschen haben das erkannt und wollen diese Last nicht mehr tragen. Deshalb ist die AKP jetzt am Ende. Die AKP sieht Rêber Apo, die PKK, das kurdische Volk, die Frauen und die Guerilla als Grund für ihren Untergang. Sie sieht die demokratische Politik, die von der HDP vertreten wird, als Grund. Die HDP setzt sich für die Demokratisierung der Türkei und die Lösung der kurdischen, alevitischen und der Frauenfrage ein. Sie setzt sich auch für die Lösung der wirtschaftlichen und ökologischen Probleme ein. Aber die Regierung will nicht, dass diese Probleme gelöst werden. Sie ist gegen Demokratie, Freiheit, Frauen und Aleviten. Deshalb richtet sich die Politik der AKP/MHP gegen die Politik der HDP, so wie sich die Politik der HDP gegen sie richtet.
Die HDP soll ausgeschaltet werden
Kürzlich wurde beschlossen, die HDP daran zu hindern, Hilfe aus der Staatskasse zu erhalten, damit sie ihren Wahlkampf nicht beginnen kann. Denn es stehen Wahlen in der Türkei an. Die Position der HDP ist bei diesen Wahlen entscheidend. Deshalb ist es das vorrangige Ziel, die HDP zu behindern. Auf diese Weise glauben sie, dass sie an der Macht bleiben können. Es ist ganz klar, dass sie die HDP ausschalten wollen. Dafür treffen sie Vorbereitungen. So wollen sie die HDP an der Teilnahme an den Wahlen hindern und die Kurdinnen und Kurden spalten, damit sie an der Macht bleiben können. Sie wollen auch diejenigen aufhalten, die sich mit der HDP verbünden wollen. Mit anderen Worten: Sie setzen alle Mittel ein, um die HDP zu blockieren. Aber es wird ihnen nicht gelingen. Sie haben in der Vergangenheit viele Parteien geschlossen, aber die kurdische Bewegung ist im Bereich der demokratischen Politik von Tag zu Tag stärker geworden.
Bündnis für Arbeit und Freiheit stärken
Viele Organisationen haben kürzlich erklärt, dass sie die HDP unterstützen werden. Das ist zweifelsohne das Richtige. Die HDP muss den Menschen in dieser Frage vertrauen und so die schmutzigen Pläne der AKP/MHP gegen das kurdische Volk und die Völker der Türkei vereiteln. Auf dieser Grundlage hat die HDP bis jetzt gearbeitet. Das ist sehr bedeutsam. Wenn es eine andere Partei an der Stelle der HDP gegeben hätte und die AKP/MHP und der türkische Staat so viel Druck auf sie ausgeübt hätten, wäre diese Partei nicht in der Lage gewesen, dem standzuhalten, sie wäre gescheitert. Die Haltung der HDP gegen die Unterdrückung durch die AKP/MHP ist wirklich ehrenwert. Auch die demokratischen und sozialistischen Kräfte der Türkei und alle ehrenwerten Kurdinnen und Kurden sehen die HDP so und unterstützen sie. Die HDP, die bis heute mit Entschlossenheit und Mut demokratische Politik betrieben hat, muss von nun an ihr Bündnis stärken. Sie muss vorwärts gehen, indem sie das Bündnis für Arbeit und Freiheit stärkt.
Schwere soziale Folgen des türkischen Krieges in Kurdistan
Die Kosten des Krieges sind für die Menschen in der Türkei sehr hoch. Der türkische Staat setzt sowohl interne als auch externe Ressourcen für diesen schmutzigen Krieg ein. Sein Schicksal hängt von diesem Krieg ab. Der Machterhalt basiert auf der Fortsetzung des Krieges, insbesondere gegen die kurdische Gesellschaft. Die AKP/MHP tut das Gleiche. Alle Mittel werden in den Dienst des Krieges gestellt. Sie lügen und betreiben intensive Propaganda, um Ergebnisse zu erzielen. Parallel dazu versuchen sie, die Gesellschaft mit Methoden wie Heroin, Prostitution und Spionage zu zerstören. Das ist die heutige Politik des Staates. Sie führen diese Politik gegen das kurdische Volk in Kurdistan durch. Ihr Ziel ist es, das kurdische Volk zu eliminieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ermutigen sie die kurdische Jugend, sich zu prostituieren, Heroin zu nehmen und zu spionieren. Vielleicht war man sich dessen bis jetzt nicht bewusst, aber heute haben sowohl das kurdische Volk als auch das Volk der Türkei den Grund für all den Hunger, die Armut und die Unterdrückung erkannt. Die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Probleme der Türkei sind eine Folge dieses schmutzigen Krieges. Die in Zap und Avaşîn [Gebiete in Südkurdistan/Nordirak] eingesetzten Waffen wurden nicht einmal während der zehn Jahre der USA in Vietnam verwendet.
Die AKP/MHP-Regierung ist zu einer großen Belastung geworden
So wie dieser Krieg die AKP innenpolitisch schwächt, so sinkt das Ansehen des türkischen Staates international, weil die Wahrheit immer mehr ans Licht kommt. In der Geschichte des türkischen Staates gab es noch nie eine Periode, in der er so wenig respektiert wurde. Es ist die AKP/MHP, die dies getan hat. Die AKP/MHP hat alle Gesetze mit Füßen getreten. Sie behaupten, dass sie eine neue Türkei aufbauen wollen. Aber in Wirklichkeit wollen sie den Faschismus in allen Bereichen aufbauen und haben viele Banden für sich selbst organisiert. Diese Banden stehlen, morden und verhaften. Alles ist für sie legitim. Es ist ganz klar, dass die Türkei so nicht weitermachen kann. Nicht nur die kurdische Gesellschaft, sondern auch die Gesellschaft in der Türkei kann das nicht akzeptieren. Auch die Staaten, die die AKP/MHP bisher unterstützt haben, können ihnen nicht mehr wie bisher helfen. Die AKP/MHP-Regierung ist zu einer großen Belastung für die Gesellschaft und die internationale Arena geworden. Ich glaube daher, dass sie bei den kommenden Wahlen scheitern wird.
Möglichkeiten für Syrien
Kürzlich stand in den Medien, dass Russland, die Türkei und Syrien Gespräche geführt haben. Diese Gespräche finden angeblich auf hoher Ebene statt. Aber die Probleme zwischen der Türkei und Syrien sind riesig. Wie allgemein bekannt ist, lassen sich diese Probleme nicht so einfach lösen. Syrien sollte den Kurdinnen und Kurden nicht feindlich gesinnt sein. Wenn es sich die Kurden zum Feind macht, wird dies das Ende Syriens bedeuten. Syrien hat dank des kurdischen Kampfes bis heute überlebt. Hätten die Kurdinnen und Kurden nicht gegen al-Nusra und IS gekämpft, gäbe es Syrien heute nicht. Syrien hat überlebt und ist nicht geteilt worden, das Regime besteht wegen des Kampfes der Kurden weiter. Syrien muss dies anerkennen.
Wer unterstützt die islamistischen Proxys?
Die islamischen Proxys haben ganz Syrien zerstört. Nicht nur in Syrien, auch außerhalb sind sich alle dessen bewusst. Wer hat diese Kräfte ausgebildet? Wer hat sie unterstützt? Wer hat ihnen Waffen gegeben? Es ist der türkische Staat, der sie kontrolliert. Das ist allgemein bekannt. Der türkische Staat wird diese islamischen Stellvertreterkräfte niemals aufgeben. Wenn er sagt, dass er seine Probleme mit Syrien lösen wird, lügt er einfach. Mit dieser Behauptung will er Syrien täuschen. Das Ziel des türkischen Staates ist es, die Kurdinnen und Kurden zu massakrieren. Wie will er dieses Ziel erreichen? Indem er Syrien dazu verleitet, Teil seiner Politik zu werden. Syrien darf nicht zu einem Werkzeug dieser Politik werden. Wenn Syrien in diese Politik hineingezogen wird, gibt es keinen Unterschied zwischen Syrien und Erdogan.
Syrien darf nicht auf die türkischen Spielchen hereinfallen
Warum will die Türkei unbedingt ein Treffen abhalten? Erdogan möchte einige Schritte in Bezug auf Syrien unternehmen und dies nutzen, um die anstehenden Wahlen zu gewinnen. Russland hat eigene Interessen an der Allianz zwischen Syrien und der Türkei. Auch die Türkei verfolgt ihre eigenen Interessen. Ihr Ziel ist klar: Die Türkei sagt, dass die Kurden keinen Status in Syrien haben sollten. Ihrer Meinung nach muss alles, was mit den Kurden zu tun hat, beseitigt werden. Das Interesse Syriens liegt nicht in der Ausrottung und dem Völkermord an den Kurdinnen und Kurden. Das Interesse Syriens ist es, sich mit den Kurden zu verbünden und seine Probleme mit ihnen zu lösen. Syrien darf nicht auf die Spielchen des türkischen Staates hereinfallen. Erdogan hat mit der Zukunft Syriens gespielt. Sie haben den islamischen Proxys geholfen, Syrien zu besiegen. Erdogan steckt hinter all den Massakern, die von diesen Stellvertreterkräften begangen werden. Er steckt hinter all der Zerstörung in Syrien. Deshalb sollte Syrien die Wahlspiele von Erdogan nicht mitmachen. Wenn Erdogan die Wahlen gewinnt, wird Syrien den größten Schaden erleiden.
Die Kurden haben Syrien bis heute beschützt
Natürlich können auch die Kurdinnen und Kurden Schaden erleiden, aber Syrien wird am meisten leiden. Das Erdogan-Regime will nicht, dass Syrien so bleibt, wie es ist. Es will Syrien mit Hilfe seiner islamischen Proxysfte verändern. Die Kurden haben Syrien bis heute beschützt. Vielleicht haben sie auch einige Fehler gemacht. Dann kann Syrien Kritik üben. Aber das sollte nicht zu einer Feindseligkeit führen. Der türkische Staat ist bereits feindselig gegenüber den Kurdinnen und Kurden, der Demokratie und der Freiheit. Aber Syrien, das vielleicht einige Kritikpunkte gegenüber den Kurden hat, sollte die Situation nicht auf ein ähnliches Niveau wie die Feindseligkeit von Erdogan bringen. Wenn Syrien das tut, wird es sein eigenes Ende herbeiführen. Ich glaube nicht, dass Syrien zu einem Werkzeug dieser schmutzigen Politik werden wird. Stattdessen wird es Beziehungen zu den Kurdinnen und Kurden aufbauen und seine Probleme mit ihnen lösen. Nur so kann die Integrität Syriens gewährleistet werden. Deshalb möchte ich Syrien dazu auffordern.