„Keine Grausamkeit hat die Kraft, den Stift der Journalist:innen zu zerbrechen“

Die inhaftierte JinNews-Direktorin Safiye Alagaş teilt in einer Botschaft aus dem Gefängnis mit: „Es sollte klar sein, keine Repression und keine Grausamkeit haben die Kraft, den Stift von Frauen zu zerbrechen. Wir sind Journalist:innen und bleiben es.“

Am 8. Juni 2022 wurden 22 Personen, zwanzig von ihnen Journalist:innen, auf Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft von Diyarbakır festgenommen. Nach acht Tagen im Polizeigewahrsam wurde Haftbefehl gegen die Direktorin der Frauennachrichtenagentur JinNews, Safiye Alagaş, den Ko-Vorsitzenden des Journalistenvereins Dicle-Firat (DFG), Serdar Altan, den Redakteur der Nachrichtenagentur MA,  Aziz Oruç, Xwebûn-Redakteur Mehmet Ali Ertaş sowie  Zeynel Abidin Bulut, Ömer Çelik, Mazlum Doğan Güler, Ibrahim Koyuncu, Neşe Toprak, Elif Üngür, Abdurrahman Öncü, Suat Doğuhan, Remziye Temel, Ramazan Geciken, Lezgin Akdeniz und Mehmet Şahin erlassen. Ihnen wird Mitgliedschaft und „Propaganda für eine Terrororganisation“ vorgeworfen, gemeint ist die PKK.

Wir werden weiter journalistisch arbeiten“

Safiye Alagaş, die Direktorin von JinNews, teilt aus dem Frauengefängnis Diyarbakır mit: „Zunächst einmal geht es uns allen gut, unsere Moral ist sehr gut. Unser Beruf, der Journalismus, wurde uns als Straftat angelastet und wir wurden inhaftiert. Aber eins sollte klar sein, keine Repression und keine Grausamkeit haben die Kraft, den Stift von Frauen zu zerbrechen. Wir sind Journalist:innen und bleiben es.Wir bedanken uns bei allen, die uns unterstützt haben, und verbleiben mit dem Wunsch auf ein Treffen in freien Zeiten …“

Frauennachrichten im Visier der Repression

JinNews existiert seit September 2017 und berichtet aus feministischer Perspektive in den Sprachen Kurmancî, Kirmanckî – diese Varietät des Kurdischen wird auch Zazakî, Dimilkî oder Kirdkî genannt –, Türkisch, Englisch und Arabisch. Die Agentur sitzt in Amed (tr. Diyarbakır) und ist bekannt für ihre kritische und intensive Auseinandersetzung mit der politischen und gesellschaftlichen Lage im Land. Die Vorgängerin JINHA, zu deren Gründerinnen unter anderem die Künstlerin Zehra Doğan gehörte, war zuvor im Ausnahmezustand per Dekret verboten worden.