KJK: Wir müssen den Feind überall zur Rechenschaft ziehen

Die Koordination der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans unterstreicht die Führungsrolle der Frauen und ruft auf: „Wir müssen unser Volk und unsere Freund:innen überall mobilisieren, wir müssen uns erheben und den Feind zur Rechenschaft ziehen.“

Die Koordination der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (Komalên Jinên Kurdistanê, KJK) ruft angesichts der Eskalation der türkischen Angriffe zu umfassendem Protest auf. In den letzten Wochen fanden systematische Drohnenangriffe vor allem auch auf zivile kurdische Aktivist:innen und Massaker durch Artilleriegranaten statt.

Der türkische Staat ist entschlossen, den IS-Genozid zu vollenden“

Die KJK erklären: „Der türkische Kolonialfaschismus setzt seine Angriffe in ganz Kurdistan fort und tötet fast täglich Patriot:innen aus unserem Volk. Erst vor kurzem wurden Suheyl Xurşîd Ezîz, einer der Vorreiter des Volkes von Soran und Südkurdistan, und Evizet Abdullah Abid, ein tief im Camp Şehîd Rustem Cûdî (Mexmûr) verwurzelter kurdischer Revolutionär, vom türkischen Staat ermordet. Während die täglichen Angriffe auf Nord- und Ostsyrien und die Massaker an der Zivilbevölkerung weitergehen, griffen bewaffnete Drohnen in Xanesor in der Şengal-Region an. Diese Angriffe zeigen, dass der türkische Staat entschlossen ist, die Massaker des IS in Rojava, Şengal, Südkurdistan und Mexmûr zu vollenden. Aber der türkische Staat sollte wissen, dass er damit nicht davonkommen wird.“

Rache zu nehmen, ist unser aller Aufgabe“

Die KJK erinnert an die Ermordeten: „Şehîd Evizet wurde in den 90er Jahren als Patriot in Botan (Nordkurdistan) gefoltert, sein Dorf wurde vom türkischen Staat niedergebrannt. Er verließ gemeinsam mit Tausenden anderen Menschen aus Botan die Region und ging nach Südkurdistan, wo er seit 28 Jahren ununterbrochen gemeinsam mit den anderen Bewohner:innen des Camps Mexmûr aufrecht kämpft. Trotz der Repression des türkischen Staates, des IS und der PDK hat er seine revolutionären und patriotischen Prinzipien und sein Freiheitsstreben nie aufgegeben, im Gegenteil, er wuchs von Tag zu Tag enger mit dem Freiheitskampf zusammen. Er war einer der Pioniere des Volkes in Mexmûr.

Auch Şehîd Suheyl Xurşîd Ezîz war ein Patriot, der sein Leben der Freiheit und der Aufklärung Kurdistans gewidmet hat. Er war ein Vorbild für unser Volk in Soran. Er war ein Vorreiter, der den Weg vorzeichnete.

Diese beiden Patrioten haben für ein freies und gleichberechtigtes Leben, für ein freies Kurdistan, gelebt und sind dafür gefallen. Ihr Kampf erstrahlt in Kurdistan und bringt Licht in unser Leben. Wir versprechen, dass wir ihrem Andenken gerecht werden, indem wir unser Land vom Kolonialismus und Verrat befreien und ein freies Kurdistan aufbauen. Es ist die Hauptaufgabe und Verantwortung unseres ganzen patriotischen und revolutionären Volkes, der Jugend und Frauen, Rache zu nehmen, indem wir uns besser organisieren, vereinigen und zu einer aktiven Kraft gegen jeden Angriff des Feindes werden. Unsere Rache wird sein, das, was die Gefallenen nicht vollenden konnten, zum Sieg zu führen.

Es geht bei den Angriffen darum, den Willen der Kurd:innen zu brechen“

Wie Rêber Apo [Abdullah Öcalan] in dem letzten kurzen Telefongespräch gewarnt hatte, befinden wir uns in einer sehr gefährlichen Phase. Die Angriffe werden von Tag zu Tag intensiver. Der Feind versucht, den freien Willen der Kurd:innen zu brechen und die Kapitulation zu erzwingen. Der türkische Staat setzt auf Verrat und Agententum, um die freie kurdische Identität von innen heraus zu schwächen. Die Militärstrategie des türkischen Staates setzt auf den Einsatz von Technik und Kollaborateuren. Das ist der Kern seines Vorgehens. Abgesehen davon verfügt er über keinen Kampfgeist, keine taktische Überlegenheit und keine Fähigkeiten. Er stützt sich nur auf Technik und Täuschung. Einerseits wird unsere Guerilla, insbesondere in den Gebieten Zap, Avaşîn, Metîna, Girê Cûdî und Girê Amêdî, mit chemischen Waffen und mit der Unterstützung von Kollaborateuren der PDK attackiert, andererseits werden Aktivist:innen aus der Volksarbeit in den Städten, aber auch Kinder, junge Frauen und Alte auf der Grundlage von Informationen durch Verräter und Agenten massakriert. Diese Menschen, welche die Freiheit wollen, welche in Würde als Revolutionär:innen leben, haben nichts falsches getan. Das freie Leben zu verteidigen und dafür zu leben, kann niemals ein Verbrechen sein. Diese Angriffe zielen auf die freie kurdische Identität, die freien Frauen und das freie Leben in Kurdistan. Es geht darum, die Kurd:innen einzuschüchtern und zur Unterwerfung zu zwingen.

Dem Feind keinen Raum zum Atmen lassen“

Indem der türkische Staat die Frauen angreift, zielt er auf die Identität der freien Frau. Aus diesem Grund werden kurdische Frauen in Nordkurdistan von Soldaten, Polizisten und Dorfschützern gefoltert, vergewaltigt und ermordet. Der türkische Staat greift brutal die Werte der Frauenrevolution an. Er tötet Frauen, von YPJ-Kommandantinnen über Kämpferinnen, die im Krieg gegen den IS eine entscheidende Rolle spielen, bis hin zu jungen Mädchen und Kindern. Durch die türkische Spezialkriegspolitik sollen kurdische Frauen und Mädchen auf verschiedene Weise in ganz Kurdistan erniedrigt werden. Dabei geht es darum, den Kampf der Frauen, die wichtigste Dynamik der Revolution, zu liquidieren.

Wenn der Feind schwächer wird, schlägt er aggressiver um sich, um sein Fortbestehen zu sichern. Der Grund, warum die Angriffe derart intensiviert werden, liegt in der Schwäche des Feindes. Das Entscheidende ist, dass unser Volk und insbesondere die Frauen auf diese aggressive Politik richtig und stark reagieren. Je mehr der Feind angreift, desto organisierter müssen wir uns ihm entgegenstellen und gegen ihn vorgehen.

Verrat und Agententum werden gegen das kurdische Freiheitsstreben benutzt. Dagegen muss der Patriotismus noch tiefere Wurzeln schlagen, der Verrat noch intensiver aufgedeckt und bestraft werden. Überall muss reagiert und Rechenschaft verlangt werden.

Vor allem die Frauen, gerade die jungen Frauen und die Mütter, müssen Freiheit und Patriotismus an vorderster Front gegen den Verrat verteidigen, Rechenschaft verlangen und sich erheben. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Feind die organisierte kurdische Identität und die Identität der Frauen schwächt. Im Gegenteil, wenn wir wissen, dass der Feind geschwächt ist, müssen wir härter und organisierter gegen ihn vorgehen. Lassen wir dem geschwächten Feind keine Luft zum Atmen, im Gegenteil, lasst uns noch stärker gegen ihn vorgehen.

Unser Volk muss überall Haltung gegenüber der PDK beziehen“

Die PDK, die von Anfang an als Kollaborateur bei dem Angriff des türkischen Faschismus auf die Medya-Verteidigungsgebiete diente, setzt ihre verräterische Politik fort. Sie wurde wegen dem Bau einer Militärstraße für die türkische Armee zwischen Metîna und dem Westen der Zap-Region erneut von unserem Volksverteidigungszentrum gewarnt. Die PDK macht jedoch einfach weiter so. Diese verräterische Kollaboration auf der Grundlage von kurzfristigen Interessen und Familienprofit stellt eine große Gefahr für ganz Kurdistan, insbesondere für Südkurdistan, dar. Die PDK hat kein Recht dazu, es handelt sich in erster Linie um einen Verrat an unserem Volk und unserer Identität. Es ist sogar ein Verrat an ihren eigenen Interessen. Unser patriotisches Volk, insbesondere die Mütter und Frauen, sollten ihre Haltung gegen die PDK überall stärker verdeutlichen. Die PDK stärkt den Feind. Das ist nicht hinzunehmen. Vor allem unser Volk im Süden muss sich stärker gegen die PDK-Linie stellen.

In diesem sensiblen Prozess müssen wir als Frauen die stärkste Rolle spielen. Wir müssen unseren Geist, unseren Verstand, unser Herz, unsere Kraft, unser Umfeld, unser Volk und unsere Freund:innen überall mobilisieren, uns erheben und den Feind auf eine Weise zur Rechenschaft ziehen, die es ihm nicht erlaubt, an diesem sehr wichtigen Wendepunkt der Geschichte in irgendeiner Weise weiter zu bestehen. Ein starker und gut organisierter Widerstand und Aufstand der Frauen wird der Widerstand sein, der dem schwächelnden AKP/MHP-Faschismus und der Kollaboration einen echten Schlag versetzen kann. In diesem Bewusstsein und mit dieser Überzeugung müssen wir unsere historische Verantwortung wahrnehmen und unsere Rolle spielen.“