„Wir schweigen nicht“ – Frauenprotest gegen das Schweigen zu Massakern an Alawit:innen
In der südtürkischen Küstenstadt Samandağ in der Grenzprovinz Hatay versammelten sich gestern zahlreiche Frauen und Unterstützende, um gegen die anhaltenden Massaker an Alawit:innen in Syrien zu protestieren. Die Demonstration, organisiert von der Initiative „Frauen für Syrien“, zielte darauf ab, auf die systematischen Angriffe auf religiöse und ethnische Minderheiten durch dschihadistische Gruppen wie „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) aufmerksam zu machen.
Protest für Frieden und Solidarität
Die Teilnehmer:innen bildeten eine Menschenkette vor dem örtlichen Postamt und marschierten anschließend zum Hızır-Mausoleum, einem bedeutenden Ort für die alawitische und alevitische Gemeinschaft. Mit Transparenten, auf denen „In Syrien werden Alawit:innen massakriert, Frauen entführt. Wir schweigen nicht“ zu lesen war, und Parolen wie „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) forderten sie ein Ende der Gewalt und riefen zur internationalen Solidarität auf. Die Demonstration wurde von zivilgesellschaftlichen Gruppen, darunter die kurdischen Friedensmütter und Vertreterinnen der Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM), unterstützt.

Forderung nach internationaler Intervention
Elif Keleşo, stellvertretende Vorsitzende der Alevitisch-Bektaschitischen Föderation, verlas eine gemeinsame Erklärung, in der sie die internationale Gemeinschaft aufforderte, die Massaker zu verurteilen und humanitäre Korridore für die betroffenen Regionen einzurichten. Sie betonte, dass die Angriffe nicht nur Alawit:innen, sondern auch andere Minderheiten wie Drus:innen, Kurd:innen, Turkmen:innen und Christ:innen betreffen. Die Gewalt gegen Frauen, einschließlich Entführungen und sexueller Übergriffe, wurde als besonders alarmierend hervorgehoben.

Politische Reaktionen und Aufrufe
Halide Türkoğlu, Sprecherin des Frauenrates der DEM-Partei, bezeichnete die Angriffe an der alawitischen Gemeinschaft Syriens als Völkermord und rief dazu auf, die Stimmen der betroffenen Frauen zu verstärken. Perihan Koca, Abgeordnete der DEM-Partei, kritisierte die internationale Gemeinschaft für ihr Schweigen und betonte die Notwendigkeit eines gemeinsamen Widerstands gegen die Gräueltaten.
Historischer Kontext und aktuelle Entwicklungen
Die Massaker in Syrien, insbesondere in den Regionen Latakia und Tartus, haben seit dem Machtwechsel im Dezember 2024 zugenommen. Berichten zufolge wurden tausende Alawit:innen getötet, vertrieben oder Opfer anderer Menschenrechtsverletzungen. Internationale Organisationen wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und die Vereinten Nationen haben die Gewalt verurteilt und Untersuchungen gefordert.

Die Demonstration in Samandağ endete mit dem symbolischen Akt, Basilikumzweige ins Meer zu werfen – ein Zeichen des Friedens und der Hoffnung. Die Teilnehmer:innen betonten, dass sie nicht schweigen werden und forderten die internationale Gemeinschaft auf, Maßnahmen zu ergreifen, um weitere Gräueltaten zu verhindern.