Der am Montag bei einem türkischen Drohnenangriff auf ein Wohnhaus im Geflüchtetencamp Mexmûr in Südkurdistan ums Leben gekommene Zivilist Evizet Abdullah Abid ist beigesetzt worden. Der Vater von sechs Kinder war bei dem Angriff schwer verletzt worden und starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Der Leichnam wurde am Montagabend aus dem Krankenhaus zurück nach Mexmûr gebracht und von einer großen Menschenmenge in Empfang genommen.
Tausende Menschen nehmen in Mexmûr den Leichnam von Evizet Abdullah Abid in Empfang
Die Trauerfeier fand heute im Kulturzentrum in Mexmûr statt. Der Sarg wurde aus der Krankenstation des selbstverwalteten Lagers zur Trauerfeier gebracht und dort aufgebahrt. Die Ko-Vorsitzende des Volksrats von Mexmûr, Filiz Budak, hielt eine Gedenkansprache für Evizet Abdullah Abid und alle Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes und erklärte: „Als Bevölkerung von Mexmûr stehen wir in der Schuld unserer Gefallenen. Wir sind stolz auf Evizet Abdullah Abid. Der türkische Besatzerstaat, die Barzanî-Familie und der Irak wollen uns in die Knie zwingen. Der Angriff auf unseren Weggefährten war Teil dieser Politik.“
„Wie könnten wir jetzt aufgeben?“
Für die Freiheit werde ein hoher Tribut geleistet, fuhr Filiz Budak fort: „Wir haben einen hohen Preis gezahlt und werden keinen Schritt zurückweichen. Wir haben Blut vergossen, wie könnten wir jetzt aufgeben?“
Die Ko-Vorsitzende des Volksrats von Mexmûr sagte, dass die irakische Regierung angekündigt habe, das Camp mit Stacheldraht zu umzäunen: „Sie sagen, dass sie uns einzäunen und ersticken wollen. Wir lehnen Verrat und Kapitulation ab. Auf uns regnen Bomben nieder und uns werden die wertvollsten Menschen genommen. Nach diesem hohen Tribut können wir unseren Kampf nicht aufgeben. Wir verraten unsere Gefallenen nicht. Je mehr wir dafür zahlen müssen, desto stärker werden wir und unser Kampf. Unser Weggefährte wurde angegriffen, um uns zur Kapitulation zu zwingen. Die Haltung der Bevölkerung von Mexmûr ist jedoch eindeutig: Für uns gibt es kein Zurück, wir werden den Kampf der Gefallenen weiterführen. Wir sollen eingeschüchtert werden, aber wir beugen uns seit vierzig Jahren nicht. Wir zahlen seit vierzig Jahren einen hohen Preis. Es wird immer noch nicht begriffen, dass wir mit jedem Schlag stärker werden.
Die Verteidigung der Gesellschaft ist der letzte Wille unseres Gefallenen. Wir sind es ihm schuldig, uns gegen den türkischen Staat, die Familie Barzanî und den Irak für Mexmûr einzusetzen. Wie könnten wir es jetzt zulassen, dass das Camp aufgelöst wird? Ist es denkbar, dass wir den türkischen Staat zufriedenstellen, nach allem, was uns angetan wurde? Wir müssen das Verräter- und Agententum, das bei uns eingedrungen ist, zerschlagen.“
Langjähriges Engagement in der kurdischen Befreiungsbewegung
Nach Filiz Budak ergriff Evizet Abdullah Abids Freund Ehmed Özer das Wort und sagte: „Unser Kampf ist groß und unbezahlbar. Daher leisten wir einen unbezahlbaren Tribut.“ Abid sei eine revolutionäre Persönlichkeit gewesen und habe sich bereits im Camp Bihêrê in den 1990er Jahren für die Selbstverteidigung der aus Nordkurdistan geflüchteten Menschen eingesetzt. Seit jenen Tagen habe er sich mit großer Begeisterung in der Befreiungsbewegung engagiert und dabei nie persönliche Interessen verfolgt, so sein Weggefährte Ehmed Özer.
Im Namen der Familie sprach eine Tochter von Evizet Abdullah Abid und sagte, sie sei stolz auf ihren Vater und er sei ein Gefallener des kurdischen Volkes. Nach der Trauerfeier wurde der Sarg auf den Friedhof gebracht und begraben. Die Menschen riefen dabei: „Die Gefallenen sind unsterblich - Şehîd namirin!“