Die am Dienstag gestartete Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung für die kurdische Frage“ wird international unterstützt. Die Kampagne fordert sofortigen Zugang der Anwält:innen und Angehörigen zu dem seit 1999 inhaftierten kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan und schließlich seine Freilassung unter Bedingungen, die es ihm ermöglichen, eine Rolle bei der Suche nach einer politischen Lösung der kurdischen Frage zu spielen.
An der Kampagne beteiligen sich auch Aktivist:innen des Volks der Oromo. Eine entsprechende Unterstützungserklärung wurde in Nairobi abgegeben, der Hauptstadt Kenias, aus der Abdullah Öcalan 1999 in einer internationalen Geheimdienstoperation in die Türkei verschleppt wurde. Die Aktivist:innen Soreti Bulbula Kadir und Leisa Dhaba erklärten auf der Pressekonferenz auf Englisch und Afaan Oromoo:
„Als freie Menschen der Nation der Oromo vertreten wir die Vielfältigkeit der Oromo-Völker und sind hier, um uns an einem globalen Aufruf für die Freilassung des kurdischen politischen Anführers Abdullah Öcalan anzuschließen. Dass Öcalan in den letzten drei Jahren von der türkischen Regierung ohne jeglichen Kontakt zu seiner Familie, seinen Freunden und seinem Rechtsbeistand festgehalten wird, ist ein offener Verstoß gegen internationale Rechtsnormen und Standards zur Behandlung politischer Gefangener. Die Isolation von Abdullah Öcalan verstößt direkt gegen den fünften Artikel der Menschenrechtskonventionen.
Die Haftbedingungen von Abdullah Öcalan, dessen Gesundheitszustand und Lebensgefahr dem kurdischen Volk und seinen Verbündeten unbekannt sind, sind eindeutig als grausame, unmenschliche und erniedrigende Behandlung einzustufen. Während die türkische Regierung den Einfluss und die Mobilisierungskraft von Abdullah Öcalan fürchtet, ist die Beteiligung von politischen Anführern wie Öcalan an Dialog- und Verhandlungsprozessen entscheidend, wenn die türkische Regierung eine angemessene Antwort auf die historischen politischen Probleme des kurdischen Volkes finden will.
Heute schließen wir uns der weltweiten Forderung nach der Freilassung unseres Bruders und Freundes Abdullah Öcalan an, denn auch wir wissen, wie sehr politisch motivierte Gewalt eine Nation, Familien und die Menschen, die sie erleiden, treffen kann.
Die Oromo, das größte indigene Volk Äthiopiens und des Horns von Afrika, sind in ihrem Kampf um ähnliche Freiheiten und Selbstbestimmung ähnlicher politischer Gewalt ausgesetzt wie unsere kurdischen Freundinnen und Freunde. Für heute haben wir unsere breitere Gemeinschaft eingeladen, sich unserem Aufruf zur kollektiven Solidarität anzuschließen, und wir werden uns nun einen Moment Zeit nehmen, um Solidaritätsbekundungen mit Öcalan und dem kurdischen Volk von denjenigen zu übermitteln, die physisch nicht in der Lage sind, an dieser Pressekonferenz teilzunehmen.
So wie wir derzeit die Freilassung von Abdi Regassa und Lami Begena, den inhaftierten Mitgliedern der Oromo-Befreiungsfront, fordern, fordern wir auch die Freilassung von Abdullah Öcalan. Ebenso wie wir zuvor die Freilassung von Jawar Mohamed und Bekele Gerba, inhaftierten Mitgliedern des Oromo People’s Congress, gefordert haben, fordern wir auch die Freilassung von Abdullah Öcalan. Genauso wie wir die Freilassung von Hunderttausenden von politischen Gefangenen in Oromia gefordert haben, fordern wir die sofortige und bedingungslose Freilassung von Abdullah Öcalan und die vollständige Befreiung des kurdischen Volkes und der kurdischen Gebiete."
Die Oromo
Die Oromo (Eigenbezeichnung Oromoo) sind eine Volksgruppe, die am Horn von Afrika in Äthiopien sowie im Norden Kenias lebt. In Äthiopien und insgesamt am Horn von Afrika sind sie die größte ethnische Gruppe. Laut einer Volkszählung von 2007 machen sie 34,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Äthiopiens aus. Andere Quellen sprechen von 40 Prozent und gehen für das Jahr 2022 von 40 Millionen Oromo in Äthiopien aus. In Äthiopien verfügen sie über einen eigenen Bundesstaat Oromia. In Kenia leben laut Schätzungen über 200.000 Oromo. Die Oromo-Befreiungsfront wurde 1973 gegründet und kämpft politisch und militärisch für Unabhängigkeit und gegen die Unterdrückung der äthiopischen Zentralregierung.