Kurnik: Abdullah Öcalan ist auch in Slowenien wichtig

Auf einer Pressekonferenz in Ljubljana haben ein Journalist, ein Politiker und zwei Wissenschaftler erklärt, warum sie die Kampagne für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage unterstützen.

Rund um den Globus erklären Einzelpersonen und Organisationen ihre Unterstützung für die am Dienstag gestartete Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung für die kurdische Frage“. Die Kampagne fordert sofortigen Zugang der Anwält:innen und Angehörigen zu dem seit 1999 inhaftierten kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan und schließlich seine Freilassung unter Bedingungen, die es ihm ermöglichen, eine Rolle bei der Suche nach einer politischen Lösung der kurdischen Frage zu spielen.

Auch in Slowenien ist eine Unterstützungserklärung abgegeben worden. Auf der Pressekonferenz in Ljubljana sprachen der Journalist Matej Kavčič, der Soziologe Dr. Rastko Močnik, der ehemalige Abgeordnete Matjaž Hanžek und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andrej Kurnik.


Kavčič: Einer der tiefgründigsten Denker unserer Zeit

Matej Kavčič erklärte einleitend: „Wir haben uns heute hier versammelt als Teil der internationalen Kampagne, die für eine politische Lösung der kurdischen Frage geführt wird und damit gleichbedeutend mit der Freiheit von Abdullah Öcalan ist. Diese Kampagne ist die Fortsetzung des seit fast 25 Jahren geführten Kampfes für Öcalans Freilassung. Als Unterstützer der Kampagne sind wir der Auffassung, dass Abdullah Öcalan einer der tiefgründigsten Denker unserer Zeit und ein engagierter Freiheitskämpfer ist.“

Das Isolationssystem auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali, auf der Öcalan seit 1999 festgehalten wird, bedeute die Isolation des kurdischen Volkes, so Kavčič: „Seit über zweieinhalb Jahren gibt es keine Informationen über das, was auf der Gefängnisinsel geschieht. Das Antifolterkomitee des Europarats (CPT) hat die Insel vor einem Jahr besucht, aber keine Informationen über den Besuch veröffentlicht.“

Hanžek: Ein wirklicher Freiheitskampf

Nach der Einleitung wurde die Erklärung der Kampagne verlesen. Matjaž Hanžek betonte im Anschluss: „Die Kurdinnen und Kurden werden auf der Welt systematisch unterdrückt.“ Er verwies auf den Kampf kurdischer Frauen gegen den selbsternannten „Islamischen Staat“ (IS) und sagte: „In Kurdistan gibt es eine wirkliche Gleichstellung, sie existiert nicht nur auf dem Papier. Es ist ein wirklicher Freiheitskampf.“

Močnik: Revolution für gesellschaftlichen Wandel

Rastko Močnik sprach über die globale Bedeutung des kurdischen Befreiungskampfes und der Gedanken Abdullah Öcalans und sagte: „Nach Abdullah Öcalan muss der nationale Befreiungskampf nicht für einen neuen Staat, sondern für neue Gesellschaft ohne Klassen geführt werden, eine antipatriarchale und antikapitalistische Gesellschaft. Der kurdische Befreiungskampf ist eine Revolution für einen gesellschaftlichen Wandel. Die kurdische Bewegung ist in dieser Hinsicht von großer Bedeutung, weil nationale Befreiungskämpfe und revolutionäre Kämpfe sich global in der Defensive befinden. Die Kurdinnen und Kurden kämpfen jedoch weiter und sind dabei sehr erfolgreich.“

Kurnik: Abdullah Öcalan hat auch in Slowenien eine Bedeutung

Andrej Kurnik erklärte: „Die kurdische Gesellschaft steht für den globalen Kampf gegen Gewaltherrschaft und Unterdrückung. Der kurdische Kampf verweist auf eine Welt jenseits der Nationalstaaten, die als Instrument zur Homogenisierung heterogener Gemeinschaften und Völker fungieren. In Slowenien wird die Tradition des Kommunitarismus systematisch bekämpft. Wir sehen eine große Ungerechtigkeit, denn die Menschen sagen, dass sie keine Gerechtigkeit empfinden. Der Neoliberalismus und die gesellschaftlichen Zerstörungserfahrungen zeigen, dass Abdullah Öcalan auch für Slowenien wichtig und von zeitgenössischer Bedeutung ist. Viele seiner Texte werden vom Journal of Critique of Science übersetzt und die Menschen sprechen über seine Gedanken. Das muss auch auf universitärer Ebene stattfinden, aber die Universität ist zu einem Mittel der bloßen Transponierung des Systems geworden. Öcalan gibt der Gesellschaft die Mittel, selbst zu denken und sich zu befreien.“