Öcalan sieht „neue Phase“ im Prozess

Beim heutigen Besuch der DEM-Delegation auf der Gefängnisinsel Imrali hat Abdullah Öcalan Zuversicht geäußert. Der kurdische Repräsentant sprach von einem möglichen Neubeginn im Dialogprozess und betonte die Verantwortung aller politischen Akteur:innen.

Alle müssen Verantwortung übernehmen

Der kurdische Repräsentant Abdullah Öcalan sieht den politischen Prozess in der Türkei an einem Wendepunkt. Beim heutigen Besuch der Imrali-Delegation der Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) auf der gleichnamigen Gefängnisinsel habe der 76-Jährige betont, es sei an der Zeit, in eine „neue Phase“ einzutreten, wie die DEM mitteilte.

Das rund zweieinhalbstündige Treffen sei in „konstruktiver und zuversichtlicher Atmosphäre“ verlaufen. Öcalan sei gesundheitlich und psychisch wohlauf gewesen, teilte die Imrali-Delegation zum Inhalt der Begegnung mit. Der PKK-Begründer habe unterstrichen, dass nun alle politischen Akteur:innen Verantwortung übernehmen müssten. Die nächsten Schritte hingen entscheidend davon ab, ob der Wille zur Lösung und zur Demokratisierung auf breiter Basis geteilt werde.

Besondere Bedeutung maß Öcalan dem bevorstehenden Treffen zwischen Vertreter:innen der DEM-Partei und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan bei. Dieses Gespräch könne, so Öcalan, „historische Bedeutung“ für den politischen Dialog in der Türkei haben. Auch die geplante Einsetzung einer parlamentarischen Kommission zur Lösung der kurdischen Frage wurde von ihm positiv bewertet. Sie könne eine „zentrale Rolle im Friedensprozess“ einnehmen.

„Wir haben bei diesem Besuch erneut erlebt, wie stark Öcalans Hoffnung auf einen demokratischen Wandel ist“, erklärte die DEM-Partei. Sein Vertrauen in einen politischen Ausweg sei ungebrochen.

Während des Gesprächs wurde die Delegation zudem über den Tod mehrerer türkischer Soldaten in Südkurdistan informiert, die laut ersten Berichten durch eine Methangasvergiftung ums Leben kamen. Der Vorfall habe bei Öcalan und den Delegationsmitgliedern tiefe Trauer ausgelöst. Man spreche den Familien der Verstorbenen das Beileid aus.