Marlene Förster und Matej Kavčič wieder zu Hause!
Die am 20. April in Şengal festgenommene deutsche Journalistin Marlene Förster und ihr slowenischer Kollege Matej Kavčič sind nach einmonatiger Haft von den irakischen Behörden abgeschoben worden.
Die am 20. April in Şengal festgenommene deutsche Journalistin Marlene Förster und ihr slowenischer Kollege Matej Kavčič sind nach einmonatiger Haft von den irakischen Behörden abgeschoben worden.
Die deutsche Journalistin Marlene Förster und der slowenische Journalist Matej Kavčič sind nach einmonatiger Haft von den irakischen Behörden abgeschoben worden. Beide werden noch im Laufe des Tages in ihren jeweiligen Herkunftsländern ankommen, teilt die Initiative „Free Marlene and Matej“ mit.
Marlene Förster und Matej Kavčič waren vor genau einem Monat im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet Şengal von der irakischen Armee festgenommen worden. Dort recherchierten sie seit Monaten über die gesellschaftliche Entwicklung der ezidischen Gemeinschaft nach dem Genozid, den die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) 2014 verübt hat. Zum Zeitpunkt ihrer Festnahme befanden sich die beiden Medienschaffenden auf dem Rückweg von den Feierlichkeiten zum ezidischen Neujahrsfest Çarşema Sor. In irakischen Medien war von „Terrorvorwürfen“ die Rede.
Von Şengal aus wurden Förster und Kavčič vom Militär zunächst in die Stadt Mossul gebracht, von wo aus sie nach Bagdad in ein Gefängnis des irakischen Geheimdienstes überführt wurden. Nach Tagen ohne Informationen über ihren Aufenthaltsort, ohne Zugang zu Rechtsanwält:innen oder staatlichen Vertretungen Deutschlands und Sloweniens, erhielten sie erst am 15. beziehungsweise 16. Mai Zugang zu einem juristischen Beistand.
Eine schriftliche Bestätigung der Ermittlungsgründe gegen die beiden Journalist:innen liegt weiterhin nicht vor. Die deutsche Botschaft hat allerdings den Vorwurf der Spionage bestätigt. Auch genaue Informationen über die Gründe für die Abschiebung seien bisher nicht bekannt, teilt die Initiative „Free Marlene and Matej“ mit. Die Abschiebung sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, in welchem die Aufmerksamkeit für den Fall in der deutschen Öffentlichkeit stark anstieg. „Über 50.000 Unterschriften unter unserer Petition für die Freilassung von Marlene und Matej, die Berichterstattung in den Medien sowie Stellungnahmen wichtiger Organisationen und Persönlichkeiten haben den Druck auf das Auswärtige Amt erhöht, sich für die Freilassung der Beiden einzusetzen“, sagte Lydia Förster, die Mutter von Marlene Förster. Dass es am Ende so lange gedauert hat, sei auch die Verantwortung der Bundesregierung. „Es stellt sich die Frage, ob die deutsche Regierung insbesondere der Türkei und Erdoğan, mit ihrer Zurückhaltung eine Gefälligkeit erwies“, ergänzte Malte Buchholz, Freund und Mitbewohner von Marlene Förster.
Die Türkei führt schon länger gezielte Angriffe auf das ezidische Kerngebiet Şengal durch. Darüber berichteten Marlene Förster und Matej Kavčič unter anderem. Neben zahlreichen Luftangriffen, auch auf zivile Einrichtungen, unterstützt die Türkei die irakische Zentralregierung darin, die Gebiete der ezidischen Selbstverwaltung unter militärische Kontrolle zu bringen. In den Tagen vor und nach der Verschleppung kam es zu Angriffen der irakischen Armee auf Stützpunkte der ezidischen Selbstverteidigungseinheiten YBŞ. Die Selbstverteidigungseinheiten und die zivilen Strukturen der Selbstverwaltung wurden von der Lokalbevölkerung als Reaktion auf den Völkermord an den Ezid:innen im Jahr 2014 aufgebaut.
Initiative: Fall wirft viele Fragen auf
Malte Buchholz engagiert sich auch für die Initiative „Free Marlene and Matej“. Er kündigte an, dass sich die Kampagne in den nächsten Tagen erneut an Presse und Öffentlichkeit wenden wird. „Denn der Fall wirft weiterhin viele Fragen auf: Wie kam es zu der Abschiebung, wird es weiterhin zu einem Verfahren im Irak kommen? Wie bewertet die deutsche Regierung diesen Angriff auf die Pressefreiheit? Was ist die Rolle des Auswärtigen Amts, warum haben die deutschen Behörden so spät gehandelt? Welche Rolle spielten hier die deutsch-türkischen Beziehungen?”