Vor einem Monat, am 20. April 2022, wurden die deutsche Journalistin Marlene Förster und ihr slowenischer Kollege Matej Kavčič im Nordirak festgenommen. Obwohl sich die beiden sofort als Journalist:innen auswiesen, wurden sie verhaftet und in das Hauptquartier des irakischen Geheimdienstes nach Bagdad gebracht.
Freund:innen von Marlene und Matej haben eine Petition initiiert, um Druck auf die deutsche Bundesregierung, insbesondere auf Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und das Auswärtige Amt, auszuüben, sich für die Freilassung der beiden Journalist:innen einzusetzen. Diese Petition haben inzwischen fast 52.000 Menschen unterschrieben, darunter zahlreiche Medienschaffende.
Journalist:innen fordern Freiheit für Marlene und Matej
Der Geschäftsführer von „Reporter ohne Grenzen“, Christian Mihr, kommentierte: „Mit der Festnahme dieser beiden engagierten jungen Medienschaffenden zeigen die irakischen Behörden, dass weder über die Situation der jesidischen Minderheit im Sindschar noch über die Aktionen der türkischen Streitkräfte in dieser Region etwas nach außen dringen soll.“
Die Mittelostkorrespondentin der ARD, Nathalie Amiri, gab ein Statement auf Twitter ab: „Journalisten in Haft. Wenn Aufmerksamkeit und Rückendeckung für solche Fälle gering sind, werden Journalisten in Krisengebieten zunehmend weniger.“
IPI - Das globale Netzwerk für unabhängige Medien erklärt: „Die irakische Regierung muss sofort die Freilassung der deutschen Journalistin Marlene Förster und ihres slowenischen Kollegen Matej Kavčič sicherstellen - die von irakischen Sicherheitskräften zu Unrecht wegen angeblicher ‚Unterstützung des Terrorismus‘ verhaftet wurden. Beide Journalisten müssen sofort freigelassen werden“.
Şoreş Şingalî: Marlene und Matej sollen ihre Arbeit in Şengal fortsetzen
Der ezidische Musiker Şoreş Şengalî, Mitglied des Kultur- und Kunstinstituts von Şengal, kritisierte in einem Video: „Mit der Festnahme der beiden Journalist:innen soll verhindert werden, dass die Kultur, Farbe und Wahrheit der Geschichte der ezidischen Gemeinschaft gehört wird. Sie wollten unsere Kultur und Geschichte in Deutschland bekannt machen, insbesondere Marlene war das ein Anliegen. Sie haben Kultureinrichtungen besucht, wir haben ihnen Volkslieder vorgestellt. Wir hoffen, dass die beiden bald freigelassen werden und ihre Arbeit hier in Şengal fortsetzen können. Denn unsere Kultur wurde immer angegriffen, dem wollten sie etwas entgegensetzen.“
Welle der Solidarität
Lydia Förster, Marlenes Mutter, berichtete ANF, dass der Terrorvorwurf gegen ihre Tochter vom Tisch ist. Man wirft ihr ein Visavergehen sowie „Spionage“ vor. Marlene sei unter Druck gesetzt worden, die Quellen ihrer Recherchearbeit in Şengal preiszugeben. Erst als das Auswärtige Amt davon erfahren habe, sei es etwas aktiver geworden. „Als Journalistin muss sie natürlich ihre Quellen schützen“, so Lydia Förster.
„Die deutsche Botschaft unterstützt mich sehr und meldet sich regelmäßig. Das Auswärtige Amt könnte aber noch etwas aktiver werden“, sagt Lydia Förster. Sie erfahre unglaublich viel Solidarität und menschliche Unterstützung von Nachbar:innen, Arbeitskolleg:innen, Bekannten. Sehr viele Medien meldeten sich bei ihr. Daher sei sie auch vorsichtig optimistisch, dass die große Welle der Solidarität zu Marlenes Freilassung beträgt, allerdings dürfe der Druck auch nicht nachlassen.
Heute um 15.30 Uhr findet in Darmstadt erneut eine Kundgebung statt. Die Darmstädter Stadtverordnetenversammlung stimmt heute darüber ab, ob sie Marlenes und Matejs Freiheit fordert.