Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben die Gefangennahme eines lokalen Anführers der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Raqqa bekanntgegeben. Der Übergriff auf den Islamisten fand demnach im Rahmen einer punktgenauen Operation statt, die von den Antiterroreinheiten YAT durchgeführt wurde. Bei der Durchsuchung des Hauses seien auch zwei Mitglieder der Schläferzelle aufgegriffen worden, die der „IS-Emir“ kommandierte. Darüber hinaus wurden zahlreiche Waffen und Dokumente sichergestellt. Zur Identität der drei Männer machten die QSD keine Angaben.
In Raqqa kam es in letzter Zeit wieder häufiger zu Operationen gegen den IS. Im April war in der nordsyrischen Stadt schon einmal ein lokaler Kommandant gefasst worden. Im Februar gelang Spezialeinsatzkräften der QSD mit der Festsetzung eines „Vermögensverwalters“ des IS, eine wichtige Geldquelle der Terrorgruppe trockenzulegen. Der Dschihadist hatte unter anderem Transferzahlungen an Zellenstrukturen im Auffang- und Internierungslager Al-Hol, das als Brutnest des IS gilt, koordiniert.
In Teilen Nord- und Ostsyriens, neben Raqqa vor allem in Hol und Deir ez-Zor, wurden in den letzten Wochen aber auch wieder vermehrte IS-Anschläge verzeichnet. Die Attentate richten sich hauptsächlich gegen Militärverbände der QSD und Strukturen der Selbstverwaltung. Am 17. April hatte die Dschihadistenmiliz dazu aufgerufen, die Zeit des Ukraine-Kriegs für Anschläge zu nutzen. Europa gehe „durch eine heiße Phase“ und IS-Unterstützer sollten diese Gelegenheit wahrnehmen, überall zuzuschlagen, um den Tod der ehemaligen IS-Anführer Abu Ibrahim al-Hashimi al-Quraishi und Abu Bakr al-Baghdadi zu rächen. Als primäres Ziel für Attentate in Syrien wurde das Auffang- und Internierungslager Hol genannt.
„Schlacht um Vergeltung für die beiden Führer“
In den ersten zehn Tagen der „Schlacht um Vergeltung für die beiden Führer“ hat der IS nach Angaben des Rojava Information Center (RIC) mindestens zwanzig Anschläge durchgeführt – so viele wie in den beiden Monaten zuvor zusammen – hauptsächlich im Großraum Deir ez-Zor, aber auch in Raqqa, Manbidsch (Minbic) und der Dschazira. Die Angriffe forderten fast zwei Dutzend Menschenleben – dreizehn Angehörige militärischer Kampfverbände und zehn Zivilist:innen. Weitere fünf Menschen wurden den Angaben nach im Camp Hol ermordet. Besonders verheerend war der Anschlag auf das Haus von Nuri al-Hamish, dem Leiter des Büros für Öffentlichkeitsarbeit im Zivilrat von Deir ez-Zor. Bei dem überfallartigen Attentat waren am 27. April sieben Menschen ums Leben gekommen. Vier weitere Personen wurden verletzt.