Damaskus bittet EU um Hilfe bei Waldbrandbekämpfung

Die syrische Übergangsregierung hat die Europäische Union um Unterstützung zur Bekämpfung der Waldbrände im Land gebeten. Seit sechs Tagen wüten heftige Feuer in der alawitisch geprägten Küstenprovinz Latakia.

14.000 Hektar Wald in Latakia betroffen

Die syrische Übergangsregierung hat die Europäische Union um Unterstützung bei der Bekämpfung von Waldbränden an der Westküste des Landes gebeten. Wie Katastrophenschutzminister Raed al-Salah mitteilte, sollen im Laufe des Tages zypriotische Löschflugzeuge die lokalen Einsatzkräfte verstärken. Insgesamt sind derzeit 16 Löschflugzeuge sowie Dutzende Teams am Boden im Einsatz. Auch die Türkei, der Libanon sowie Jordanien beteiligen sich an den Löscharbeiten.

Die Brände wüten bereits seit sechs Tagen in der überwiegend alawitisch geprägten Provinz Latakia. Nach Angaben des Ministers haben sich die Feuer auf eine Fläche von mehr als 14.000 Hektar ausgedehnt. Erschwert werden die Löscharbeiten durch starke Winde, steiles Gelände, hohe Temperaturen sowie durch nicht explodierte Munition und Landminen aus dem Krieg.

5.000 Menschen betroffen – Dörfer evakuiert

Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) haben die Brände bereits über drei Prozent der gesamten Waldfläche Syriens zerstört. Rund 5.000 Menschen seien unmittelbar betroffen, mehrere Dörfer in und um Latakia mussten evakuiert werden. Trotz der schwierigen Bedingungen wurden bislang keine Todesopfer gemeldet.

Schlimmste klimatische Bedingungen seit 60 Jahren

Bereits im Juni hatte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gewarnt, Syrien stehe vor den schlimmsten klimatischen Bedingungen seit sechs Jahrzehnten. Das Land leidet unter extremen Temperaturen, anhaltender Dürre und den Folgen des Klimawandels. Diese Umweltfaktoren treffen auf eine durch den langen Krieg stark geschwächte Infrastruktur und eine sich zuspitzende Wirtschaftskrise.

Die Behörden der Übergangsregierung warnen, dass sich die Lage weiter verschärfen könnte, sollte es nicht bald internationale Hilfe und einen nachhaltigen Wiederaufbau der Katastrophenschutzkapazitäten geben. Die Brandursache sei derweil bisher noch nicht bekannt. Auf Onlineplattformen wie X kursieren Berichte, wonach die Dschihadistenmiliz „Saraya Ansar al-Sunna“ die Verantwortung für die Brände in den Qastal-Wäldern in Latakia übernommen und erklärt habe, der „Angriff“ habe sich gegen Alawit:innen gerichtet.

Die noch weitgehend unbekannte Islamistengruppe „Saraya Ansar al-Sunna“ ist eine Abspaltung von „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS), der Miliz des selbsternannten syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa. Die Splittergruppe hatte sich auch zu dem Anschlag auf eine griechisch-orthodoxe Kirche in Damaskus bekannt, bei der Ende Juni mindestens 25 Menschen getötet und über 60 weitere verletzt worden waren.