Im ostsyrischen Deir ez-Zor sind sieben Menschen bei einem Anschlag der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) ums Leben gekommen, vier weitere wurden verletzt. Der Angriff ereignete sich am Mittwochabend in der Kleinstadt Abu Khashab und richtete sich offenbar gegen Nuri al-Hamish, den Leiter des Büros für Öffentlichkeitsarbeit im Zivilrat von Deir ez-Zor. Acht bewaffnete Männer hätten das Haus von al-Hamish gestürmt, als dieser mit Familienmitgliedern und Gästen das Iftar, das Mahl am Abend während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, einnahm, heißt es. Ob sich al-Hamish unter den Toten befindet, konnte zunächst nicht bestätigt werden. Die Verletzten befinden sich in einem Krankenhaus in Raqqa.
Schwester Angriff seit „Vergeltungsoffensive“
Seit anderthalb Wochen kommt es wieder vermehrt zu Anschlägen von Schläferzellen des selbsternannten IS gegen militärische und zivile Strukturen im Autonomiegebiet von Nord- und Ostsyrien. Am 17. April hatte die Dschihadistenmiliz dazu aufgerufen, die Zeit des Ukraine-Kriegs für Anschläge zu nutzen. Europa gehe „durch eine heiße Phase“ und IS-Unterstützer sollten diese Gelegenheit wahrnehmen, dort zuzuschlagen, hieß es in einer Audiobotschaft der Terrororganisation. Als primäres Ziel für Attentate in der Region wurde das Auffang- und Internierungslager Hol nahe Hesekê genannt. Damit solle der Tod der ehemaligen IS-Anführer Abu Ibrahim al-Hashimi al-Quraishi und Abu Bakr al-Baghdadi gerächt werden. Der IS hoffe, dass der Krieg in der Ukraine nicht ende, ehe er die Menschen im Westen vernichtet und die dortigen Gebiete zerrissen habe.
Nuri al-Hamish, Aufnahme von 2020 | Quelle: Ronahî via Hawarnews
Bisher 28 Tote
Nach Angaben des Rojava Information Center (RIC) hat der IS seit Beginn der „Schlacht um Vergeltung für die beiden Führer“ mindestens zwanzig Anschläge durchgeführt – so viele wie in den beiden Monaten zuvor zusammen – hauptsächlich im Großraum Deir ez-Zor, aber auch in Raqqa, Manbidsch (Minbic) und der Dschazira. Die Angriffe hätten fast zwei Dutzend Menschenleben gefordert – dreizehn Angehörige militärischer Kampfverbände und zehn Zivilist:innen. Weitere fünf Menschen wurden den Angaben nach im Camp Hol ermordet.