Journalistin Kibriye Evren weiterhin in Polizeigewahrsam

Die Journalistin Kibriye Evren ist seit zwei Tagen in türkischer Polizeihaft. Der Vorgang steht im Zusammenhang mit einem Verfahren wegen angeblicher „Terrorismusfinanzierung“ – gemeint ist offenbar eine Geldzuwendung für eine politische Gefangene.

Die unlängst in Istanbul festgenommene Journalistin Kibriye Evren bleibt vorerst in Polizeihaft. Das habe die für das Ermittlungsverfahren gegen die Kurdin zuständige Staatsanwaltschaft in der westtürkischen Provinz Kocaeli angeordnet, hieß es am Sonntag aus Anwaltskreisen. Frühestens für Montag sei eine Vernehmung bei Gericht vorgesehen. Bis dahin werde sie weiterhin in einer Arrestzelle der Antiterrorpolizei festgehalten.

Evren, die Redakteurin der Nachrichtenagentur JinNews ist, war am Freitagfrüh in ihrer Istanbuler Wohnung festgenommen und nach einem kurzen Aufenthalt auf dem örtlichen Dezernat für Terrordelikte ins benachbarte Kocaeli verbracht worden. Dort ist ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der „Terrorismusfinanzierung“ und angeblicher Mitgliedschaft in einer als terroristisch eingestuften Organisation anhängig, teilte JinNews mit. Gesicherte Angaben zum Inhalt der Akte seien kaum möglich, da das Verfahren als Verschlusssache eingestuft worden sei. Zudem hatten die Behörden eine 24-stündige Kontaktsperre über Evren verhängt, innerhalb derer sie keine Möglichkeit auf einen Rechtsbeistand hatte.

Inzwischen ist klar; der Vorgang gegen Evren steht im Zusammenhang mit einer Geldzuwendung für eine frühere Zellengenossin. Die Journalistin saß selbst schon mehrfach im Gefängnis. Zuletzt verbrachte sie zwischen 2018 und 2019 mehr als ein Jahr lang im Frauengefängnis in der kurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) in Untersuchungshaft. Nach ihrer Entlassung unterstützte Evren laut Angaben von JinNews eine ehemalige Mitgefangene mit kleineren Beträgen. Daraus konstruierten die türkischen Behörden nun Straftaten. Dabei gehe es im Grunde darum, die freie kurdische Presse mit Repression zu überziehen.

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