Weltweit werden rund 7.000 Sprachen gesprochen. Rund die Hälfte davon ist laut UNESCO vom Aussterben bedroht – auch Kirmanckî. Diese Varietät des Kurdischen, die auch Zazakî, Dimilkî oder Kirdkî genannt wird, ist vor allem in Dersim und den Provinzen Ezirgan (Erzincan), Çewlîg (Bingöl) und Mûş als Hauptmundart verankert. Auch wenn einige Linguist*innen Kirmanckî nicht als kurdischen Dialekt, sondern als eigene Sprache betrachten, identifizieren sich deren Sprechende zu großen Teilen als Kurdinnen und Kurden. Schätzungen nach wird diese Varietät heute nur noch von etwa zwei Millionen Menschen gesprochen. Das liegt an dem besonders ausgeprägten Assimilationsdruck des türkischen Staates in den Regionen mit alevitisch-kurdischer Bevölkerungsmehrheit und Genoziden, wie 1937/38 in Dersim.
Um den Erhalt und die Weiterentwicklung von Kirmanckî zu fördern, haben nun dreizehn zivilgesellschaftliche Organisationen zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar eine Kampagne ins Leben gerufen. Die unter anderem vom Kongress für den Wiederaufbau von Dersim getragene Initiative startet am kommenden Sonntag um 18 Uhr (MEZ) mit einer Aktion in Online-Netzwerken unter dem Hashtag #ZoneMuwaXoQeseyke. Teilnehmende sind aufgerufen, sich kreativ und vielseitig an der Kampagne zu beteiligen.
Die aufrufenden Organisationen haben ein vielschichtiges Konzept zur Kirmanckî-Förderung erarbeitet und kündigen ein Sprachforum an, das in der nächsten Zeit umgesetzt werden soll. Die Aktivitäten rund um die Kampagne stehen unter der Losung „Lernen wir unsere Muttersprache, bevor der letzte Kirmanckî-Erstsprecher stirbt“. Getragen wird die Kampagne von: Kongress für den Wiederaufbau von Dersim, Zentrum der Dersim-Studien (DAM), Demokratische Aleviten-Vereine, Demokratische Alevitische Föderation, Plattform lokaler demokratischer Vereinigungen, Dersim-Verein gegen Genozid, Initiative Malatya-Kürecik, Kormeç-Verein, Verein der Menschen aus Koçgiri, Föderation demokratisch-alevitischer Maraş-Vereine (MARDEF), Plattform der Kurd*innen aus Zentralanatolien (PKAN), Initiative Karakoçan, Xinis-Verein.
Internationaler Tag der Muttersprache
Der Internationale Tag der Muttersprache ist ein von der UNESCO ausgerufener Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“. Er wird seit dem Jahr 2000 jährlich am 21. Februar begangen und genutzt, um die Aufmerksamkeit auf Minderheitensprachen zu lenken. Vielfach werden diese Sprachen nicht mehr an die nachfolgenden Generationen weitergegeben und geraten in Vergessenheit.
Hintergrund
Historisch nimmt der Tag der Muttersprache Bezug auf den 21. Februar 1952. Damals protestierte die Bevölkerung der pakistanischen Provinz Bengalen gegen die Einführung von Urdu als Amtssprache. Das in der Bevölkerung weit verbreitete Bengali sollte hingegen zurückgedrängt werden. Fast 20 Jahre später wurde Ost-Bengalen unabhängig und führte Bengali als Amtssprache ein. Der Staat heißt heute Bangladesch. Diese Geschichte steht beispielhaft für die Bedeutung sprachlicher Vielfalt.