Journalist:innen in Gewahrsam: Es sollen Beweise fabriziert werden

Seit dem 8. Juni werden 20 Journalist:innen in der Polizeidirektion in Amed festgehalten. Der festgenommene Ko-Vorsitzende des Journalistenvereins DFG erklärt, es werde gerade versucht, „Beweise zu fabrizieren“.

Seit dem 8. Juni hat die türkische Polizei auf Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft Diyarbakir (ku. Amed) 22 Personen festgenommen, zwanzig von ihnen sind Journalist:innen. Die Festgenommenen, die für Medien wie die Nachrichtenagentur MA (Mezopotamya Ajansi) oder die Frauennachrichtenagentur JinNews arbeiten, befinden sich seit einer Woche in Gewahrsam auf der Polizeidirektion in Amed. Die Festnahmedauer ist bereits zweimal verlängert worden, aktuell bis zum 16. Juni.

Der Ko-Vorsitzende des Journalistenvereins Tigris-Euphrat (Dicle Fırat Gazeteciler Derneği, kurz: DFG), Serdar Altan, hat im Namen der festgenommenen Journalist:innen aus dem Gewahrsam heraus eine kurze Erklärung abgegeben. Darin heißt es: „Die lange Zeit in Gewahrsam ist eine Form der Folter und Bestrafung geworden. Es geht darum, Beweise zu fabrizieren. Selbst wenn 80 Tage und nicht acht Tage vergehen, wird man nichts anderes als unsere journalistische Tätigkeit feststellen. Deswegen appellieren wir an den verantwortlichen Staatsanwalt: Verzögern Sie dieses Verfahren nicht länger. Andernfalls kommen Sie selbst unter Verdacht. Es besteht der Anfangsverdacht, dass hier Beweise fabriziert werden sollen. Wir sind Journalistinnen und Journalisten und haben kein Verbrechen begangen, sondern uns journalistisch betätigt. Deshalb fordern wir unsere sofortige Freilassung. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um uns bei allen unseren Kolleginnen und Kollegen und Presseverbänden und Nichtregierungsorganisationen, die uns in diesen Tagen nicht allein gelassen haben und es nicht gescheut haben, uns zu unterstützen, zu bedanken. Wir sagen: Solidarität lässt uns wachsen.“

Die Festgenommenen

Bei den Festgenommenen handelt es sich um Serdar Altan (Ko-Vorsitzender des Journalistenvereins Dicle-Firat, DFG), Safiye Alagaş (Direktorin der Frauennachrichtenagentur JinNews), Gülşen Koçuk (Redakteurin von JinNews), Aziz Oruç (Redakteur der Nachrichtenagentur Mezopotamya, MA), Ömer Çelik, Suat Doğuhan, Ramazan Geciken, Berivan Karatorak, Esmer Tunç, Neşe Toprak, Zeynel Abidin Bulut, Mazlum Doğan Güler, Mehmet Şahin, Elif Üngür, Ibrahim Koyuncu, Remziye Temel, Mehmet Yalçın und Abdurrahman Öncü. Im selben Ermittlungsverfahren ist auch die Aktivistin Feynaz Koçuk aus Gebze in der Westtürkei festgenommen worden. Wie bekannt wurde, befindet sich mit Ihsan Ergülen eine 22. Person aufgrund derselben Ermittlungen in Gewahrsam. Die Zahl der durchsuchten Medieneinrichtungen beläuft sich auf sechs, darunter zwei Nachrichtenagenturen (MA und JinNews) und eine kurdischsprachige Zeitung (Xwebûn). Auch drei Produktionsfirmen (Piya, Ari und Pel) wurden ins Visier genommen. Das Medienmaterial in diesen Einrichtungen wurde von der Polizei beschlagnahmt.