27. Musa-Anter-Journalismuspreise verliehen
Zum 27. Mal sind in Istanbul die Musa-Anter-Preise für Journalismus verliehen worden. Ausgezeichnet wurden Medienschaffende in der Tradition der freien kurdischen Presse.
Zum 27. Mal sind in Istanbul die Musa-Anter-Preise für Journalismus verliehen worden. Ausgezeichnet wurden Medienschaffende in der Tradition der freien kurdischen Presse.
Die Zeitung Yeni Yaşam hat die Preise für den 27. Journalistenwettbewerb „Musa Anter und die Gefallenen der freien Presse“ verliehen. Seit 1993 wird der Preis im Gedenken an den kurdischen Schriftsteller und Intellektuellen Musa Anter und andere Medienschaffende, die von paramilitärischen Kräften bei der Ausübung ihrer Arbeit ermordet wurden, ausgelobt. Er richtet sich an Journalistinnen und Journalisten in der Tradition der „freien kurdischen Presse“. Beim Wettbewerb wurden Beiträge eingereicht, die nach dem 10. September 2019 veröffentlicht worden sind.
In der Kategorie „Türkisch“ wurde der Beitrag mit dem Titel „261 Leichen unter einem Gehweg begraben“ des Korrespondenten der kurdischen Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA), Erdoğan Alayumat, ausgezeichnet. Durch den Bericht Alayumats war im Mai bekannt geworden, dass die bereits im Dezember 2017 vom Gefallenenfriedhof Garzan in Bedlîs (Bitlis) von türkischen Sicherheitskräften verschleppten Guerillaleichen auf einem Friedhof bei Istanbul in Kisten verpackt unter einem Gehweg begraben wurden.
Spezialpreis der Jury für Türkisch an Evrensel-Korrespondenten
Der Spezialpreis der Jury in der Kategorie Türkisch ging an Ercüment Akdeniz von der linken Tageszeitung Evrensel für seinen Beitrag mit dem Titel „Flüchtlinge mit Passagier-Code in den Tod getragen“. Am 27. Juni kenterte ein mit Schutzsuchenden besetztes Boot im Wansee. Über sechzig Schutzsuchende aus Pakistan, Afghanistan und Iran sind ertrunken.
Fahrettin Kılıç, Ayşe Sürme und Medya Üren teilen sich Kurdisch-Preis
Medya Üren von der feministischen Frauennachrichtenagentur JinNews wurde in der Kategorie „Kurdisch“ für die Veröffentlichung des Briefes von Ipek Er, einer 18-jährigen Kurdin, die nach der Vergewaltigung durch einen türkischen Offizier Selbstmord beging, ausgezeichnet. Üren teilt sich den Preis mit den MA-Mitarbeiter*innen Ayşe Sürme und Fahrettin Kılıç, die für ihren Beitrag über den Guerillakämpfer Agit Ipek ausgezeichnet wurden, dessen Leichnam in einer Kiste und per Post durch die Generalstaatsanwaltschaft in Dersim an seine Hinterbliebenen verschickt worden war.
Gurbetelli-Ersöz-Frauenjournalismuspreis für Sibel Yükler
Der Gurbetelli-Ersöz-Frauenjournalismuspreis ging an die armenischstämmige Journalistin und Aktivistin Sibel Yükler von der Internetzeitung Gazete Karınca. Sie erhielt die Auszeichnung für einen Beitrag zu unterlassenen Hilfeleistungen durch die Polizei in Kırıkkale im Fall der 38-jährigen Emine Bulut, die im August vergangenen Jahres vor den Augen ihrer zehnjährigen Tochter von ihrem Ex-Mann in einem Schnellimbiss erstochen wurde. Vier Stunden vor ihrem gewaltsamen Tod hatte Bulut noch bei der Polizei um Schutz gebeten – vergeblich. Sibel Yükler deckte Manipulation in den Ermittlungsakten auf.
Spezialpreis der Jury für Frauenjournalismus
Der Spezialpreis der Jury für Frauenjournalismus ging in diesem Jahr an Arjin Dilek Öncel von MA für ihren Beitrag „Verdächtiger Tod einer Mutter, die Zeugin der Vergewaltigung ihrer Tochter wurde“.
Preis für das beste Foto
Den Preis für das beste Foto teilen sich ANF-Korrespondentin Zeynep Kuray und Fatoş Erdoğan. Kuray wurde für das Bild mit dem Titel „Blockade“ ausgezeichnet, das eine Gruppe HDP-Abgeordnete zeigt, die auf der Istanbuler Einkaufsmeile Istiklal Caddesi in einem Polizeikessel Flugblätter verteilen, mit denen zur Teilnahme am HDP-Kongress eingeladen wurde. Fatoş Erdoğan hatte unter dem Titel „Das Bild der Türkei“ ein Foto von der Beerdigung der Anwältin Ebru Timtik eingereicht, die im August nach einem 238-tägigen „Todesfasten“ für ein gerechtes Verfahren gestorben ist.
© Zeynep Kuray | ANF
Foto-Spezialpreis der Jury und Karikaturenpreis
Der Foto-Spezialpreis der Jury ging an die Journalistin Seda Taşkın für ihr Werk „Hasankeyf“. Den Karikaturenpreis erhielt Beşir Geroğlu, mit dem Spezialpreis in derselben Kategorie wurde Kıymet Güven ausgezeichnet.