Politischer Gefangener unter Polizeiblockade beigesetzt

Der politische Gefangene Mahsum Pamay hat sich aus Protest gegen die Isolation Öcalans das Leben genommen. Er wurde heute hinter Polizeiabsperrungen in Cizîr beigesetzt. Nur engste Familienmitglieder durften an der Beerdigung teilnehmen.

Der politische Gefangene Mahsum Pamay (22) hatte sich im F-Typ-Gefängnis von Elazığ aus Protest gegen die Isolation Öcalans das Leben genommen. Er wurde heute unter einem massiven Polizeiaufgebot in der nordkurdischen Stadt Cizîr (Cizre) beigesetzt. Nur engste Familienmitglieder wurden zu seiner Beerdigung auf den Friedhof von Cizîr gelassen.

Pamays Leiche war der Familie in Begleitung der HDP-Abgeordneten Nuran Imir übergeben worden und erreichte heute in den frühen Morgenstunden Cizîr. Am Stadteingang wurden sie von einem massiven Polizeiaufgebot empfangen.

Das Krankenhaus, in dem sich die Leichenhalle befindet, war ebenfalls weiträumig von der Polizei abgesperrt worden. Eine Menschenmenge am Krankenhaus, unter der sich auch die HDP-Abgeordneten Hasan Özgüneş und Hüseyin Kaçmaz befanden, wurde gezwungen, den Ort zu verlassen, da ansonsten Pamays Leiche nicht in die Leichenhalle gelassen würde. Da die HDP-Aktivist*innen weiteres Leid für die Familie vermeiden wollten, verließen sie das Krankenhausgelände. Daraufhin traf Pamays Leichnam ein und wurde dort von der Familie gewaschen. Im Anschluss wurde er von dort zum Asri-Friedhof in Cizîr gebracht. Der Friedhof war ebenfalls von Panzerfahrzeugen und schwer bewaffneten Spezialeinheiten umstellt. Abgesehen von den engsten Familienangehörigen wurde niemand zur Beerdigung gelassen. Verwandte von Pamay, die von den Sicherheitskräften nicht durchgelassen wurden, klagten die Polizisten mit den Worten an: „Habt ihr denn keine Kinder? Unsere Herzen brennen. Ist das Geschwisterlichkeit? Ist das Gerechtigkeit?“

Mahsum Pamay wurde schließlich im Beisein des engsten Familienkreises beigesetzt.

Während des Hungerstreiks, den Leyla Güven am 7. November 2018 gegen die Isolation von Abdullah Öcalan begonnen hat, haben nun bereits acht Menschen ihr Leben verloren, sieben von ihnen im Gefängnis. Am 17. März hat sich der politische Gefangene Zülküf Gezen im Gefängnis von Tekirdağ aus Protest erhängt. Ayten Beçet nahm sich am 23. März im Gefängnis von Gebze auf gleiche Weise das Leben. Einen Tag später beendete die Gefangene Zehra Sağlam im Hochsicherheitsgefängnis von Oltu in Erzîrom ihr Leben, Medya Çınar aus der Haftanstalt in Mêrdîn am 25. März. Am 22. März erlag der Neusser Aktivist Uğur Şakar in einer Duisburg Klinik seinen schweren Verletzungen. Der 43-jährige Kurde hatte sich Ende Februar vor dem Gerichtsgebäude in Krefeld aus Protest gegen die Isolation Abdullah Öcalans selbst verbrannt. Am 1. April erlag die politische Gefangene Yonca Akici ihren Verletzungen, die sie sich bei ihrem Protestsuizid am Vortag im Gefängnis von Şakran zugezogen hatte. Der politische Gefangene Siraç Yüksek hat sich am 2. April im T-Typ-Gefängnis von Osmaniye aus Protest gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan das Leben genommen.