Türkei: Fünfter Protestsuizid gegen Isolation
Die politische Gefangene Yonca Akici hat sich aus Protest gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan im Gefängnis von Şakran das Leben genommen.
Die politische Gefangene Yonca Akici hat sich aus Protest gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan im Gefängnis von Şakran das Leben genommen.
Die politische Gefangene Yonca Akici hat sich aus Protest gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan im Hochsicherheitsgefängnis von Şakran (Provinz Izmir) das Leben genommen. Sie ist eine von fünf politischen Gefangenen in der Türkei, die innerhalb von zwei Wochen den Freitod als Aktionsform gewählt haben.
Yonca Akici aus der nordkurdischen Provinz Agirî (Ağrı) gehörte zu den rund 7.000 Gefangenen, die sich am 1. März dem von der HDP-Politikerin Leyla Güven initiierten Hungerstreik für die Aufhebung der Isolationshaftbedingungen des PKK-Gründers auf der Gefängnisinsel Imrali angeschlossen haben. Seit 2015 saß sie wegen des Vorwurfs der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ in Untersuchungshaft. Ihren Suizidversuch durch Erhängen hat die politische Gefangene am vergangenen Sonntag unternommen und zunächst überlebt. Schwerverletzt wurde Akici in das Krankenhaus von Çiğli eingeliefert, wo sie am Montag schließlich verstarb. Aus Istanbul und Izmir angereiste Verwandte warten bereits auf die Freigabe des Leichnams. Sobald die Obduktion abgeschlossen ist, findet die Überführung nach Agirî statt.
Sowohl die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die Gefängnis-Koordination der Partei der freien Frauen Kurdistans (PAJK), und Deniz Kaya als Sprecher der Gefangenen aus PKK- und PAJK-Verfahren in der Türkei haben bereits an die Gefangenen appelliert, von Protestsuiziden Abstand zu nehmen. Der Freitod als Aktionsform müsse aufhören, da individualistische, emotionale und unorganisierte Reaktionen zu einem der eigenen Realität nicht angemessenen Ansatz führten. Stattdessen sollte auf organisierte Handlungsmethoden zurückgegriffen werden, um gegen die Isolation zu protestieren, hatte es einstimmig geheißen. Duran Kalkan aus dem PKK-Exekutivrat erklärte: „Wir sollten unsere Aktionen nicht gegen uns selbst, sondern gegen den Faschismus richten.“
Während des Hungerstreiks haben bisher sechs Menschen ihr Leben verloren, darunter fünf im Gefängnis. Am 17. März hat sich der politische Gefangene Zülküf Gezen im Gefängnis von Tekirdağ aus Protest erhängt. Ayten Beçet nahm sich am 23. März im Gefängnis von Gebze auf gleiche Weise das Leben. Einen Tag später beendete die Gefangene Zehra Sağlam im Hochsicherheitsgefängnis von Oltu in Erzîrom ihr Leben, Medya Çınar aus der Haftanstalt in Mêrdîn am 25. März. Am 22. März erlag der Neusser Aktivist Uğur Şakar in einer Duisburg Klinik seinen schweren Verletzungen. Der 43-jährige Kurde hatte sich Ende Februar vor dem Gerichtsgebäude in Krefeld aus Protest gegen die Isolation Abdullah Öcalans selbst verbrannt.
Bereits im September beendete der Jugendaktivist Ümit Acar in Ingolstadt auf gleiche Weise sein Leben. In einem Abschiedsvideo erklärte er, dass er mit seiner Selbstverbrennung gegen die Isolationshaft gegen Abdullah Öcalan und vor allem auch wegen der deutschen Unterstützung für den Krieg der türkischen Regierung gegen die Kurd*innen protestiert. Unter anderem sagte er: „Ihr wisst es auch: die Türken und Deutschen sind seit Jahrhunderten Freunde. Bei allen Massakern, die die Türken an den Kurden verübten, haben die Deutschen ihnen die Waffen geliefert. Auch bei den Massakern in Rojava waren es wieder die Deutschen, die die Waffen geliefert haben. Erdoğan kommt heute wieder nach Deutschland und deshalb führe ich diese Aktion heute aus.”