PKK: Organisierter Protest wird Faschismus zerschlagen

Die PKK appelliert an die politischen Gefangenen in der Türkei, von Protestsuiziden Abstand zu nehmen und statt individualistischen Aktionen wie diesen auf organisierte Handlungsmethoden zurückzugreifen, die sich gegen den Faschismus richten.

Der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans PKK (Partiya Karkerên Kurdistan) hat sich in einer schriftlichen Erklärung zu den Entwicklungen der Protestbewegung „Isolation durchbrechen, Faschismus zerschlagen, Kurdistan befreien” geäußert. Einleitend verweist die PKK auf die eindrucksvollen Newroz-Feierlichkeiten überall auf der Welt, insbesondere in Kurdistan und der Türkei, die im Sinne der Protestbewegung gegen die Isolation stattfanden und die Idee dahinter veranschaulichten. „Millionen von Menschen setzten ein Zeichen gegen das Isolations- und Foltersystem auf Imrali, das mittlerweile als ein Regierungssystem umgesetzt wird und zeigten, dass die Zeit reif ist für Bedingungen Abdullah Öcalans, in denen er frei leben und arbeiten kann.”

Der PKK-Exekutivrat äußert sich in seiner Erklärung auch zu den Todesfällen der kurdischen Hungerstreikbewegung, die am 7. November 2018 von der HDP-Politikerin Leyla Güven initiiert wurde. Die 55-Jährige war die erste, die aus Protest gegen die Isolationshaftbedingungen des PKK-Gründers Abdullah Öcalan in einen Hungerstreik getreten ist. Mittlerweile beteiligen sich zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten an dem Massenprotest. Allein in den Gefängnissen der Türkei sind es rund 7.000 politische Gefangene, die im Hungerstreik sind. Um ihrer Forderung „Nachdruck zu verleihen“, wählten die Gefangenen Zülküf Gezen, Ayten Beçet, Zehra Sağlam und Medya Çınar den Freitod als Aktionsform. Vergangenen Sonntag erlag schließlich der kurdische Aktivist Uğur Şakar in Duisburg seinen schweren Verletzungen, die er sich Ende Februar bei seiner Selbstverbrennung vor dem Gebäude des Krefelder Gerichts hinzugezogen hatte.

PKK: Organisierter Protest, statt individualistischen Ansätzen

Die PKK spricht den Angehörigen der Verstorbenen ihr Beileid aus und verspricht, die Ideale der Gefallenen zu verwirklichen. „Wir gedenken unserer Freundinnen und Freunde in Respekt und Dankbarkeit. Die Erinnerung an sie werden wir stets bewahren”. Gleichzeitig appelliert die kurdische Arbeiterpartei an die politischen Gefangenen, von Protestsuiziden abzusehen und individualistischen Ansätzen wie diesen Abstand zu nehmen: „Der Widerstand um die Hungerstreikbewegung ist zu einem globalen Phänomen geworden und hat die faschistische Mentalität und Politik aus vier Fronten umfasst. Er wird den AKP/MHP-Faschismus zum Zusammenbruch führen, diese Tatsache wird sich mit den Kommunalwahlen am 31. März noch verdeutlichen.

Bei diesem Kampf handelt es sich um einen Widerstand, der sich auf der Grundlage nach der Zerschlagung des Isolations- und Foltersystems auf Imrali gegen die faschistisch-rassenfanatische Mentalität und Politik der Regierung richtet. Es ist ein Kampf um Freiheit, Würde und Erfolg, der sich am Widerstand von Menschen wie Mazlum Doğan, Kemal Pir, Mehmet Hayri Durmuş, Sakine Cansız und Zeynep Kınacı orientierte und entwickelte. Umso wichtiger ist es, ihren Ansatz zu verstehen, richtig zu deuten und organisiert zu handeln, um dem Faschismus eine Niederlage beibringen, statt individualistische Ansätze zu verfolgen. Es gibt Formen des Protests, auf die nicht mehr zurückgegriffen werden sollte. Die Rede ist von den Aktionen der Freund*innen Zülküf, Uğur und Ayten, die nicht mehr stattfinden dürfen. Alle unsere Genossinnen und Genossen, insbesondere die in den Gefängnissen, sollten auf organisierte Weise Handlungsmethoden entwickeln, die sich gegen den Feind richten, den Faschismus schwächen und ihn letztendlich zerstören”.

PKK gratuliert den QSD zum Sieg über IS

In ihrer Erklärung gratuliert die PKK auch den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) zu ihrem Sieg über die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat” (IS). Nach einer langwierigen Operation gegen die IS-Enklave al-Bagouz haben die YPG-geführten QSD das letzte vom IS in Syrien besetzte Gebiet befreit und damit die Existenz der Terrormiliz in dem kriegsgeplagten Land beendet. In der Glückwunschbotschaft heißt es: „Unser Volk in Rojava schloss sich mit Araberinnen und Arabern und den anderen Völkern Nord- und Ostsyriens zusammen und hat den historischen Widerstand gegen die faschistischen IS-Banden nach vier Jahren des Kampfes mit einem Sieg gekrönt.

Die YPG/YPJ und alle anderen Komponenten der Demokratischen Kräfte Syriens führten einen nationalen Befreiungskampf, an dessen Ende am Tag des Newroz unserem Volk und der gesamten Menschheit ein historischer Sieg gewidmet wurde. Mit der QSD-Flagge in der letzten IS-Bastion wurde die gesamte Menschheit aus der Dunkelheit des Terrors befreit. In vier Jahren des Krieges sind mehr als 11.000 Menschen gefallen, über 21.000 Kämpferinnen und Kämpfer wurden verletzt. Wir grüßen die Kommandant*innen und Kämpfer*innen der QSD, durch deren Kampf gegen die Mentalität des Faschismus das Newroz-Fest an Bedeutung gewonnen hat und gratulieren allen Kräften der internationalen Anti-IS-Koalition in der Hoffnung, dass ihr Kampf gegen diese Banden von dauer sein wird. Den tapferen Gefallenen dieses historischen Sieges gedenken wir mit Respekt und Dankbarkeit, wünschen den Kriegsversehrten eine baldige Genesung und grüßen alle Völker Nord- und Ostsyriens sowie Westkurdistans, die einen Sieg errungen haben”.

Tod von Baran Serhad wird gerächt

Abschließend kündigt die PKK an, den Tod von Baran Serhad (Bayram Namaz), dem Rojava-Repräsentanten der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP), zu rächen. Der 49-jährige Serhad wurde vergangenen Samstag bei einem gezielten Anschlag von dschihadistischen Söldnern des türkischen Staates in der nordsyrischen Stadt Serêkaniyê getötet. Wie die PKK mitteilt, war Baran Serhad seit drei Jahren aktives Mitglied der Vereinigten Revolutionsbewegung der Völker (Halkların Birleşik Devrim Hareketi, HBDH). „Unser Freund Baran ist nicht nur ein Gefallener der Revolution in der Türkei, sondern auch ein Gefallener der Revolution in Kurdistan. Er ist ein Gefallener Rojavas und des Mittleren Ostens. Die Erinnerung an Baran Serhad wird im freien Kurdistan und in der demokratischen Türkei stets bewahrt werden. Mit dem vereinten Widerstand der Völker werden wir die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen, Kurdistan befreien und die Türkei demokratisieren.”