Öcalans Werke gehen um die Welt und werden in viele Sprachen übersetzt. Nun erscheint das Werk „Soziologie der Freiheit“, der dritte Band von Öcalans „Manifest der demokratischen Zivilisation“ auf Spanisch. Die Veröffentlichung erfolgt in Zusammenarbeit zwischen dem katalanischen Verlag Descontrol und dem kurdischen Verlag Meyman. In „Soziologie der Freiheit“ stellt der kurdische Vordenker und politische Repräsentant Lösungswege der dringendsten Probleme des 21. Jahrhunderts vor. Das Buch kann ab sofort bei Descontrol bestellt werden.

Eine revolutionäre Theorie zur Überwindung der Krise der emanzipatorischen Kräfte

Öcalan schrieb das „Manifest der demokratischen Zivilisation“ in Isolationshaft in den Jahren 2007-2010. Es handelt sich um ein Werk, in das die Erfahrungen und Erkenntnisse aus 35 Jahren radikaler Theorie und revolutionärer Praxis einfließen. In den ersten beiden Bänden stellt der Gründer der PKK Lösungsansätze für die von der kapitalistischen Moderne global kreierten Probleme dar. Dabei führt Öcalan eine intensive Kritik des in der Geschichte der PKK ebenfalls prägenden Konzepts des wissenschaftlichen Sozialismus an und stellt den Sozialismus auf neue, radikaldemokratische Füße, jenseits von staatlicher Kontrolle und Herrschaft. Insofern setzt er sich auch kritisch mit dem eigenen Denken in Vergangenheit auseinander und kommt zu dem Schluss, dass orthodoxe sozialistische Konzepte keine Lösungsalternativen zu Kapitalismus und Nationalstaat bieten.

Ein Manifest der demokratischen Moderne

Durch seine Freiheitsphilosophie, die viele Strömungen vereinigt, wurde Öcalan zu einem der originellsten Denker der modernen Linken. Öcalan setzte sich mit den Denker:innen der neuen Linken auseinander und beschäftigt sich in einer erstaunlichen Breite mit deren Theorien, mit Philosophie und Freiheitskonzeptionen und integriert feministisches, anarchistisches Denken und die Beziehung zu Natur und Ökologie in seine Freiheitsphilosophie. Auf dieser Grundlage entwickelt Öcalan ein radikales Verständnis der Demokratisierung aller Lebensbereiche. Er stellt dabei fest, dass sich historisch vom Anfang des Patriarchats bis heute zwei Zivilisationen gegenüberstehen: Der Herrschaft, dem Staat gegenüber stand immer die demokratische Zivilisation, die sich in der Auseinandersetzung mit Kapitalismus, Patriarchat und Nationalstaat immer wieder von Neuem zeigt.

Das 520 Seiten starke Buch Öcalans beschreibt den aktuellen Dualismus zwischen Herrschaft und Demokratie als Konflikt zwischen der demokratischen und der kapitalistischen Moderne und beschäftigt sich damit, welche Form die demokratische Moderne annehmen muss, um eine Alternative zur kapitalistischen Moderne darzustellen.

Die zwölf Widersprüche, die aus Staat und Herrschaft entspringen

Philosophische Überlegungen zur Konstitution von Wahrheitsregimen und dem Verhältnis zwischen Wahrheit und Freiheit und ein Bewusstsein für die jahrtausendealten Kämpfe zwischen Staat und Gesellschaft bilden die Grundlage für Öcalans konkrete Vorschläge zum Aufbau einer demokratischen Moderne. In seinem Buch identifiziert er zwölf grundlegende soziale Probleme, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben und heute die Krise der kapitalistischen Moderne prägen: Macht und Staat, Moral und Politik, Bewusstsein, Ökonomie, Industrialismus, Ökologie, der Komplex aus Patriarchat, Sexismus, Familie und Bevölkerungspolitik, die Urbanisierung, Klasse und Bürokratie, Bildung und Gesundheit, Militarismus und schließlich die Frage von Friedens und Demokratie. Diese Probleme seien nicht einzeln zu betrachten, sondern entsprängen einer einzigen Quelle, nämlich Staat und Macht. Daraus folge die Zerstörung der Gesellschaft.

Das Buch ist in der Ausgabe unter https://descontrol.cat/portfolio/sociologia-de-la-libertad/ erhältlich.
Die deutsche Ausgabe ist im Unrast-Verlag erschienen. Manifest der demokratischen Zivilisation – Bd. III – UNRAST VERLAG