Erste Fevzi-Özmen-Kurzgeschichtenpreise in Berlin verliehen

In Berlin wurden die ersten Fevzi-Özmen-Kurzgeschichtenpreise verliehen. Die Veranstaltung würdigte nicht nur ihren Namensgeber und junge Autor:innen, sondern auch das kulturelle Erbe einer Sprache, die trotz jahrzehntelanger Unterdrückung weiterlebt.

In Gedenken an kurdischen Linguisten Fevzi Özmen

In Gedenken an den 2023 in Hagen verstorbenen kurdischen Linguisten und Autor Fevzi Özmen hat das Kurdische Institut Berlin am Sonntag die erste Ausgabe seines Kurzgeschichtenwettbewerbs organisiert. Die Preisverleihung fand in Kooperation mit der Spore Initiative statt und brachte Literaturinteressierte, junge Autor:innen und Fachleute der kurdischen Kulturszene zusammen.

Literarisches Gedenken und kulturelles Selbstverständnis

Die Eröffnungsrede hielt die Schriftstellerin Meral Şimşek, die das Publikum zugleich an den Tag der kurdischen Sprache am 15. Mai erinnerte. „Wir sind die Kinder eines Volkes, dessen Sprache jahrzehntelang unterdrückt wurde – aber sie lebt weiter“, sagte Şimşek. Sie würdigte die Rolle von Autor:innen, Sprachwissenschaftler:innen und vor allem Müttern als Bewahrerinnen der kurdischen Sprache und betonte die Bedeutung von Vorbildern wie Ehmedê Xanî, Cegerxwîn und Meryem Xan. Auch Fevzi Özmen, dem dieser erste Preis gewidmet war, sei Teil dieser literarisch-intellektuellen Tradition.


Einblicke in die Arbeit des Kurdischen Instituts Berlin

Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierte Şimşek die Geschichte des 1994 gegründeten Kurdischen Instituts für Wissenschaft und Forschung e. V., das sich mit Sprache, Geschichte, Kultur und gesellschaftlichen Fragen Kurdistans befasst. Seit 2015 wird es im System der genderparitätischen Doppelspitze von Dimen Sohrabi und Sinan Alptekin geleitet. Mit über 100 Publikationen, darunter die wissenschaftliche Zeitschrift „Lêkolîn“, hat das Institut sich als zentrale Institution für kurdische Sprach- und Kulturforschung in Deutschland etabliert.

Fevzi Özmen als Pionier der Sprachdigitalisierung

Sinan Alptekin erinnerte in seiner Rede an Fevzi Özmen als eine Schlüsselfigur der kurdischen Sprachpflege. Özmen habe sich besonders um die Digitalisierung, Archivierung und Institutionalisierung des Kurdischen verdient gemacht. „Die kurdische Sprache ist das Gedächtnis, die Identität und das Wesen unseres Volkes – und Mamoste Fevzi war einer ihrer engagiertesten Hüter“, so Alptekin, der auch ein Gedicht Özmens vortrug.

Sprachgeschichte und literarische Wurzeln

Yadgar Balaki, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Instituts, widmete sich in seinem Beitrag der Sprach- und Literaturgeschichte des Kurdischen. Er spannte den Bogen von den klassischen Dichtern Baba Tahir und Mela Cizîrî bis zu den modernen Strömungen und erläuterte die Rolle der verschiedenen Dialekte sowie Varietäten wie Goranî, Kurmancî, Soranî und Zazakî im historischen Wandel der kurdischen Literatur.

Die Preisträger:innen

Im letzten Teil der Veranstaltung präsentierten die Jurymitglieder Yıldız Çakar, Davut Yeşilmen und Kovan Baki ihre Einschätzungen zu den eingesandten Geschichten. Die Gewinnertexte wurden öffentlich vorgetragen, die Autor:innen anschließend ausgezeichnet. Die Jury betonte insbesondere die sprachliche Vielfalt und die erzählerische Tiefe der prämierten Werke.

Die diesjährigen Preisträger:innen sind Mesut Kaya, Abdülselam Aksu, Bêrîvan Karatorak, Aram Zoza (Förderpreis) und Mukaddes Akın Yıldız (Förderpreis).

Den musikalischen Abschluss des Abends gestaltete die Künstlerin Talar Yeşil mit einer literarisch-musikalischen Darbietung.