Gurbetelli Ersöz’ Tagebuch auf Griechisch erschienen

Mit „Ich habe mein Herz in die Berge eingraviert“ liegt das politische Tagebuch der kurdischen Journalistin und Guerillakämpferin Gurbetelli Ersöz nun erstmals in griechischer Übersetzung vor. Das Werk wurde nun in Athen vorgestellt.

„Ich habe mein Herz in die Berge eingraviert“

Das politisch-literarische Tagebuch der kurdischen Journalistin und Guerillakämpferin Gurbetelli Ersöz, „Ich habe mein Herz in die Berge eingraviert“, ist erstmals in griechischer Übersetzung erschienen. Das Werk, das auf ihren Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1995 bis 1997 basiert, wurde vom renommierten griechischen Verlag Agra veröffentlicht – eines der bedeutendsten Verlagshäuser des Landes.

Die griechische Ausgabe enthält zwei einführende Texte: einen von der Menschenrechtsanwältin und Ko-Vorsitzenden des türkischen Menschenrechtsvereins IHD, Eren Keskin, den anderen vom Journalisten Ferda Çetin. Beide Einleitungen würdigen Ersöz' Leben und ihren Widerstand als Spiegel einer ganzen Epoche kurdischer Geschichte und feministischer Selbstermächtigung.

Vorstellung in Athen

Ergänzt wird die Ausgabe durch einen wissenschaftlichen Beitrag des Übersetzers der griechischen Auflage, Dr. Murat Issı, der Mitglied der Europäischen Plattform für Kurdische Sprache ist und in seinem Artikel „Der Beitrag der Guerilla-Tagebücher zur modernen kurdischen Geschichtsschreibung“ die literarische und politische Relevanz des Werks herausarbeitet.


Anlässlich der Veröffentlichung fand in Athen eine Buchvorstellung statt. Als Redner:innen nahmen die Akademikerinnen Irini Antonarahou und Katia Zagartitou sowie Murat Issı teil. In ihren Beiträgen betonten sie die Bedeutung politischer Selbstzeugnisse für marginalisierte Gesellschaften und würdigten das Werk als ein zentrales Dokument der kurdischen Frauenbewegung.

Grußbotschaft der Familie

Die Familie von Gurbetelli Ersöz ließ eine Grußbotschaft verlesen, in der sie erklärte, Gurbetelli sei „nicht nur ihre Tochter, sondern Tochter des gesamten kurdischen Volkes – und aller unterdrückten Völker.“ Der Dank galt allen, die zur Herausgabe des Buches beigetragen haben. Die Botschaft schloss mit der Versicherung, dass Ersöz’ Kampf durch ihre Weggefährt:innen fortgeführt werde. Zum Abschluss der Veranstaltung signierte Murat Issı Exemplare der griechischen Ausgabe.

Tagebuch einer Revolutionärin

Gurbetelli Ersöz, 1965 in Çewlîg (Bingöl) geboren, war ausgebildete Chemikerin und die erste Chefredakteurin einer Zeitung in der Türkei. Nach wiederholten Verhaftungen aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit bei der kurdischen Zeitung „Özgür Gündem“ und in Haft erlittener Folter ging sie 1993 zur Guerilla. Von ihrem ersten Tag in den Bergen an einem Sommertag im Jahr 1995 bis zu ihrem Tod am 8. Oktober 1997 im „Südkrieg“ führte sie ein Tagebuch, das posthum veröffentlicht wurde. Es bietet einen persönlichen und zugleich politischen Einblick in das Leben im bewaffneten Widerstand – verfasst aus der Perspektive einer Frau, deren Existenz zwischen Journalismus, Ideologie und Krieg stand.

In Deutschland beschlagnahmt

Das Buch wurde 1998 erstmals im Mezopotamien-Verlag in Neuss mit dem türkischen Titel „Yüreğimi dağlara nakşettim“ und 2014 erneut im Aram-Verlag in Amed (Diyarbakır) publiziert. In der Türkei ist das Werk verboten. In Deutschland wurde es 2019 im Zuge des Verbots des Mezopotamien-Verlags durch das Bundesinnenministerium beschlagnahmt.