Vorankündigung: Kurdische Kulturtage Nürnberg vom 28. bis 31. Mai

Das Medya Volkshaus Nürnberg lädt ein zu seinen 14. Kurdischen Kulturtagen mit Konzerten, Ausstellungen, Lesungen, Film(Gespräch), Podiumsdiskussion, Folklore und Tänzen.

Traditionsveranstaltung öffnet zum 14. Mal ihre Türen

Kurd:innen erleben gerade aufregende Tage. Erwartung, Hoffnung und Zuversicht liegen in der Luft. Von einer neuen Ära ist die Rede. Was nicht bedeutet, Bewährtes aufzugeben. Vielmehr geht es um Transformation, um Weiterentwicklung dessen, was sich als richtig und gut erwiesen hat. Dazu gehören in Nürnberg auch die alljährlichen Kurdischen Kulturtage, die Ende Mai zum 14. Mal stattfinden werden.

Die Kulturkommission des Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrums „Medya Volkshaus“ hat ein umfangreiches Programm zusammengestellt, mit dem an vier Tagen die Vielfalt der kurdischen Kultur präsentiert und die Breite und Tiefe kurdischer Identität beleuchtet wird. Die Veranstaltungen werden in kurdischer und deutscher Sprache moderiert.

Mit Ausnahme der Filmvorführung finden alle Veranstaltungen im städtischen Kulturzentrum Villa Leon statt. Im Außengelände laden parallel zum Programm reich gedeckte Tische mit kurdischen Speisen zur Stärkung zwischendurch ein. Ein Blickfang ist das schwarze Nomadenzelt – ku. „Konê Reş“ – in dem Dengbêj-Sänger:innen in den vier kurdischen Varietäten Kurmancî, Dimilkî, Soranî und Goranî Geschichten von Liebe, Heimat, Freiheit und Widerstand erzählen. Die Gäste erleben live die Jahrhunderte alte Tradition kurdischer Dengbêj-Kunst.

Der Eröffnungstag startet mit Darbietungen der lokalen Folkloregruppen, gemeinsamen Tanz und Willkommensansprachen. Danach folgen Konzerte mit Azadî aus München. Er war lange Jahre Sänger in der Musikgruppe Koma Avaşîn, und sein Künstlername („Freiheit“) lässt auf den Inhalt seiner Lieder schließen. Im Anschluss daran trägt die kurdisch-tscherkessische Sängerin Cemîle Dinçer Stücke aus ihrem mehrsprachigen Musikrepertoire vor.

Der zweite Tag steht unter dem Zeichen Kunst & Kino. Die Malerin Şengül präsentiert ihre Werke, die den Freiheitskampf und die Stärke kurdischer Frauen in den Mittelpunkt stellen. Eine Modenschau mit traditioneller kurdischer Kleidung wirft danach anhand der unterschiedlichen kulturellen Codes einen Blick auf den Lebensstil und die Geschichte verschiedener Regionen Kurdistans. Im Anschluss geht es dann im kommunalen Filmhaus weiter mit dem Film „Rojbash“ über die Geschichte einer Theatergruppe. Zwischen den beiden Filmvorführungen erhalten die Zuschauer:innen die Gelegenheit, mit dem Protagonisten Kemal Ulusoy über den Film und über kurdische Theaterproduktion zu diskutieren.

Der dritte Tag beginnt mit einer Darbietung des 2024 gegründeten Chors der kurdischen Frauen im Medya Volkshaus. Danach wird Hekîm Sefkan aus Amûdê/Rojava Werke aus seinen Gedichtbänden vortragen. Er war zunächst Mitglied der Musikgruppe Koma Berxwedan und arbeitete als Schauspieler bei Med TV, heute ist er im Vorstand des Kurdischen Instituts in der Schweiz.

Um 19 Uhr beginnt die Podiumsdiskussion mit Simultanübersetzung, bei der aus verschiedenen Perspektiven Aspekte zur Lösung der kurdischen Frage erörtert werden. Eingeladen sind Ayşe Acar Başaran (Juristin und ehemalige HDP-Abgeordnete), Gernas Koçer (Schriftsteller und Ko-Vorsitzender des Kurdischen Instituts Schweiz), Erol Polat (Aktivist, Journalist und Vertreter des Nationalkongress Kurdistan). Die Moderation wird Gulîstan Ateş übernehmen. Es soll vor allem um die aktuelle Situation in der kurdischen Diaspora gehen. Welchen Herausforderungen sieht sich die Interessenvertretung der Kurd:innen gegenüber? Wie wirkt sich die kulturelle Unterdrückung, insbesondere der Sprache, aus? Wie ist der Stand der diplomatischen Beziehungen? Wie begegnet man der zunehmenden Kriminalisierung von kurdischen Vereinen und Organisationen?

Höhepunkt und Abschluss der 14. Kurdischen Kulturtage sind am Samstag die Open-Air Abschlusskonzerte mit Onur Evîn, Bermal Çem und Ibo Qamishlo, die das Publikum zum Beben bringen werden.

Die Organisator:innen haben die diesjährigen Kulturtage Musa Anter (1920-1992) gewidmet. „Apê Musa“ (Onkel Musa) war Schriftsteller, Journalist, Intellektueller und unbeugsamer Verteidiger der kurdischen Sprache und Kultur. Beharrlich setzte er sich ein für die Bewahrung und Weiterentwicklung der kurdischen Identität. Mit Werken wie dem „Ferhenga Kurdî“ (Wörterbuch der kurdischen Sprache) und zahlreichen literarischen Beiträgen prägte er nachhaltig das kulturelle Selbstverständnis der Kurdinnen und Kurden. Trotz Verfolgung und Inhaftierung ließ sich Musa Anter nicht von seinem Weg abbringen. Sein Engagement kostete ihn letztlich das Leben – 1992 wurde er in Amed (tr. Diyarbakır) ermordet. „Apê Musas Mut, seine Überzeugung und seine Liebe zur kurdischen Sprache leben weiter und inspirieren uns bis heute“, so ein Sprecher der Kulturkommission.

Mehr Informationen zum Programm und den Tickets:

www.kurdische-kulturtage.eu
https://www.instagram.com/kurdische_kulturtage_nbg
Tickets können vor Ort oder online erworben werden.
Veranstaltungsorte: Villa Leon, Philipp-Koerber-Weg 1, 90439 Nürnberg
Filmhaus Nürnberg, K4 KunstKulturQuartier, Königstr. 93, 90402 Nürnberg