„Aus der Dunkelheit ins Licht“ – Ausstellung zum Şengal-Genozid in Herford

Die Ausstellung „Aus der Dunkelheit ins Licht – Die Hoffnung Tawîsî Melek“ des kurdischen Fotografen Rawand Jawad Smail dokumentiert das Leben ezidischer Geflüchteter nach dem Genozid von Şengal. In Herford ist sie nun bis zum 8. Juni zu sehen.

Fotografien von Rawand Jawad Smail

Im Herforder Museum Marta ist die Fotoausstellung „Aus der Dunkelheit ins Licht – Die Hoffnung Tawîsî Melek“ eröffnet worden. Die eindrucksvolle Schau des kurdischen Fotografen Rawand Jawad Smail widmet sich dem Schicksal der ezidischen Gemeinschaft nach dem von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) verübten Genozid in Şengal im Jahr 2014.

Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem kurdischen Kulturverein Yekmal e.V. realisiert wird, ist bis zum 8. Juni im Marta HOCH 2 zu sehen. Im Fokus der Fotografien steht das Leben von Überlebenden in Flüchtlingslagern in der Kurdistan-Region des Irak. Smail hat über Jahre hinweg das Alltagsleben, die Trauer, aber auch die Widerstandskraft und Hoffnung der Menschen dokumentiert, die nach der Flucht aus Şengal in Camps unterkamen.


„Es ist meine zehnte Ausstellung über den Genozid an den Ezid:innen . Als Fotojournalist habe ich das Leben in drei verschiedenen Flüchtlingscamps nach dem Angriff auf Şengal begleitet. Die Ausstellung hier in Herford zu zeigen, ist für mich von großer Bedeutung“, erklärte der Künstler zur Eröffnung der Fotoschau am Freitag. Sein besonderer Dank galt dem Museumsteam und dem Verein Yekmal, der sich seit Jahren für die Sichtbarkeit kurdischer Kultur in Deutschland engagiert.

Auch die Künstlerin Shano Ibrahim, die zu den Gästen der Vernissage zählte, zeigte sich bewegt: „Die Fotografien erzählen alle vom Genozid an den Ezid:innen. Für mich war das sehr schmerzhaft, weil ich einige der Abgebildeten persönlich kenne. Es ist wichtig, diese Geschichten zu sehen und zu zeigen – aber ich hoffe, dass Künstler:innen in Zukunft wieder Freude, Freiheit und die Vielfalt Kurdistans festhalten können.“

Besucher:innen der Ausstellung reagierten emotional. So sagte etwa Fehîmşa Helbest: „Diese Bilder öffnen alte Wunden, aber sie sind wichtig. Rawand Jawad Smail hat das Leid der ezidischen Gemeinschaft dokumentiert und bewahrt – dafür sind wir sehr dankbar.“

Brücke zwischen dokumentarischer Fotografie und kollektiver Erinnerungskultur

Rawand Jawad Smail wurde 1986 in Hewlêr (Erbil) in Südkurdistan geboren. Seit seiner Kindheit hat er Interesse an Fotografie und Journalismus gezeigt. In Südkurdistan arbeitete er als Reporter, Fotograf und in leitenden Positionen bei verschiedenen Medienorganisationen. Im Bereich Kino war er als Schauspieler tätig. Ab 2005 begann er als Journalist, ab 2011als Fotojournalist zu arbeiten. 2014 reiste er mit der Kamera in die Region, um die Angriffe auf Şengal zu dokumentieren. 2015 kam er nach Europa und lebt mit seiner Familie in Bielefeld. 2018 gewann er bei einem Wettbewerb in den USA zwei Auszeichnungen für seine Fotos. Seine Bilder wurden in vielen europäischen Städten wie Köln, Paris, Mannheim, Stuttgart, Hamburg und anderen ausgestellt. Mit seiner aktuellen Ausstellung schlägt er erneut eine Brücke zwischen dokumentarischer Fotografie und kollektiver Erinnerungskultur.