Besê Hozat: Die AKP/MHP-Regierung muss stürzen

Besê Hozat warnt vor einem Bürgerkrieg in der Türkei. Das aktuelle Vorgehen zeige, „wie die Zukunft der Türkei aussehen wird, wenn das faschistische AKP/MHP-Regime an der Macht bleibt. Was sie tun, ist eine Aufforderung zum Bürgerkrieg“.

Besê Hozat, Ko-Vorsitzende im Exekutivrat der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans), hat sich in einer Sondersendung bei Medya Haber TV zu aktuellen Themen geäußert. Wir dokumentieren Ausschnitte aus der ausführlichen Analyse zur Situation in Kurdistan, der Türkei und dem Nahen Osten in deutscher Übersetzung:

Angriffe der türkischen Besatzer in Südkurdistan - „Solange diese Angriffe andauern, wird der Widerstand weitergehen"

„Der Krieg geht weiter. Der türkische Staat setzt seine Angriffe überall fort, trotz unserer Entscheidung, alle militärischen Angriffe der Guerilla einzustellen. In Nordkurdistan [Osttürkei], Südkurdistan [Nordirak] und Rojava [Nordsyrien] finden weiterhin schwere Angriffe statt. Dagegen leistet die Guerilla auf Grundlage der legitimen Selbstverteidigung Widerstand. Dieser Kampf wird weitergehen. Solange diese Angriffe und diese Politik des Völkermords andauern, wird der Widerstand auf glorreiche Weise weitergehen. So wird unser Volk definitiv seine Freiheit erlangen. Kurdistan wird befreit und die Türkei wird demokratisiert werden. Heute hat diese Völkermordpolitik den Punkt des Zusammenbruchs erreicht. Seit 100 Jahren wird diese Völkermordpolitik betrieben, und in den letzten acht Jahren hat das faschistische AKP/MHP-Regime versucht, diese Politik mit allen Mitteln des Staates zu Ende zu bringen. Aber der Punkt, an dem es heute angekommen ist, ist offensichtlich. Durch Krieg, Verleugnung und Vernichtung können sie keine Ergebnisse erzielen. Das ist sehr deutlich geworden. Solange der Widerstandsgeist der Kämpferinnen und Kämpfer von Zap, Avaşîn und Metîna [Gebiete in Südkurdistan/Nordirak] bestehen bleibt, solange dieser Widerstandswille und diese Opferbereitschaft anhalten, wird dieser Kampf niemals besiegt werden. Dieser Kampf wird definitiv den Sieg erringen."

Unklare Situation von Abdullah Öcalan - „AKP/MHP-Faschismus legt den Grundstein für Bürgerkrieg in der Türkei"

„Das Verfassungsgericht [der Türkei] hatte das Justizministerium und die Anwaltskanzlei Asrin [vertritt Abdullah Öcalan rechtlich] um Informationen über die Situation auf Imrali gebeten. Auf dieser Grundlage hat der Justizminister kürzlich einige Erklärungen abgegeben. Dies ist eine neue Entwicklung und sehr wichtig. Das faschistische AKP/MHP-Regime will den Eindruck erwecken, dass es in der Türkei eine funktionierende Justiz und ein funktionierendes Recht gibt. Der faschistische türkische Staat versucht, der Welt und der türkischen Gesellschaft einen solchen Eindruck zu vermitteln. Aber es gibt keine Justiz, es gibt keine juristischen Institutionen mehr, und es gibt kein Recht. Sie alle sind zu politischen Instrumenten in den Händen des AKP/MHP-Regimes geworden. Sie sind zu Waffen geworden, die in einem völkermörderischen Krieg gegen die Kurden und gegen die Gesellschaft in der Türkei eingesetzt werden. Die Justiz hat sich in eine Waffe verwandelt, sie ist ein Teil des Krieges geworden. Mit anderen Worten, sie hat sich in eine Institution verwandelt, die ganz im Dienste der Politik steht. Sie tun dies ganz bewusst. Es wird ein Spiel gespielt, als ob das Verfassungsgericht und die Justiz funktionieren und der Justizminister sie beaufsichtigen würde. Deshalb hat das Verfassungsgericht das Justizministerium und die Anwaltskanzlei Asrin um eine Stellungnahme gebeten. Natürlich lässt sich niemand von all dem täuschen. Vor allem das kurdische Volk, unsere Freiheitsbewegung und die internationale demokratische Öffentlichkeit werden sich nicht täuschen lassen. Diese Zeiten sind vorbei."

„Ein noch ernsterer Aspekt sind die jüngsten Äußerungen des [türkischen] Justizministers. Er sagte, dass es keine strenge Isolation auf Imrali gibt und sprach von normalen Praktiken. Er sagte, dass es sich dabei um sehr milde Praktiken handele und dass das Ausbleiben von Gesprächen auf Imrali auf Faktoren zurückzuführen sei, die nicht in ihrer Hand lägen. Wie ist diese Aussage zu verstehen? Imrali ist ein System der Folter und Isolation. Dort wird systematisch ein Sonderkrieg geführt. Imrali ist zum Zentrum des völkermörderischen Krieges gegen Rêber Apo [Abdullah ÖCalan] und die Kurdinnen und Kurden geworden. Seit Jahren haben sich die Anwälte nicht mehr mit Rêber Apo getroffen. Auch seine Familie hat nicht mit ihm gesprochen. Weder NGOs noch andere Personen können Rêber Apo und seine inhaftierten Kameraden dort besuchen. Alle nationalen und internationalen Gesetze und Konventionen wurden mit Füßen getreten. Wie oft hat das CPT Imrali besucht? Der letzte Besuch im September [2022] war das 9. Aber das CPT hat sich nicht zu Imrali geäußert. In Wirklichkeit legitimiert das CPT den AKP/MHP-Faschismus. In ähnlicher Weise ist der Europarat zu einem Partner in diesem Krieg des Völkermords und des Systems der Folter und Isolation geworden. Dort werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen."

„Das Regime der Sonderkriegsführung regiert Imrali mit Hilfe von Sondergesetzen. Niemand weiß, was auf Imrali im Moment vor sich geht. Es wurden viele Behauptungen über die Gesundheit und Sicherheit von Rêber Apo aufgestellt. Niemand von uns, weder unser Volk noch wir als Bewegung, haben irgendwelche Informationen. Sie sagen, die Praktiken in Imrali seien milde Praktiken. Der Justizminister betrachtet also die Praktiken der Folter, der Isolation und der besonderen Kriegsführung als normal und milde. Was soll das bedeuten? Sie sagen, dass die derzeitigen Maßnahmen geringfügig sind und es noch schlimmere Maßnahmen geben könnte. Was kann schlimmer sein als die derzeitigen Praktiken? Die physische Vernichtung. Sie sagen solche Dinge nicht umsonst. In Wirklichkeit versuchen sie, die Bewegung, das kurdische Volk und die Gesellschaft in der Türkei zu erpressen. Das ist eine Drohung. Und dies geschieht im Vorfeld der Wahlen. Wenige Tage vor den Wahlen werden diese Erklärungen abgegeben. Auf der anderen Seite sprechen sie von Faktoren, die nicht in ihrer Hand liegen. Was sind das für Faktoren? Jahrelang hieß es, dass die Fähre kaputt ist oder das Wetter zu schlecht, deshalb könnten die Anwältinnen und Anwälte nicht nach Imrali fahren. Dann, in den letzten Jahren, wurden die Anwälte aufgrund von Disziplinarstrafen nicht nach Imrali gelassen. Und jetzt sagen sie, dass es Faktoren gibt, die nicht in ihrer Hand liegen. Diese Dinge werden als Ausrede vorgebracht."

„All dies ist inakzeptabel. Das CPT muss diese Situation klären. Es war im September [2022] auf Imrali und hat der Türkei im März [2023] seinen Bericht vorgelegt. Aber es gab nicht eine einzige Erklärung. Weder das CPT noch die Türkei gaben eine einzige Erklärung zum letzten CPT-Bericht ab. Was hat das CPT auf Imrali gesehen, wie ist die Situation dort? Wie wird das CPT auf die jüngsten Erklärungen des Justizministers reagieren? Unsere Bewegung wartet auf eine Erklärung des CPT und des Europarats. Das CPT handelt auf der Grundlage der schmutzigen politischen Interessen der europäischen Länder und des Europarates. Es hat sich in ein politisches Instrument verwandelt. Das CPT, der Europarat und die Europäische Union sind zu Institutionen geworden, die Folter legitimieren und den AKP/MHP-Faschismus stärken. Europa muss diese heuchlerische und pragmatische Politik beenden. Erst kürzlich sind in Deutschland zahlreiche kurdische zivile Einrichtungen und Häuser durchsucht worden. Damit sendet es eine Botschaft an Erdogan und die Türkei während des Wahlprozesses und sagt ihnen: ,Wir sind mit euch'."

„Es ist eine ernste Angelegenheit, dass sich das Verfassungsgericht in dieser Phase einschaltete, um die Meinung des Asrin-Rechtsbüros und des Justizministers einzuholen, und dann eine solche Erklärung abgab. Es findet ein schrecklicher Sonderkrieg statt. Es ist eine sehr schmutzige Politik. Sie zeigt, wie tief das Folter- und Isolationssystem und die Politik des Völkermords reichen. Es zeigt auch, wie die Zukunft der Türkei aussehen wird, wenn das faschistische AKP/MHP-Regime an der Macht bleibt. Was sie tun, ist eine Aufforderung zum Bürgerkrieg. Schritt für Schritt legt der AKP/MHP-Faschismus den Boden für einen Bürgerkrieg in der Türkei. Deshalb ist es notwendig, sehr zu kämpfen.“

Konferenz und Demonstration zur Unterstützung von Abdullah Öcalan - „Die physische Freiheit von Rêber Apo und eine Lösung der kurdischen Frage auf die weltweite Tagesordnung gesetzt"

„Die jüngste Konferenz in Hamburg [6. bis 9. April 2023] war sehr spannend. Dort fanden vier Tage lang sehr reiche Diskussionen statt, die uns alle sehr glücklich gemacht haben. Das Paradigma von Rêber Apo wurde mit all seinen Dimensionen diskutiert. Das ist sehr wichtig. Die Herausforderung der kapitalistischen Moderne und die Lösung der strukturellen Krise der kapitalistischen Moderne, die durch das von Rêber Apo entwickelte Paradigma der demokratischen Moderne repräsentiert wird, wurden auf der Konferenz umfassend diskutiert. Dies zeigt, wie universell das Paradigma von Rêber Apo geworden ist. Es wird allmählich zum Eigentum der ganzen Welt. Viele Intellektuelle, Akademikerinnen und Akademiker und verschiedene Kreise aus der ganzen Welt diskutieren über dieses Paradigma. Rêber Apo schlägt den Völkern eine Lösung für die Krise der kapitalistischen Moderne in Form der demokratischen Moderne und des demokratisch-konföderalen Systems vor. Das Paradigma der demokratischen Nation, dieses Paradigma, das sich auf Demokratie, Ökologie und die Freiheit der Frau stützt, erweist sich somit als eine grundlegende Lösung für alle Probleme der Welt, für alle Arten von Problemen, die die Gesellschaft erlebt. Aus diesem Grund wird es sehr ernst genommen. Und der von ihm inspirierte Kampf breitet sich aus. Weltweit entwickelt sich eine starke Unterstützung dafür. Diese Unterstützung führt auch zu einem starken Kampf für die physische Freiheit von Rêber Apo. Das ist ein großer Erfolg. Es ist eine sehr wichtige Errungenschaft, dass das Paradigma und die Ideen von Rêber Apo sich verbreiten und so stark unterstützt werden, und dass dies allmählich zu einem starken Kampf in vielen verschiedenen Formen wird."

„Eine weitere aktuelle Entwicklung ist die Demonstration in Düsseldorf [am 15. April 2023]. Das war eine großartige Demonstration. Ich möchte alle grüßen, die daran teilgenommen haben. Diese Proteste werden von immer mehr Teilen der Gesellschaft unterstützt. Mit anderen Worten: Der gesellschaftliche Kampf für die physische Freiheit von Rêber Apo gewinnt einen universellen Charakter. Es gibt eine sehr ernsthafte Beteiligung von Mitgliedern der europäischen Gesellschaft an diesen Protesten. Es gibt eine sehr ernsthafte internationalistische Beteiligung. Das ist sehr wichtig. Die Schlussfolgerung, die wir ziehen müssen, ist die folgende: Wenn wir einen mehrdimensionalen politischen, diplomatischen, juristischen, sozialen und ideologischen Kampf führen, werden wir die physische Freiheit von Rêber Apo definitiv erreichen. Gleichzeitig werden wir damit eine demokratische Lösung der kurdischen Frage verwirklichen. Diese Fragen sind eng miteinander verbunden. In diesem Sinne ist es notwendig, den Kampf für die physische Freiheit von Rêber Apo auf jede erdenkliche Weise fortzusetzen. Sowohl die Verbreitung des Paradigmas in der Welt als auch die Ausweitung des gesellschaftlichen Kampfes und der juristische Kampf. Die anderen Dimensionen sind die diplomatischen, politischen und ideologischen Kämpfe. Wir müssen einen umfassenden Kampf in noch stärkerer Form entwickeln. Was bisher getan wurde, ist sehr bedeutsam und hat zu einem hohen Maß an Sensibilität und Unterstützung geführt. Damit wurden die physische Freiheit von Rêber Apo und die demokratische Lösung der kurdischen Frage auf die weltweite Tagesordnung gesetzt. Wir müssen diesen Kampf mit aller Kraft fortführen.“

Jüngste Entwicklungen in den türkisch-syrischen Beziehungen - „Die Türkei versucht, antikurdische Stimmungen zu fördern und kurdisch-syrische Konflikte zu provozieren"

„Die türkische Diplomatie basiert vollständig auf der Feindseligkeit gegenüber den Kurdinnen und Kurden. Auch ihre Beziehungen zu den arabischen Staaten basieren auf dieser Grundlage. Die Türkei hat sich kürzlich mit Vertretern der Golfstaaten, von Saudi-Arabien, Iran, Katar und Ägypten getroffen. Im Allgemeinen basieren alle Verhandlungen, die die Türkei im Nahen Osten, in Afrika und weltweit führt, auf ihrer Feindseligkeit gegenüber dem kurdischen Volk. Jetzt versucht die Türkei, die arabischen Länder für ihre kurdenfeindliche Haltung zu gewinnen. Sie tut ihr Bestes, um eine demokratische Lösung in Syrien zu verhindern, Syrien gegen die Kurden kämpfen zu lassen und den Krieg dort zu verschärfen. Die gesamte Politik der Türkei gegenüber den arabischen Ländern basiert auf diesem Ansatz."

„Verschiedene arabische Länder unterhalten Beziehungen zu Syrien. Die Türkei will diese Beziehungen nutzen, um die Demokratisierung Syriens und eine demokratische Lösung der Probleme des Landes mit der Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien zu verhindern. Die Politik der Türkei in dieser Frage ist eindeutig: Sie versucht, antikurdische Stimmungen zu fördern und Konflikte zwischen den Kurden und Syrien zu schüren, um den Krieg und Völkermord an den Kurden in Syrien zu unterstützen. Durch ihre Beziehungen zum syrischen Staat verfolgt die Türkei diese Art von Politik. Sie versucht auch, Russland mit hineinzuziehen, genauso wie sie versucht, Syrien, den Iran und die arabischen Länder als Ganzes mit hineinzuziehen. In letzter Zeit hatte das syrische Regime verschiedene Gespräche mit arabischen Ländern. Vor kurzem besuchte der Außenminister von Saudi-Arabien Damaskus. Es gab verschiedene Berichte, wonach Saudi-Arabien Syrien zur Rückkehr in die Arabische Liga eingeladen hat. Neben Katar wollen auch die anderen arabischen Länder, insbesondere Saudi-Arabien, dass Syrien der Arabischen Liga wieder beitritt. Die arabischen Staaten eröffnen nach und nach wieder ihre Botschaften in Syrien. Heute unterhält Syrien Beziehungen zu einer Reihe von arabischen Ländern, insbesondere zu den Golfstaaten und Ägypten. Die Beziehungen zu Damaskus verbessern sich allmählich. Das bedeutet Folgendes: Die arabischen Länder erkennen die derzeitige Regierung Assad an. Es gibt einen Ansatz, Syrien wieder in die Arabische Liga aufzunehmen. Katar lehnt dies jedoch ab. Die Türkei und Katar haben strategische Beziehungen. Katar ist das einzige arabische Land, das in dieser Frage anderer Meinung ist."

„Die Entwicklung der Beziehungen zwischen Syrien und den arabischen Ländern ist wichtig. Wir messen ihr große Bedeutung bei. Natürlich wollen wir, dass diese Beziehungen auf der Demokratisierung Syriens und der Lösung der Probleme mit der Autonomen Verwaltung Nord- und Ostsyriens auf der Grundlage demokratischer Verhandlungen beruhen. Das ist im Interesse Syriens. Es ist im Interesse aller arabischen Länder und der arabischen Gesellschaft. Widersprüche zwischen Kurden und Arabern dienen nur dem faschistischen, völkermordenden türkischen Staat. Sie dienen keinem arabischen Land. Widersprüche dienen dem syrischen Staat und der syrischen Gesellschaft überhaupt nicht. Unter diesem Gesichtspunkt ist es sehr wichtig, dass diese Beziehungen zu einer demokratischen Lösung des Problems führen. Die Autonome Verwaltung von Nord- und Ostsyrien hat kürzlich eine sehr wichtige Erklärung veröffentlicht. Sie erklärte, dass sie die Beziehungen der syrischen Regierung zu den arabischen Ländern für wichtig hält, dass sie auch zu all diesen Ländern Beziehungen aufbauen möchte und dass sie offen ist für Beziehungen zu allen politischen Strukturen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, arabischen Ländern und Gesellschaften und allen gesellschaftlichen Gruppen, die für eine Lösung eintreten. Die Autonomieverwaltung hat erklärt, dass es ihre Strategie ist, die bestehenden Probleme im Rahmen der territorialen Integrität Syriens, auf demokratischer Basis und auf der Grundlage der Demokratisierung Syriens zu lösen. Das ist eine äußerst wichtige Erklärung. Diese Erklärung der Autonomen Verwaltung Nord- und Ostsyriens zu einem Zeitpunkt, da sich die Beziehungen zwischen Damaskus und den arabischen Ländern so intensiv entwickeln, hat diese Entwicklungen ergänzt. Auch wir sind für eine solche Lösung. Natürlich sind wir für eine demokratische Lösung. Wir unterstützen das Zusammenkommen des syrischen Staates und der syrischen Regierung mit der Autonomen Verwaltung Nord- und Ostsyriens auf demokratischer Grundlage innerhalb der syrischen Grenzen, um ihre Probleme zu lösen. Die wahre Lösung liegt in der Demokratisierung Syriens. Syrien wird demokratisiert sein, wenn die Kurdinnen und Kurden und alle in Syrien lebenden Gemeinschaften ihre demokratischen Rechte erhalten. In diesem Sinne unterstützen wir alle diese Bemühungen und finden sie sehr wichtig."

Beziehungen zwischen dem Irak und der Türkei - „Die Türkei will den Irak zu einem Feind der Kurden machen"

„Die Türkei möchte ihre Beziehungen zum Irak verbessern. Sie arbeitet schon seit langem intensiv in dieser Richtung und will eine einflussreiche Rolle bei der Gestaltung des Irak spielen. Seit Jahren unternimmt sie umfassende Anstrengungen, die Turkmenen zu organisieren, insbesondere in Kerkûk. Die Türkei hat dort militärisch Fuß gefasst. Es gibt verschiedene Informationen, dass die Türkei dort ernsthafte Organisationsstrukturen geschaffen hat. Sie betreibt also Aktivitäten, die gegen den Irak gerichtet sind. Das ist ganz klar. Kerkûk wurde zum Zentrum dieser Politik gemacht. Die Türkei versucht, den Irak zu einem Feind der Kurden zu machen. Es wäre aber nicht sinnvoll, wenn der Irak Probleme mit den Kurden hätte. Die kurdische Frage ist in Südkurdistan und im Irak gelöst. Aber die Türkei versucht hartnäckig, den Irak an diesen Punkt zu bringen. Natürlich ist der Irak seit Jahren nicht mehr darauf hereingefallen. Der Irak hat kein solches Problem. Es gibt einen Status in Südkurdistan und es gibt Beziehungen auf dieser Grundlage. Der Irak hat dies in der Verfassung anerkannt. Warum sollte sich der Irak die Feindschaft der Kurdinnen und Kurden in Nordkurdistan zuziehen? Warum sollte sich der Irak die Feindschaft der Kurden in Rojava zuziehen? Warum sollte er sich die Feindschaft der Kurden in seiner Nachbarschaft zuziehen? Welchen Nutzen hätte der Irak davon? Der Irak weiß das natürlich. Deshalb ist er an diese Frage mit staatlicher Weisheit herangegangen. Er geht es rational an."

„Der Irak steht vor einem sehr ernsten Wasserproblem. Das Wasser des Euphrat ist zu einem Erpressungsinstrument gegen den Irak geworden. Jahrelang hat das faschistische AKP/MHP-Regime das Wasser des Euphrat abgeschnitten. Dies stellt ein internationales Verbrechen dar. Dafür gibt es internationale Konventionen. Doch die Türkei verstößt gegen diese. In Wirklichkeit begeht die Türkei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie verstößt gegen internationales Recht und setzt dies als Trumpfkarte gegen den Irak ein. Sie schneidet das Wasser des Euphrat ab. Jetzt wird von einer ernsthaften Wüstenbildung im Irak gesprochen. Landwirtschaft und Viehzucht können dort nicht mehr betrieben werden. Das hat sich wirklich zu einer großen Krise entwickelt. Die Türkei hat dieses Problem zu einer Waffe gemacht. Das Gleiche macht sie in Syrien. Die Türkei versucht, dies als Trumpfkarte zu nutzen, um den Irak in ihre eigene Politik hineinzuziehen. Sie will den Irak zu einer feindlichen Haltung gegenüber den Kurden verleiten. Die Türkei sagt dem Irak Folgendes: ,Ihr müsst die freien Kurden vernichten. Ich führe einen Völkermord durch und ihr werdet mich dabei unterstützen. Wenn ihr das nicht tut, werde ich euch das Wasser abschneiden.' Die Türkei wendet dies seit Jahren gegen den Irak an. Kürzlich wurde berichtet, dass irakische Beamte in die Türkei gereist sind, um dieses Wasserproblem zu lösen. Das Wasserproblem und das Handelsproblem könnten tatsächlich ihr Hauptanliegen sein. Es gibt viele Probleme dieser Art, die natürlich auch auf der Tagesordnung des Irak stehen könnten. Aber das ist nicht die Agenda der Türkei. Die Agenda der Türkei ist ihre Feindschaft gegenüber dem kurdischen Volk. Die Türkei versucht, dies auf die Tagesordnung des Irak zu setzen und die Unterstützung des Irak für ihren Völkermord und die Besatzungsangriffe gegen die Kurdinnen und Kurden zu gewinnen. Sie hat das vom Irak gefordert. Das ist kein Geheimnis. Der türkische Staat und das faschistische AKP/MHP-Regime haben es selbst gesagt. Wir sind sicher, dass der Irak sich an solchen Dingen nicht beteiligen wird. Denn das wäre für das Land nicht von Vorteil. Es wäre nicht im Interesse des Irak. Es würde dem Irak nur schaden. Das irakische Interesse liegt in einer freien Zukunft mit den Kurdinnen und Kurden. Es ist für eine strategische Allianz und Einheit."

Druck der Türkei auf die südkurdische Politik - „Die Türkei will die PUK in eine Politik des Verrats und der Kollaboration wie die KDP hineinziehen"

„Der türkische Staat verfolgt die gleiche Politik in Südkurdistan. Seit Jahren finden dort völkermörderische Angriffe statt. Die Türkei hat einen großen Teil Südkurdistans besetzt. Sie will diese Besatzungsangriffe noch verstärken. Die Türkei versucht, ihren Einflussbereich auf das gesamte von der KDP [Demokratische Partei Kurdistans, ku. PDK] kontrollierte Gebiet auszudehnen. Sie versucht auch, Silêmanî wie Hewlêr [Erbil] zu machen. Sie will die PUK [Patriotische Union Kurdistans, ku. YNK] in die KDP verwandeln. Sie will die PUK in eine Politik des Verrats und der Kollaboration wie die KDP hineinziehen. Das ist der Hauptgrund für die Angriffe der Türkei. Zum Beispiel hätte die Türkei ihren jüngsten Angriff auf Mazlum Abdi [Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens, QSD] weit weg vom Flughafen [in Silêmanî] durchführen können, aber sie hat es nicht getan. Die Türkei hat absichtlich in der Nähe des Flughafens angegriffen. Denn sie will die Kontrolle über den Flughafen von Silêmanî erlangen. Die Türkei hat in der Nähe des Flughafens angegriffen, um ernsthaften Druck auszuüben, Zugeständnisse zu erhalten und die Kontrolle über den Flughafen Silêmanî zu erlangen. Auch die abgestürzten Hubschrauber dienten der Türkei als Rechtfertigung. Aber die internationale Koalition führt seit Jahren einen gemeinsamen Kampf [mit den QSD] gegen den IS. Sie haben entsprechende Beziehungen. Die Bewegung dieser Hubschrauber fand im Rahmen des Kampfes gegen den IS statt. Es war ein Unfall, aber die Türkei hat versucht, dies als Vorwand zu benutzen. Das versucht sie schon seit Jahren zu tun. Die Türkei will den völkermörderischen Krieg im Vorfeld der Wahlen ausweiten. Sie plant, die bevorstehenden Wahlen durch Krieg zu gewinnen. Wenn es der Türkei gelingt, die PUK durch Druck in diese Richtung zu einer verräterischen und kollaborierenden Politik zu bewegen, wenn die Türkei die PUK kontrolliert, wie sie es bei der KDP getan hat, dann kann die Türkei ihren völkermörderischen Krieg auf jede beliebige Weise führen. Der Plan der AKP/MHP besteht darin, die Wahlen zu gewinnen, indem sie diese Agenda in der Türkei intensiviert, um die Stimmen rassistischer, faschistischer und nationalistischer Gruppen zu erhalten. Dies geschieht auch in Rojava mit all seiner Intensität. Die [türkischen] Operationen und Angriffe gehen jeden Tag in den Medya-Verteidigungsgebieten und auch in Nordkurdistan weiter. Die Türkei führt also einen totalen Krieg. Sie tut dies auch in Südkurdistan, indem sie versucht, die PUK einzubeziehen. Bis jetzt war die Haltung der PUK wichtig. Sie ist nicht auf die Linie der KDP übergegangen. Sie hat sich geweigert, zum Verräter, Kollaborateur und Partner des kurdischen Völkermordes zu werden. Sie hat eine klare Haltung gegen all dies eingenommen. Das ist äußerst wichtig. Es ist eine patriotische Haltung, die natürlich gestärkt werden muss. Wenn die PUK die KDP-Linie übernimmt, wie die Türkei es will, ist die PUK am Ende. Der Grund für ihre Existenz wird nicht mehr existieren. Die patriotische Sensibilität der PUK ist das, was sie zur PUK macht. Ohne diese Haltung würde sie sich nicht von der KDP unterscheiden. Dann würde die PUK aufhören zu existieren. Sie hätte keine Glaubwürdigkeit mehr und wäre einfach erledigt. Für die PUK wäre das Selbstmord."

„Die KDP zwingt unsere patriotischen Menschen, die aus politischen Gründen nach Südkurdistan kommen, zur Spionage. Sie sagt zu ihnen: ,Ihr werdet für den MIT spionieren. Wenn du ein Spion wirst, kannst du hier leben. Aber wenn du das nicht tust, werden wir dich nicht hier leben lassen. Dann musst du gehen oder ich werde dich an die Türkei ausliefern.' Diejenigen, die sich weigern, werden in Zusammenarbeit mit dem MIT getötet. Das ist der Grund für die Anschläge auf Zeki Çelebi und Hüseyin Türeli. Die jüngsten Erklärungen der KDP zu diesem Thema sind eine Schande. Ich glaube, dass die Kurden in ihrem Gewissen die KDP wirklich verurteilen. Das kurdische Volk hat sie wegen dieser Mentalität und dieser schmutzigen Politik verurteilt. Die Geschichte hat die KDP verurteilt."

Teil 2: Die Türkei vor den Wahlen