Am späten Sonntagnachmittag endete die IV. internationale Konferenz „Die kapitalistische Moderne herausfordern – Wir wollen unsere Welt zurück“ in den Veranstaltungsräumen des Wilhelmburger Bürgerhauses in Hamburg. Die rund 1300 Teilnehmer:innen aus aller Welt beendeten die Konferenz mit entschlossenen „Jin, Jiyan, Azadî“-Rufen.
Vorangegangen waren vier Tage voller Wissensaustausch, Diskussion und Vernetzung. In insgesamt sechs Sessions sprachen Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt über die vielfältige Zerstörung menschlicher und natürlicher Lebensgrundlagen durch den Kapitalismus und wie wir diesem mit Widerstand, Kunst, Bildung und demokratischem Konföderalismus begegnen können.
„Sie wollen uns verbieten, weil sie Angst vor uns und unseren Ideen haben“
Überschattet wurde die Konferenz von der kurzfristigen Absage der Räumlichkeiten der Hamburger Universität durch deren Präsidenten Hauke Heekeren. Obwohl die Organisator:innen dadurch innerhalb einer Woche einen alternativen Konferenzort ausfindig machen und den Ablauf entsprechend anpassen mussten, war die Veranstaltung ein voller Erfolg, nicht zuletzt dank der Flexibilität der Redner:innen und vielen helfenden Händen. In allen Sessions wurde die Entscheidung der Universität und die Kriminalisierung durch den Verfassungsschutz stark kritisiert: „Sie wollen uns verbieten, weil sie Angst vor uns und unseren Ideen haben“, so der Soziologe John Holloway.
Analysen und Kämpfe gegen die zerstörerische Logik des kapitalistischen Systems
Die Konferenz begann bereits am Donnerstagabend mit kämpferischen Eröffnungsreden. Am Freitagmorgen präsentierten kurdische und irische Künstler:innen eine gemeinsame Tanzvorstellung, gefolgt von lautem Beifall aus dem Publikum. Über das Wochenende verteilt sprachen insgesamt mehr als 30 internationale Redner:innen über ihre Analysen und Kämpfe gegen die zerstörerische Logik des kapitalistischen Systems und welche Art der gemeinschaftlichen Organisierung diese zurückdrängen kann. Das Programm am Samstag fand an unterschiedlichen Orten in Hamburg, wie dem Gängeviertel, der Roten Flora und dem Centro Sociale statt. In 23 verschiedenen Workshops konnten die Teilnehmer:innen sich unter anderem über Jineolojî, Geschichte und Widerstand, Kunst, Mythologie, armenische Geschichte und Marx und Öcalans Analysen austauschen oder sich beim gemeinsamen Govend, dem kurdischen Tanz, miteinander vernetzen.
Wir sind die 99 Prozent!
Zum Abschluss der Konferenz fasste Havin Guneser, Sprecherin der Internationalen Initiative „Freiheit für Abdullah Öcalan – Frieden in Kurdistan“ und Übersetzerin der Werke des kurdischen Theoretikers, noch einmal die Inhalte der vergangenen Tage zusammen: „Wir haben gemeinsam von einer besseren Welt geträumt! Wir wissen, wie wichtig es ist, uns zu verbinden. Wir sind die 99 Prozent! Wir sind die Produzenten von Leben und Liebe!“ Sie sprach noch ein herzliches Grußwort an Abdullah Öcalan aus, dessen Ideen uns trotz seiner Isolationshaft weiterhin erreichen und bereichern. Abschließend bedankte sie sich bei allen Organisationen, Vereinen, Strukturen, Übersetzer:innen, Redner:innen und Einzelpersonen, die diese Konferenz möglich gemacht haben und bei allen Familien, die Teilnehmer:innen bei sich aufgenommen und versorgt haben.