Hamburger Universität will Konferenz verhindern

Auf Druck vom Verfassungsschutz hat das Präsidium der Universität Hamburg die Räume für die internationale Konferenz „Die kapitalistische Moderne herausfordern“ gekündigt. Stattfinden soll die langfristig geplante Konferenz trotzdem.

Der für das Osterwochenende vom 7. bis 9. April geplanten Konferenz „Wir wollen unsere Welt zurück!“, zu der sich bisher 1.300 Menschen angekündigt haben, darunter international renommierte Wissenschaftler:innen, Intellektuelle und Aktivist:innen wie John Holloway und María de Jesús Patricio Martínez, wurden kurzfristig aus politischen Gründen die Räume entzogen. Die Konferenz ist Teil der Reihe „Die kapitalistische Moderne herausfordern“, in deren Rahmen in den letzten zehn Jahren bereits drei weitere Konferenzen an der Universität Hamburg stattgefunden haben.

Aufgrund einer nichtöffentlichen Mitteilung des hamburgischen Verfassungsschutzes, in der die Konferenz in eine extremistische Ecke gerückt wird, hat der Präsident der Universität, Prof. Dr. Hauke Heekeren, entschieden, die Räumlichkeiten nicht zur Verfügung zu stellen. Diese politische Entscheidung, die sich offensichtlich gegen die Wissenschaftsfreiheit, die Autonomie der verfassten Studierendenschaft und den kritischen interkulturellen Diskurs an der Universität richtet, verurteilt der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Hamburg, der die Konferenz zusammen mit dem Bündnis „Network for an Alternative Quest“ organisiert, wie folgt:

„Dieses Vorgehen der Universitätsleitung ist völlig unangemessen und ein kritischer Eingriff in den notwendigen Austausch unter uns Studierenden über Perspektiven, wie die künftige Welt gestaltet werden kann. Ein solcher Eingriff in den freien Meinungsaustausch stellt einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit dar und widerspricht allem, wofür die Universität Hamburg, unsere Universität, eigentlich bekannt ist.“

Der AStA sieht sich gezwungen, gegen diese Entscheidung der Universitätsleitung rechtlich vorzugehen. Trotz der wiederholten Ablehnung von Gesprächen durch das Uni-Präsidium ist der AStA weiterhin gesprächsbereit und fordert dieses auf, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Eine entsprechende Erklärung wurde innerhalb weniger Stunden von über hundert Professor:innen, Akademiker:innen und Initiativen unterstützt. Die Liste der Unterzeichnenden ist den Websites des AStA und des Network for an Alternative Quest veröffentlicht und wird laufend aktualisiert.

Weiterhin wird ein statusgruppenübergreifender Antrag beim Akademischen Senat eingereicht werden, welcher sich gegen den Versuch des Landesamtes für Verfassungsschutz wendet, Einfluss auf den Inhalt wissenschaftlicher Tagungen und Veranstaltungen an der Universität Hamburg zu nehmen. Darüber hinaus plant der AStA eine kritische Veranstaltungsreihe zur Geschichte und Rolle des Verfassungsschutzes, da offensichtlich Aufklärungsbedarf hinsichtlich der politischen Funktion des Inlandsgeheimdienstes besteht.

Wie die Veranstalter:innen mitteilen, wird die Konferenz trotzdem im geplanten Zeitraum in Hamburg stattfinden. Weitere Informationen sollen in Kürze erfolgen.