KCK warnt nach MIT-Mord in Dihok vor weiteren Provokationen

Nach dem Mordanschlag auf den politischen Flüchtling Hüseyin Türeli im südkurdischen Dihok weist die KCK dem türkischen Geheimdienst MIT und der PDK die Verantwortung zu und warnt vor weiteren Provokationen im Vorfeld der Wahlen.

Südkurdistan ist für viele politisch verfolgte Kurd:innen aus Nordkurdistan der erste Anlaufpunkt. Doch auch dort sind sie nicht sicher. Die PDK-Regierung kollaboriert eng mit dem türkischen Staat und immer wieder werden Aktivist:innen und Exilierte vom türkischen MIT ermordet. Der Geheimdienst der PDK, Parastin, leistet dabei häufig Unterstützung. Auch hinter dem Mord auf den aus Nordkurdistan geflohenen Dissidenten Hüseyin Türeli scheinen die Geheimdienste zu stehen. Der Ko-Vorstand des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) kritisierte die Kollaboration der PDK mit dem türkischen Geheimdienst am Mittwoch in einer Erklärung und sagte, der MIT könnte ohne Hilfe des Geheimdienstes der PDK keinen Schritt in Südkurdistan machen und schon gar keine Mordanschläge unter unzähligen Überwachungskameras begehen. Türeli war am 17. April in dem Laden, in dem er arbeitete, in der riesigen Family Mall in Dihok ermordet worden.

Die KCK erklärte zu dem Mord: „Der uns aus der Öffentlichkeit als Patriot aus Êlih (tr. Batman) bekannte Hüseyin Türeli verstarb aufgrund eines bewaffneten Angriffs in Dihok. Viele patriotische Organisationen verurteilten dieses Attentat scharf und machten ihren Protest deutlich. Aus den uns vorliegenden Informationen geht hervor, dass Hüseyin Türeli, wie viele andere Patriot:innen aus Bakur, aus politischen Gründen nach Südkurdistan gegangen war und infolge eines Attentats ermordet wurde.

Bereits zweiter Angriff auf Türeli“

Hüseyin Türeli war bereits einmal zuvor in Dihok angegriffen worden. Die Tatsache, dass er zum zweiten Mal angegriffen wurde und die Art und Weise der Durchführung des Anschlags zeigen die Entschlossenheit des türkischen Staates und des MIT, Hüseyin Türeli zu ermorden, und machen deutlich, dass dieser Anschlag mit Hilfe des Parastin durchgeführt wurde. Die Beteiligung des Parastin wird bei allen vom MIT verübten Attentaten und Morden deutlich. Es war bereits bekannt, dass sich Hüseyin Türeli im Visier des MIT befand. Aber es wurden keine Maßnahmen ergriffen. So konnte er beim zweiten Versuch ermordet werden. Die PDK hat in keiner Weise gegen diese Angriffe Stellung bezogen und der Parastin bedroht Patriot:innen, die aus Nordkurdistan geflohen sind, und nimmt sie fest. Sie sollen zu Spitzeldiensten gezwungen werden und sie werden unter Druck gesetzt, ihre patriotische Haltung aufzugeben. Ihnen wird ganz offen deutlich gemacht, dass sie nicht weiterleben werden, wenn sie nicht mit dem türkischen Staat kollaborieren. Die PDK verhält sich so aufgrund ihrer Kollaboration mit dem türkischen Faschismus gegenüber den Menschen, die vor der Tyrannei des AKP/MHP-Regimes nach Südkurdistan geflohen sind. Sie hilft dem MIT dabei, diese Personen ins Visier zu nehmen. Ohne die Unterstützung der PDK und des Parastin könnte der MIT keinen Fuß nach Südkurdistan setzen und schon gar nicht könnte er Patriot:innen im öffentlichen Raum vor Hunderten Kameras ermorden und dann einfach verschwinden.

Die PDK unterstützt die mörderische Politik der Türkei“

Die PDK hilft dem türkischen Staat auf allen Ebenen bei seiner antikurdischen Genozidpolitik. Das gilt nicht nur für die Morde an Patriot:innen in den Städten. Sie unterstützt den türkischen Staat bei der Besatzung von Südkurdistan und dem Krieg gegen die Guerilla in den Medya-Verteidigungsgebieten, sie unterstützt die Angriffe in Şengal und Mexmûr und steht an der Seite der Söldner in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî.

Während die Bevölkerungsstruktur in Efrîn von den türkischen Besatzern aktiv verändert wird, Kurd:innen vertrieben werden und die wenigen verbliebenen Kurd:innen täglich unter der Drohung von Folter und Mord leben und Angriffen ausgesetzt sind, hat die PDK angebliche Wohltätigkeitseinrichtungen in Efrîn eröffnet. Wie kann das geschehen? Handelt es sich hier nicht um Komplizenschaft mit den Invasoren und Völkermördern? Der Öffentlichkeit und dem kurdischen Volk ist zweifelsohne klar, wo die PDK steht und was sie tut.

Die PDK setzt sich auch in Südkurdistan für einen Wahlsieg der AKP/MHP und ihrer Killertruppen ein. Sie ruft Personen in Nordkurdistan an und fordert sie auf, die AKP/MHP und ihren faschistischen Führer und Kurdenfeind Tayyip Erdoğan bei den Wahlen zu unterstützen.

Auch durch ihre Medien zeigt die PDK deutlich ihre Kollaboration und bringt jeden Tag die Mörder von Tausenden von Kurd:innen auf die Bildschirme. Diese Aktivitäten der PDK sind dem patriotischen Volk Kurdistans wohl bekannt und werden von ihm genau verfolgt.

Wir verurteilen den Anschlag auf Hüseyin Türeli. Dieser Anschlag wurde, wie auch die vorherigen Attentate, vom MIT mit Unterstützung des Parastin durchgeführt. Mit diesen Anschlägen sollen die Patriot:innen in Südkurdistan eingeschüchtert werden. Das patriotische Volk Kurdistans und die demokratischen Organisationen sollten Hüseyin Türeli verteidigen und gegen die Urheber des Anschlags und gegen diejenigen, die mit ihnen kollaborieren, protestieren.“

KCK warnt vor türkischen Provokationen

Am Donnerstag warnte das Komitee der KCK für Außenbeziehungen im Zusammenhang mit den türkischen Attentaten vor Provokationen im Vorfeld der Wahlen. In der Erklärung heißt es: „Die letzte Phase des Wahlkampfes vor diesen für die Zukunft der Völker in der Türkei so wichtigen Wahlen hat begonnen. Wir rufen die Öffentlichkeit in der Türkei und in der Region und die internationalen Mächte dazu auf, aufmerksam gegenüber möglichen Provokationen durch den faschistischen türkischen Staat und seine mafiöse Terrorregierung zu sein, denn die Wahlen am 14. Mai stellen einen wichtigen Wendepunkt für die Zukunft des Landes und der Region dar und stehen kurz bevor.

Die PDK legt die Grundlage für Provokationen“

Die große Niederlage des AKP/MHP-Regime bei den Wahlen am 14. Mai zeichnet sich bereits ab und das mafiöse AKP/MHP-Regime schreckt vor nichts zurück, um das Ruder herumzureißen. Das hat der Terrorangriff auf den internationalen Flughafen von Silêmanî gezeigt. Das AKP/MHP-Regime versuchte, diesen niederträchtigen Angriff, der den Tatbestand des internationalen Terrorismus erfüllt, mit angeblichen Aktivitäten unserer Bewegung am Flughafen von Silêmanî und in der ganzen Stadt zu rechtfertigen. Mevlut Çavuşoğlu, der Außenminister des Terrorregimes, hat über das Fernsehen schamlos solche Lügen verbreitet. Er erklärte, dass unsere Freiheitsbewegung in der Lage sei, die Stadt Silêmanî und den Flughafen zu kontrollieren. Wir wollen unserem geschätzten Volk und der Weltöffentlichkeit deutlich machen, dass alle Aussagen des türkischen Staates im Zusammenhang mit Silêmanî und dem Flughafen Lügen sind; die PKK hat dort keinerlei Aktivitäten oder Präsenz. Das, was den türkischen Staat stört, ist der gemeinsame Kampf von Patriotischen Union Kurdistans (YNK), den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) und den Kräften der internationalen Koalition gegen den IS. Es handelt sich um die Politik der PDK, die der Argumentation der faschistischen Erdoğan/Bahçeli-Clique den Boden bereitet.

Wir verurteilen die Ermordung von Türeli“

In den letzten Jahren sind viele unserer Patriot:innen und einige unserer Freund:innen in und um Silêmanî durch Attentate des MIT gefallen. Bei all diesen Anschlägen kamen die Killer aus Hewlêr [Erbil, die von PDK kontrollierte Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak] und kehrten nach Hewlêr zurück. Bei all diesen Attentaten ist die Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen MIT und Parastin belegt. Die Städte Hewlêr und Dihok sind quasi zum Hauptquartier des MIT geworden. Jüngstes Beispiel für diese Komplizenschaft ist die Ermordung von Hüseyin Türeli am 17. April im Stadtzentrum von Dihok. Hüseyin Türeli war ein kurdischer Patriot, der vor fast zehn Jahren nach Südkurdistan geflohen ist, um seiner Verhaftung durch den türkischen Faschismus zu verhindern. Er hat sich dort niedergelassen und in einem Laden gearbeitet. Man darf gespannt darauf sein, wie die PDK, die den Angriff am Flughafen von Silêmanî mit unserer Bewegung rechtfertigt, diesen Mord und die Tatsache, dass sie die von ihr kontrollierten Städte zu Refugien von Kurdenmördern gemacht hat, erklären wird.

Während das Blut von Hüseyin Türeli am Boden noch nicht getrocknet ist, hat die unter der Kontrolle des MIT stehende PDK-Presse intensive Anstrengungen unternommen, um diesen Angriff auf unsere Bewegung zu schieben. Wir verurteilen den Mord an dem Patrioten Hüseyin Türeli und sprechen seiner Familie und unserem patriotischen Volk unser Beileid aus. Wir möchten noch einmal betonen, dass alle unsere Gefallenen in Person von Şehîd Hüseyin Türeli gerächt werden.

Vorsicht vor Provokationen“

Anlässlich dieses Anschlags und der Informationen, die wir aus wichtigen Quellen zu diesem Attentat erhalten haben, möchten wir alle vor den Provokationen des faschistischen türkischen Regimes warnen. Wir wissen, dass die terroristische Regierung des türkischen Staates, die sich in jeder Hinsicht in einer Sackgasse befindet und aus Angst vor ihrer Niederlage und einem Machtverlust zittert, die Region destabilisieren will. Sie wird versuchen, durch Anschläge und Attentate im Irak, in Syrien, Rojava und Südkurdistan, die sie dann uns zuzuschreiben versucht, einen Konflikt zwischen unserer Bewegung und den Dynamiken der Region herbeizuführen. In diesem Rahmen sollten insbesondere die Verantwortungsträger:innen und die Bevölkerung des Irak und Südkurdistans wachsam sein.

In Anbetracht der Informationen, dass das kolonialistische und kurdenfeindliche Regime zu solchen Provokationen greifen wird, hat unsere Führung angekündigt, die Feuerpause, die wir anlässlich des Erdbebens ausgerufen haben, bis nach den Wahlen am 14. Mai zu verlängern. Die jüngsten Entwicklungen und die Informationen, die wir erhalten haben, haben die Richtigkeit dieser Entscheidung erneut bewiesen.

Wir rufen die irakische Regierung und die politischen Verantwortlichen und alle politischen Fraktionen in Südkurdistan sowie die regionalen und internationale Mächte auf, Verantwortung zu übernehmen und Präventivmaßnahmen zu ergreifen.“