QSD räumen Attentatsversuch auf Mazlum Abdi ein

Bei dem Drohnenangriff auf den Flughafen von Silêmanî handelte es sich doch um einen versuchten Anschlag auf Mazlum Abdi. Die Veröffentlichung von Informationen zu dem Vorfall sei anfänglich „wegen sicherheitsrelevanter Bedenken“ eingeschränkt worden.

Bei dem Drohnenangriff auf den Flughafen der südkurdischen Metropole Silêmanî handelte es sich doch um einen versuchten Anschlag auf Mazlum Abdi, den Generalkommandanten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Zunächst hatte das multiethnische Bündnis ein versuchtes Attentat auf Abdi dementiert. Wie der QSD-Pressesprecher Ferhad Şamî nun mitteilt, sei die Veröffentlichung von Informationen zu dem Vorfall anfänglich „wegen sicherheitsrelevanter Bedenken“ eingeschränkt worden. „Es musste zunächst gewährleistet werden, dass unser Generalkommandant unversehrt die sicheren Gebiete Nord- und Ostsyriens erreicht“, so Şamî. Dies sei in der Zwischenzeit auch geschehen. Weitere Einzelheiten zu dem Angriff wollen die QSD zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben.

Der versuchte Anschlag auf Abdi, der unverletzt blieb, war am Freitagnachmittag um etwa 16 Uhr Ortszeit verübt worden. Eine mutmaßlich von einer unbemannten Kampfdrohne des NATO-Staates Türkei abgefeuerte Rakete zielte auf einen Konvoi, der sich auf dem Gelände des Airports von Silêmanî bewegte, verfehlte aber wohl ihr Ziel. In den Fahrzeugen befanden sich auch Soldaten und Personal des US-Militärs, wie Joe Buccino, Sprecher des US-Zentralkommandos (CENTCOM), am Samstag gegenüber dem Wall Street Journal bestätigte.

„Wir lehnen jede Aktion ab, die die Sicherheit von US-Personal gefährdet. Die US-Streitkräfte werden im Irak und in Syrien bleiben, um ihre lokalen Partner bei dem dauerhaften Sieg über den IS zu unterstützen“, betonte Buccino. Verletzte habe der Angriff nicht gefordert. „Wir untersuchen derzeit den Vorfall“, so der CENTCOM-Sprecher.

Abdi beschuldigt Türkei

Mazlum Abdi selbst beschuldigte Ankara, für den misslungenen Anschlag verantwortlich zu sein. „Die Position der Patriotischen Union Kurdistans [YNK], die ihre Geschwister in Syrien unterstützt, beunruhigt die Türkei. Unsere konsequenten Beziehungen zu ihnen und unseren Verbündeten in Silêmanî bleiben bestehen, denn wir sind vereint gegen diese Angriffe“, schrieb Abdi auf Twitter. Damit bezog er sich auf die von der türkischen Staatsführung betriebene Kriminalisierung der YNK. Zudem betonte Abdi, dass fortgesetzte Angriffe der Türkei auf Syrien und den Irak schwerwiegende Auswirkungen auf die gesamte Region haben.

Türkische Sperre des Luftraums für Flüge nach Silêmanî

Anfang der Woche hatte die Türkei ihren Luftraum für Flüge aus und nach Silêmanî in der Kurdistan-Region Irak (KRI) gesperrt. Zur Begründung verwies das türkische Außenministerium auf angebliche „Bedrohungen“ durch die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Diese hätte ihre „terroristischen“ Aktivitäten im Großraum von Silêmanî intensiviert und den Flughafen der Stadt „infiltriert“. Damit stünden gravierende „Bedrohungen der Flugsicherheit“ im Vordergrund.

Im YNK regierten Silêmanî hatte man empört reagiert. Die Luftraumsperre könne nicht unabhängig von der „Politik des Feindstrafrechts“ betrachtet werden, die Ankara gegen das kurdische Volk verfolge. „Wir unterliegen einem Embargo, dem jegliche Rechtsgrundlage fehlt. Es ist das Ergebnis des offensichtlich [von der Türkei] verfolgten Ziels, unsere Region zu spalten“, betonte die YNK.

Die Sperrung des Luftraums steht offensichtlich im Zusammenhang mit den Hubschrauberabstürzen vor drei Wochen in der KRI. Beim Absturz von zwei Maschinen, die in der Autonomieregion Nord- und Ostsyriens gestartet waren, kamen am 15. März neun Kämpferinnen und Kämpfer der Antiterroreinheiten YAT (Yekîneyên Antî Terorê) ums Leben. Die auf den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) spezialisierte Elitetruppe wollte sich in Silêmanî mit der YNK-Peschmerga zu Sicherheitsfragen und Militärexpertise austauschen, als die beiden Hubschrauber wegen schlechter Wetterverhältnisse in der Nähe von Amêdî abstürzten. Ankara hatte der YNK nach dem tödlichen Unglück mit „Gegenmaßnahmen“ gedroht, ohne allerdings näher darauf einzugehen.

Irak fordert Entschuldigung

Der Irak forderte die Türkei indes am Samstag auf, sich für den Beschuss des Flughafens von Silêmanî zu entschuldigen. Die türkische Führung müsse die „Feindseligkeiten auf dem Territorium des Iraks unverzüglich einstellen“, hieß es in einer vom Büro des irakischen Staatspräsidenten Abdul Latif Raschid (YNK) veröffentlichten Stellungnahme. Die Türkei habe keine rechtliche Grundlage für Angriffe auf das Land und dürfe nicht unter dem Vorwand, dass sich „der türkischen Regierung gegenüber feindlich gesinnte Kräfte auf irakischem Boden befinden“ die Bevölkerung des Iraks einschüchtern. Der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani entsandte derweil eine Abordnung aus Bagdad nach Silêmanî, die den Angriff auf den Flughafen untersuchen soll.