PKK-Gefangener in Haft gefoltert

Das Entsetzen über den Tod eines weiteren politischen Gefangenen in der Türkei ist noch nicht abgeklungen, da gelangt ein neuer Fall von massiver Folter an die Öffentlichkeit. Der Betroffene ist PKK-Gefangener, er sitzt mit Schädelfrakturen in Bunkerhaft.

Während das Entsetzen über den Tod eines weiteren politischen Gefangenen in türkischer Haft andauert, gelangt nun erneut ein Fall von massiver Folter an die Öffentlichkeit. Bei dem Opfer handelt es sich um den PKK-Gefangenen Yasin Eneç, der im Hochsicherheitsgefängnis (Typ F Nr. 2) in der westtürkischen Hafenstadt Tekirdağ inhaftiert ist. Er soll von Wärtern und Soldaten so massiv zusammengeschlagen worden sein, dass er durch die Gewalteinwirkungen mehrere Schädelfrakturen erlitt. Das äußerten mehrere Mitgefangene des Kurden bei Familienbesuchen gegenüber Angehörigen.

Der Übergriff auf Yasin Eneç trug sich demnach am Sonntag zu. Nach der Tortur sei er zwar in ein Krankenhaus verlegt, jedoch bald darauf wieder zurück in die Vollzugsanstalt gebracht worden. Statt in seine reguläre Zelle habe man ihn in Bunkerhaft gesteckt. Die Gefangenen wiesen laut ihren Angehörigen darauf hin, dass Eneçs körperliche Verfassung besorgniserregend sei, und forderten Menschenrechtsorganisationen zum Handeln auf.

Gefängniskomplex Tekirdağ aus der Luft betrachtet

Der Name Yasin Eneç gelangt nicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit in Haft erlebter Folter an die Öffentlichkeit. 2020 wurde er nach einer Zwangsverlegung aus der Vollzugsanstalt Typ T Nr. 2 auf dem Gefängniscampus Tekirdağ einer gewaltsamen Nacktdurchsuchung unterzogen. Weil er sich gegen die entwürdigende Leibesvisitation zur Wehr setzte, leitete die Leitung des F-Typ-Gefängnisses ein Disziplinarverfahren gegen den politischen Gefangenen ein und ordnete Bunkerhaft an. Die freiheitliche Juristenvereinigung ÖHD hatte den Fall in ihrem letzten Quartalsbericht für 2020 über Rechtsverletzungen in Gefängnissen der Marmara-Region aufgegriffen. Im selben Gefängnis saß auch der politische Gefangene Vedat Erkmen ein, der am Sonntag unter verdächtigen Umständen auf dem Weg in ein Krankenhaus in einem Rettungswagen gestorben ist.

Der fünfte tote Gefangene binnen weniger Tage

Binnen weniger Tage sind nun bereits fünf Gefangene in Haft verstorben. Vorletzte Woche wurde die politische Gefangene Garibe Gezer tot in ihrer Zelle aufgefunden. Sie war zuvor schwer gefoltert worden. Am 15. Dezember erlagen Halil Güneş und Abdülrezzak Şuyur nach jahrzehntelanger Haft ihren schweren Krebsleiden. Kurz darauf wurde Ilyas Demir in einer Einzelzelle im T-Typ-Gefängnis Bolu tot aufgefunden.