In der Türkei ist ein weiterer Gefangener verstorben. Ilyas Demir wurde in einer Einzelzelle im T-Typ-Gefängnis Bolu tot aufgefunden. Der 32-Jährige war zu einer erschwerten lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt, was nach türkischem Recht Gefängnis bis zum Tod bedeutet.

Demirs in Riha (tr. Urfa) lebenden Angehörigen wurden von seinem Tod am Freitag durch den Ortsvorsteher informiert. Die Familie rief daraufhin die Vollzugsleitung an, die den Tod bestätigte, jedoch nichts zur Todesursache sagte. Nach Angaben von Demirs Schwester Mahide Demir war er seit 2013 in Haft und litt unter einer psychischen Erkrankung. Eine ärztliche Behandlung sei trotz mehrfacher Anträge nicht erfolgt. „Es ist ein Verbrechen, dass er in einer Einzelzelle festgehalten wurde. Er hätte eine stationäre Behandlung im Krankenhaus gebraucht“, sagte Mahide Demir und kündigte eine Strafanzeige gegen die Vollzugsleitung an.

Die Beerdigung von Ilyas Demir soll heute in Riha stattfinden. In der Türkei sind in den vergangenen Tagen mehrere Todesfälle in Gefängnissen bekannt geworden. Vergangene Woche wurde die politische Gefangene Garibe Gezer tot in ihrer Zelle aufgefunden. Halil Güneş und Abdülrezzak Şuyur erlagen am Mittwoch nach jahrzehntelanger Haft ihren schweren Krebsleiden. Anträge auf Haftverschonung wurden gleich mehrfach abgelehnt – wie üblich bei Fällen, bei denen es um Urteile unter Terrorvorwürfen geht.

Nach Angaben des Menschenrechtsvereins IHD sind aktuell 1.605 kranke Gefangene in türkischen Gefängnissen inhaftiert, 604 von ihnen sind sogar lebensbedrohlich krank. Seit Anfang 2020 sind mindestens 59 schwerkranke Gefangene gestorben. Der Menschenrechtsverein und Gefangenhilfsorganisationen fordern die Freilassung kranker Häftlinge. Am Freitag fand unter anderem vor der Haftanstalt in Istanbul-Bakirköy eine Protestaktion statt.