Die kurdische Kleinstadt Gimgim (tr. Varto) in der Provinz Mûş hat eine öffentliche Kampagne zur Umsetzung eines neuen Trinkwasserprojekts ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Kaufe auch du ein Rohr“ soll mit Unterstützung der Bevölkerung der Bau einer 15 Kilometer langen Zuleitung für sauberes Trinkwasser finanziert werden. Hintergrund ist die schwierige Haushaltslage der Kommune, die nach jahrelanger Zwangsverwaltung mit massiven Schulden und unvollendeter Infrastruktur konfrontiert ist.
Ein Erbe der Zwangsverwaltung: Schulden statt Versorgung
Die gegenwärtig von der Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) geführte Stadtverwaltung von Gimgim befand sich zwischen Herbst 2016 und Frühjahr 2024 fast durchgehend in der Hand von staatlich eingesetzten „Treuhändern“ anstelle der demokratisch gewählten Bürgermeister:innen, die unter fragwürdigen Terrorvorwürfen abgesetzt wurden. In dieser Zeit wurden wesentliche öffentliche Dienstleistungen eingestellt oder nicht instandgehalten. Insbesondere die Wasserversorgung blieb laut der Stadtverwaltung unzureichend – und wurde schließlich mit einem hohen Schuldenstand hinterlassen.
Bild der Kampagne © Stadtverwaltung Gimgim
Ein Projekt für sauberes Wasser getragen von der Gesellschaft
Die bei der Kommunalwahl im März vergangenen Jahres gewählten Ko-Bürgermeister:innen Gülbahar Kaya und Giyasettin Aydemir kündigten nun die Umsetzung des Projekts an, das den Bau einer neuen Trinkwasserleitung vom Quellgebiet bis ins Stadtzentrum vorsieht. Aufgrund fehlender staatlicher Förderung und knapper Eigenmittel sei das Projekt jedoch nur durch zivilgesellschaftliche Unterstützung realisierbar. In einer Erklärung appellierte die Stadtverwaltung an die Solidarität der Bevölkerung: „Ein Rohr kostet 5.250 TL (umgerechnet etwa 115 €). Wir bitten unsere Mitbürger:innen um Unterstützung. Wasser ist Leben, Wasser ist Gemeinschaft. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Stadt wieder Zugang zu sauberem Trinkwasser erhält.“
Titelbild von Rajesh Balouria auf Pixabay