PJAK-Sprecher: Unser Volk wird nicht schutzlos bleiben

Angesichts des andauernden israelisch-iranischen Krieges warnt PJAK-Sprecher Zegrus Enderyarî vor einer Eskalation der Repression gegen die Bevölkerung Irans. Zugleich bekräftigt er die Bereitschaft seiner Partei zur Verteidigung der Gesellschaft.

Warnung vor weiterer Repression im Schatten des Krieges

Im Hinblick auf die eskalierenden Spannungen zwischen Israel und Iran warnt der außenpolitische Sprecher der Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK), Zegrus Enderyarî, vor einer weiteren innenpolitischen Eskalation in Iran und mahnt zur Wachsamkeit – insbesondere in Rojhilat (Ostkurdistan). Die Organisation betont ihre Einsatzbereitschaft zur gesellschaftlichen Selbstverteidigung und ruft kurdische Kräfte in der Region zu geschlossener Haltung auf.

„Wir sind auf eine neue Eskalationsphase vorbereitet und werden die Bevölkerung nicht alleinlassen“, sagte Enderyarî gegenüber ANF. Zugleich machte er deutlich, dass die PJAK sich nicht als Teil des aktuellen militärischen Konflikts sehe.


Enderyarî warnte davor, dass die Angriffe Israels und die iranischen Vergeltungsschläge eine tiefere soziale und politische Krise im Inneren Irans verschärfen könnten: „Die iranische Bevölkerung leidet bereits unter massiven wirtschaftlichen Sanktionen, politischer Repression und schwierigen Lebensbedingungen. Ein Krieg wie dieser verstärkt den Druck auf die Zivilbevölkerung ins Unerträgliche.“

Sorge um neue Repressionen in Rojhilat

Die PJAK befürchtet, dass der iranische Staat die außenpolitische Eskalation als Vorwand nutzen könnte, um im Innern erneut systematisch gegen Dissident:innen, Frauenrechtler:innen und oppositionelle Gruppen vorzugehen, vor allem im kurdisch geprägten Nordwesten des Landes. „Die ‚Jin Jiyan Azadî‘-Bewegung hat eine enorme gesellschaftliche Dynamik geschaffen. Die Revolte hat breite Solidarität und Widerstand mobilisiert. Es besteht nun die Gefahr, dass das Regime diese Bewegung unter dem Deckmantel äußerer Bedrohung erneut massiv unterdrückt – durch Verhaftungen, politische Prozesse und womöglich neue Hinrichtungen“, so Enderyarî.

„Wir sind bereit, organisiert und handlungsfähig“

Der außenpolitische Sprecher der PJAK betonte, dass seine Partei in der Lage sei, ihre gesellschaftliche Schutzfunktion wahrzunehmen: „Wir haben über Jahre hinweg Strukturen aufgebaut, die auf kollektive Verteidigung, Organisation und Solidarität setzen. Unser Volk wird in dieser Phase weder allein noch schutzlos bleiben. In jedem Bereich, in jeder Region sind wir bereit, um soziale Verteidigung zu gewährleisten.“

Aufruf zur Einheit kurdischer Kräfte in Rojhilat

Zugleich sprach sich die PJAK für eine verstärkte Zusammenarbeit unter den politischen Kräften Ostkurdistans aus. Die gegenwärtige Lage mache es notwendig, gemeinsame Strategien zu entwickeln. „Nach der ‚Jin Jiyan Azadî‘-Bewegung hat sich unter Führung der PJAK eine konkrete Basis für kurdische Einheit gebildet. Diese Zusammenarbeit ist heute überlebenswichtig. Das gilt für unsere Bewegung wie auch für unser Volk.“

„Wir sind nicht Teil dieses Krieges“

Abschließend betonte Enderyarî die politische Grundhaltung der PJAK im Hinblick auf den gegenwärtigen israelisch-iranischen Krieg als auch andere Konflikte in der Region: „Wir vertreten in dieser geopolitischen Konstellation einen dritten Weg – jenseits der herrschenden Machtblöcke. Unser Ziel ist ein dezentralisiertes, demokratisches Modell, in dem die Völker selbstverwaltet und gleichberechtigt zusammenleben.“

Man lehne es ab, die Kurd:innen oder andere ethnische und religiöse Gemeinschaften zum Spielball regionaler oder imperialer Interessen zu machen. Stattdessen plädiere die PJAK für ein politisches Modell auf Grundlage demokratischer Autonomie und lokaler Selbstverwaltung – nicht nur für Kurd:innen, sondern für alle Völker Irans.

„Die Strategie des Regimes besteht seit jeher darin, Spannungen zwischen den Ethnien zu schüren, um die eigene Macht zu sichern. Wir setzen dem ein solidarisches, gerechtes Zusammenleben entgegen, das gestützt ist auf Demokratie und lokale Mitbestimmung. Ein solches System ist möglich und wir sind bereit, es umzusetzen“, betonte Enderyarî.

Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê

Die PJAK (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê) ist eine in Ostkurdistan und Iran aktive Partei, die sich an dem von Abdullah Öcalan entworfenen Konzept des demokratischen Konföderalismus beruft. Sie verfolgt einen föderal-demokratischen Gesellschaftsentwurf und engagiert sich für ethnische und religiöse Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit und basisdemokratische Selbstorganisation in Iran. Vom Mullah-Regime in Teheran wird die PJAK als „staatsfeindlich“ und „gottesfeindlich“ eingestuft.