Frauenschutzhaus und Hilfetelefon geplant
In der nordkurdischen Provinzstadt Mûş (tr. Muş) treibt die Stadtverwaltung unter der Führung der DEM-Partei eine Reihe von weiteren Maßnahmen für den Schutz und die Förderung von Frauen voran. Mit der Einrichtung eines Ruhezentrums und eines Kondolenzhauses ausschließlich für Frauen sowie einer eigenen Abteilung für Frauen- und Familiendienste wurden innerhalb eines Jahres drei zentrale Projekte umgesetzt. Weitere Vorhaben wie ein Frauenparlament, ein Solidaritätszentrum, eine Gewalt-Hotline und ein Frauenschutzhaus befinden sich laut Stadtverwaltung in der Vorbereitung.
Standort von staatlichem Frauenschutzhaus bekannt
„Mit der Gründung unserer Abteilung für Frauen- und Familiendienste ist ein wichtiger Schritt zur Sichtbarmachung von Frauen im öffentlichen Raum gelungen“, erklärte die Leiterin der Abteilung, Işık Akman. Viele Frauen in Mûş hätten ihre Zufriedenheit darüber zum Ausdruck gebracht, dass erstmals auf lokaler Ebene gezielt auf ihre Bedürfnisse eingegangen werde. Die Stadtverwaltung führe derzeit intensive Gespräche mit betroffenen Frauen und bereite erste Feldstudien vor, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.
Işık Akman © MA
Ein besonderer Fokus liegt auf dem geplanten Projekt „Erstes Notfall-Schutzhaus“. Zwar existiere bereits eine staatliche Schutzeinrichtung, deren Standort sei jedoch allgemein bekannt – ein gravierendes Sicherheitsproblem, betont Akman. „Die Täter wissen, wo sich das Schutzhaus befindet, und können die betroffenen Frauen dort aufspüren. Es gab mehrfach Vorfälle, bei denen Täter oder Angehörige die Einrichtungen stürmten.“
Auch das ebenfalls staatliche Zentrum zur Verhinderung von Gewalt (ŞÖNİM) sei nicht ausreichend geschützt. Täter würden dort auftauchen und Frauen direkt am Eingang bedrohen. In einer eher kleineren Provinz wie Mûş stelle dies eine erhebliche Gefahr dar, so Akman: „Wenn Frauen im Schutzhaus keine Sicherheit finden, kehren sie oft in das gewaltgeprägte Umfeld zurück – das ist ein strukturelles Versagen.“
Hotline für gewaltbetroffene Frauen
Um diesem Missstand zu begegnen, plant die Stadt neben dem Schutzhaus auch den Aufbau eines Frauen-Solidaritätszentrums mit psychosozialer Beratung sowie die Einrichtung des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“. Gespräche mit Fachkräften und betroffenen Frauen sollen künftig in geschütztem Rahmen möglich sein.
Akman übte zudem scharfe Kritik an der staatlichen Praxis, Schutzmaßnahmen gegen gewalttätige Männer unzureichend umzusetzen. Schutzanordnungen würden nicht durchgesetzt, was die Betroffenen sowohl psychisch als auch wirtschaftlich belaste. „Die Frauen sind gezwungen, mit ihren Peinigern weiterzuleben“, sagte sie.
Mûş mit weiblicher Perspektive gestalten
Die Stadtverwaltung kündigte an, alle geplanten Projekte mit hoher Priorität weiterzuentwickeln. Ziel sei es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen nicht nur sicher leben, sondern auch aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. „Wir wollen Mûş mit weiblicher Perspektive gestalten“, so Akman.