Armenisches Bataillon: Besatzungskrieg ist ein zweites 1915

An den Widerstandsfronten in Rojava kämpft auch ein armenisches Bataillon gegen die türkische Invasion. Nubar Melkonian aus der Kommandantur des Kampfverbands erklärt im ANF-Gespräch, warum.

Am 24. April hat das armenische Bataillon „Şehîd Nubar Ozanyan“ im nordsyrischen Hesekê offiziell seine Gründung bekannt gegeben. Dieser Tag hat eine besondere symbolische Bedeutung, denn er markiert den Beginn des Genozids an den Armeniern unter Verantwortung der jungtürkischen Regierung im Osmanischen Reich und wird seitdem als Völkermordgedenktag begangen. Die Deportation der armenischen Elite am 24. April 1915 aus der Reichshauptstadt Konstantinopel in Lager bei Ankara bildete den Auftakt von Massakern und Todesmärschen, die mehr als 1,5 Millionen Opfer forderten.

Das armenische Bataillon in Rojava ist benannt nach dem Armenier Nubar Ozanyan (Nom de Guerre: Orhan Bakırcıyan), der am 14. August 2017 in Raqqa als Kommandant der türkisch-kommunistischen Organisation TKP/ML-TIKKO im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) gefallen ist. Bei den Kämpferinnen und Kämpfern des Kampfverbands handelt es sich um Nachfahren von Genozid-Überlebenden, die aus Provinzen wie Amed (Diyarbakir), Riha (Urfa), Mûş (Muş), Bedlîs (Bitlis), Dîlok (Antep) und Êlih (Batman) in die syrische Wüste deportiert wurden. Momentan beteiligt sich das Bataillon aktiv an der Verteidigung gegen die völkerrechtswidrige Invasion der Türkei und ihrer islamistischen Milizen in den selbstverwalteten Gebieten Nord- und Ostsyriens. Wir haben mit Nubar Melkonian aus der Kommandantur des Bataillons gesprochen.

Sie recherchieren zur Geschichte der syrischen Armenier. Was können Sie uns darüber berichten?

Obwohl die armenische Besiedlung Syriens weit zurückreicht und es vor dem Genozid vor allem in der Region um Aleppo armenische Gemeinden gab, kamen die meisten Armenier während des Völkermords. Die Armenier Syriens sind Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel der Überlebenden von 1915. Wir sind die vierte, die fünfte Generation „danach”.

Die Armenier, die die ersten Massaker während des Genozids überlebten, wurden zu Todesmärschen in die syrische Wüste getrieben. Die Deportationsmärsche gingen mit weiteren Massakern einher und wurden in den Konzentrationslagern an den Zielorten Şeddade, Hol, Serêkaniyê und Deir ez-Zor fortgesetzt. Allein in Serêkaniyê tötete das Osmanische Reich rund 70.000 Armenier, in Deir ez-Zor waren es sogar 250.000. Diejenigen, die in diesen Konzentrationslagern Entbehrungen, Kälte, Hunger und Krankheiten überlebten, bauten sich in der Wüste ein neues Zuhause auf.

Ein Teil dieser Genozid-Überlebenden hat seine Sprache und Identität bewahrt. Die armenische Gemeinschaft war schon immer darum bemüht, den Fortbestand ihrer Kultur sicherzustellen. Diese Tradition ist tief verwurzelt. Daher auch das Sprichwort; wo zwei Armenier zusammenkommen, können sie ein Armenien gründen.  

Während des Völkermords wurden in Syrien tausende armenische Waisenkinder von lokalen arabischen und kurdischen Familien aufgenommen. Ein wichtiger Teil von ihnen ist heute arabisiert bzw. kurdisiert. Bei einigen können wir auch von einer Turkmenisierung sprechen. Dennoch bezeichnen sich die meisten islamisierten, kurdisierten sowie arabisierten Nachkommen von Überlebenden des Genozids als Armenier und bewahren ihre armenische Identität. Das gleiche gilt für Armenier in Nordkurdistan. Die Zahl der Kryptoarmenier (islamisierte bzw. türkisierte Armenier, die ihre Existenz im Verborgenen fortsetzen) auf dem Staatsgebiet der Türkei wird auf ein bis eineinhalb Millionen geschätzt.

Situation der Armenier bis zur Syrienkrise und heute

Wie viele Armenier lebten bis zum Ausbruch des Krieges im Jahr 2011 in Syrien? Ist ihre heutige Anzahl bekannt?

In Syrien wurde nach dem Genozid aus der Asche der Armenier ein neues Leben geboren. Natürlich hat es Migration nach Europa oder Armenien gegeben. Doch insgesamt lebten zu Beginn des Krieges etwa 250.000 bis 300.000 Armenischstämmige in Syrien.

Für die Armenier bedeutet der Völkermord nicht nur ihre Deportation aus der Heimat, Loslösung vom Glauben oder Flucht. Es ist ein Gefühl der kollektiven Angst, das sie am Leben festhalten ließ. Aus Furcht einer weiteren Katastrophe blieben die Armenier lange Zeit unter sich und versuchten jenseits von Politik einfach nur, als Volk zu bestehen. Ein Genozid ist ein Zustand der Angst ohne Boden. Nur ein Armenier kann sie fühlen.

Während dem syrischen Bürgerkrieg sind viele Armenier von dschihadistischen Milizen, die von der Türkei unterstützt werden, aus Aleppo und vielen anderen Orten verschleppt worden. Einige armenische Frauen befinden sich noch immer in Gefangenschaft dieser Milizen und werden als Sklavinnen missbraucht. Die Geschehnisse und die durch die vergangenen Erfahrungen wiederaufkeimende Angst, die Präsenz islamistischer Gruppierungen in diesem Krieg und die Feindseligkeit gegenüber den christlichen Völkern Syriens führten zur erneuten Vertreibung der Armenier.

Auswirkungen der Revolution

Wie wirkten sich die Revolution von Rojava und das Projekt der Demokratischen Autonomie auf die syrischen Armenier aus?

Der Revolution von Rojava wird nachgesagt, dass es eine Frauenrevolution ist. Dieser Aussage stimme ich zu, möchte sie allerdings vervollständigen, denn die Revolution von Rojava ist auch eine Revolution der verschiedenen Religionen und Völker. Mit ihr wurde Rojava zu einem Ort, an dem alle Ethnien, Identitäten und Sprachen friedlich, frei und gleichberechtigt leben und ihre Gedanken demokratisch zum Ausdruck bringen. So etwas wie den Ausschluss aus der Revolution aufgrund unserer armenischen Identität hat es nicht gegeben. Im Gegenteil: Armenier zu sein, wurde als Quelle des Stolzes angesehen. Die Rojava-Revolution bzw. das Projekt der Demokratischen Autonomie betrachtet die Armenier nicht als Minderheit, sondern als Volk und wesentliches Element von Rojava und Syrien. Diese Revolution gehört auch dem armenischen Volk, das einen Genozid und großes Leid erfahren hat.

Besatzung weckt Erinnerungen an 1915

Und wie wirken sich die Invasionen der Türkei in Serêkaniyê und Girê Spî sowie die Bemühungen zur Ausweitung der Besatzungszonen auf die Armenier aus? Wie bewerten die Armenier den Angriffskrieg?

Diesen Akt der Barbarei und die Zerstörung der Kulturen betrachten wir als ein Glied in einer schier endlosen Kette der Gewalt, die uns an den Genozid erinnert. Wie ich bereits erwähnte, wurden beim Völkermord von 1915 knapp 70.000 Armenier in Serêkaniyê begraben. Heute sind die Menschen der Stadt erneut auf der Flucht. Mit dem Angriff auf Serêkaniyê wird im Prinzip bezweckt, die Menschen mit grausamen Methoden zu dressieren. Gerade deshalb weckt diese Invasion Erinnerungen an den Genozid.

Die Besatzung von Serêkaniyê und die dort verübten Massaker haben die Armenier tief getroffen. Nicht nur hier in Syrien – überall auf der Welt verspüren Armenier das Leid und diesen Schmerz. Sie kennen ihn nur zu gut und wissen, dass das Leid der Kurden und anderen Völker, die hier leben, eine Wiederholung dessen ist, was ihre Vorfahren erleben mussten. Gerade deshalb verdient der Mut der kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer sowie der Völker Rojavas unser aller Respekt. So sehen wir das.

Serêkaniyê und Girê Spî gehörten zu den Orten, die nach dem Genozid intensiv von Armeniern besiedelt wurden. Doch auch in anderen Orten an der Grenzlinie wie beispielsweise in Dirbêsiyê, Amûdê, Qamişlo und Dêrik ließen sich viele Armenier nieder. Der Grund ist einfach: sollte die Türkei eines Tages demokratisiert werden und eine Rückkehr möglich sein, wollte man so nah wie möglich an der Heimat sein. Auch heute noch verspüren die Armenier eine große Sehnsucht nach ihrem Mutterland.

Erdoğan ist gleichzusetzen mit Enver Pascha und Talat Pascha

Aktuell soll der Genozid an den Kurden, Suryoye und Armeniern auf den neuesten Stand gebracht werden. Man will die Menschen ihrer Häuser, Identität und Erinnerungen berauben. Die Hauptrolle bei diesem Genozid spielen der türkische Staat und dessen Spitze Erdogan. Erdogan steht mit seiner AKP in der Tradition der jungtürkischen Ittihadisten. Er ist gleichzusetzen mit Enver Pascha und Talat Pascha.

Als 1915 der Genozid verübt wurde, ertönten Muezzin-Rufe zum Gebet für die Vernichtung der Armenier aus den Lautsprechern der Moscheen. Gleiches geschah bei der Invasion in Rojava. Als der Angriff auf Serêkaniyê begann, schallte es aus den Lautsprechern aller Moscheen an der Grenzlinie Gebetsaufrufe für den Sieg des ‚ruhmreichen türkischen Heeres’, um Gottes Segen für den Kampf gegen Rojava zu erbitten. Es gibt also eine Reihe von Ähnlichkeiten, die nichts anderes als ein Produkt derselben rassenfanatischen Mentalität sind. Dies ist kein zufälliger oder von seinen historischen Wurzeln losgelöster Genozid. Nur eine lang zurückreichende völkermörderische Tradition kann das, was aktuell geschieht, zustande bringen. Der Angriff ist durchdacht, bis ins kleinste Detail geplant und gut organisiert. In einem demokratischen Land mit einem demokratischen Willen würde ein Genozid im Gegensatz zu seinen Prinzipien stehen.

Patriarch von Istanbul steht auf der Seite der Regierung

Hinsichtlich Serêkaniyê möchte ich einen weiteren wichtigen Punkt erwähnen, der verdeutlicht, wie verlogen die Politik des türkischen Staates ist. Dieser Staat, der einen Genozid am armenischen Volk verübte und die Nachfahren der Überlebenden verachtet, das Wort ‚Armenier‘ als Beleidigung und Schimpfwort verwendet, will den Armeniern von Serêkaniyê weismachen, keine Besatzungs- und Kolonialmacht zu sein, sondern eine demokratische Verwaltung, die den Terror bekämpft. Der Armenische Patriarch von Istanbul hatte sich im Auftrag der türkischen Regierung an die religiösen Führer in Nordsyrien gewandt und ihnen ‚angeboten‘, nach Serêkaniyê zurückzukehren. Unsere Würdenträger erklärten, ihre Kirchen nur in Gebieten unter Kontrolle der Autonomieverwaltung oder des Regimes zum Gottesdienst zu nutzen. Eine andere Option käme nicht gar nicht in Frage. Damit gaben sie im Prinzip zu verstehen, nicht mit einem Erzbischof kooperieren zu wollen, der auf Erdogans Seite steht. Der türkische Staat hat die Erinnerungen der Armenier mit Angst und Massakern verschlüsselt. Das haben wir nicht vergessen.

Wie sollten wir denn vergessen können, was dieser Staat getan hat? Wie vergessen, was er weiterhin tut? Die Türkei hat mit Nationalismus und Kriegsrhetorik eine Hassgesellschaft geschaffen, die jeden Moment bereit ist, neue Massaker anzurichten. Seit Jahren spricht die Regierung nur von ihrem vermeintlichen Sicherheitsproblem. Themen wie Gesundheit, gesunde Ökonomie oder Kunst werden nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Stattdessen geht es immerzu um die eigene Existenz und den Machterhalt. Andere Länder widmen sich der Bildung, Kultur oder Landwirtschaft. In der Türkei geht es nur darum, Hass gegen die Kurden, Armenier, Griechen und Christen zu schüren. Daher ist der türkische Staat sowohl für Armenier als auch für Kurden und alle anderen Völker ein nicht vertrauenswürdiger und gefährlicher Konter-Staat. Die Armenier wissen das und werden sich niemals als Werkzeug eines solchen Staates benutzen lassen.

Am 11. November kam es in Qamişlo zu zwei tödlichen IS-Anschlägen, die sich gegen Zivilisten richteten. Eine der Bomben explodierte vor der chaldäischen Kirche. Am selben Tag wurde ein Pfarrer der armenisch-katholischen Kirche gemeinsam mit seinem Vater nahe Deir ez-Zor hingerichtet. Was hat es mit diesen Angriffen auf sich?

Das ist natürlich kein Zufall. Die Großmächte räumen es zwar nicht ein, aber die gesamte Welt ist sich im Klaren über die Beziehungen zwischen dem türkischen Staat und dem Islamischen Staat. Es existieren Beweise. Die Tatsache, dass der IS-Führer al-Baghdadi und sein Sprecher in einer türkischen Besatzungszone getötet worden sind, ist aussagekräftig genug.  

Die Befehle für die Anschläge in Qamişlo und Deir ez-Zor kamen aus der Türkei. Mit diesen Morden soll die Botschaft vermittelt werden, dass unsere Regionen nicht sicher sind. Zwischen den Völkern sollen Zweifel und Widersprüche aufkommen. Man will unsere Ängste schüren und in die Flucht treiben. Die Armenier sollen sich wieder wie Granatapfelkerne zerstreuen.

Den anderen Völkern wird mit diesen Angriffen im Grunde eine Rute ins Fenster gestellt. Treu nach dem Motto: ‚Seht her, was wir mit den Armeniern machen, und nehmt Vernunft an‘. Dasselbe geschah doch schon nach dem Mord an Hrant Dink, als sein Leichnam stundenlang auf der Straße lag. Gleiches widerfuhr auch dem kurdischen Führer Şêx Seîd.

An vorderster Front im Widerstand

Das Bataillon „Şehîd Nubar Ozanyan“ hat am 24. April dieses Jahres, dem 104. Völkermordgedenktag, seine Gründung bekannt gegeben. Es ist der erste armenische Kampfverband seiner Art. Obwohl es sich um ein recht neues Bataillon handelt, nahm es an der Verteidigung von Serêkaniyê teil. An welchen Fronten kämpft das Bataillon derzeit gegen die Invasion?

Ziel der Gründung des Bataillons ist es, die Verteidigung der Armenier und ihrer Kultur zu gewährleisten - so wie es die anderen hier lebenden Völker ebenfalls tun. Dieses Land gehört uns. Unsere Wurzeln und unsere Geschichte liegen hier. Deshalb richtet sich der Krieg und die Besatzung nicht lediglich gegen die Kurden, sondern auch gegen uns und alle anderen in Nord- und Ostsyrien lebenden Menschen. Unsere Freiheiten haben wir uns gemeinsam erkämpft, deshalb liegt es in der Verantwortung einer jeden Person, diese Freiheiten vor dem Faschismus des türkischen Staates zu schützen. Sich der Verteidigung Rojavas gegen die Invasion zu entziehen, würde bedeuten, die Verbrechen zu tolerieren. Zu schweigen bedeutet, diesem Völkermord zuzustimmen. Für uns kommt der aktuelle Angriffskrieg einem zweiten Genozid gleich. Deshalb müssen wir als solche, die das größte Leid bereits erlebt haben, in diesem Widerstand an vorderster Front stehen. Aus diesem Grund haben wir als das „Şehîd Nubar Ozanyan“-Bataillon unseren Platz bei der Verteidigung von Serêkaniyê eingenommen und verteidigen unsere Völker und Heimat nun an der Front von Til Temir. Wir sind davon überzeugt, dass der Widerstand der Völker die Besatzer bezwingen wird und sind entschlossen, bis zum letzten Augenblick gegen die Invasion zu kämpfen. Denn wir zählen zu den rechtmäßigen Besitzern dieses Landes. Wir werden unser Land, unsere Zukunft und unser gemeinsames Leben nicht dem rassenfanatischen türkischen Staat überlassen.

Wie möchten die Armenier die Zukunft Syriens gestalten?

Dieses Land gehört uns allen. Es gehört den Völkern, dem syrischen Staat und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD). Die Verantwortung für die gemeinsame Verteidigung und die Entwicklung eines demokratischen Lebens liegt sowohl bei den QSD als auch beim Regime.

Die Probleme Syriens spielen sich in Syrien ab. Außerhalb des Landes werden sie nicht zu lösen sein. Die Verhandlungspartner sollten einen innersyrischen Dialog führen, um eine demokratische Lösung auszuarbeiten, statt auf die USA oder Russland zu setzen. Angefangen von Idlib bis Serêkaniyê richten sich die Besatzungsangriffe gegen die Integrität Syriens. Wenn das Regime meint, die Hoheit über Nord- und Ostsyrien zu beanspruchen, muss es sich mit der Autonomieverwaltung an einen Tisch setzen und einen Dialog führen. Es muss die Probleme auf einer demokratischen Grundlage lösen, statt sie anderen zu überlassen.

Unsere Präsenz richtet sich nicht gegen die territoriale Integrität Syriens oder den syrischen Staat, sondern gegen die Besatzung. Wir erfüllen unsere Verantwortung, unsere Heimat gegen die Invasion zu verteidigen. Wir wollen die Demokratisierung des syrischen Staates und dass allen hier lebenden Völkern ihre elementaren Rechte zugesprochen werden. Wir wollen, dass Syrien durch eine demokratische Verfassung, Verwaltung und Kultur regiert und gestärkt wird. Solange wir dies nicht erreichen, wird es immer externe Kräfte geben, die einen Keil zwischen die Völker treiben. Syrien wird diesem Dauerkriegszustand nicht entkommen können und immer weiter auseinanderbrechen

Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat ihren Wunsch nach einer Lösung der Syrienkrise im Dialog von Anfang an geäußert und sich der territorialen Integrität Syriens verpflichtet. Sie ist auch weiterhin zum Dialog bereit und das ist auch gut so. Unsere Erwartungen an beide Seiten sind, dass sie freundschaftlich und geschwisterlich in einen Dialog treten, um die Syrienkrise zu lösen und die Zukunft des Landes gemeinsam gestalten.

Appell an die weltweite armenische Gemeinschaft

Wie bewerten Sie die Reaktionen der armenischen Gemeinschaft auf den türkischen Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien? Was erwarten die Armenier Syriens von der weltweiten armenischen Community?

Von Argentinien bis Chile hin in die USA und nach Afrika sind wir ein Volk, das wie Granatapfelkerne auf der ganzen Welt verstreut ist. Ob es Erklärungen der armenischen Gemeinschaft in Polen oder der Regierung in Jerewan sind – es ist offensichtlich, dass sich die Armenier weltweit gegen die Besatzung Nord- und Ostsyriens aussprechen. Allerdings müssten sie sich solidarischer zeigen und ihre Stimme noch viel lauter erheben. Was uns 1915 angetan wurde, wird jetzt allen Völkern der Region angetan, einschließlich den Armeniern. Unsere Heimatorte, Friedhöfe und Kirchen wurden gleichermaßen besetzt. Unsere Häuser, die wir uns seit 100 Jahren mühsam errichten, sind uns genommen worden. Aus diesem Grund sind die Besatzung und die anhaltenden Invasionsangriffe ein Problem aller Armenier. Gleichgültig darf niemand sein.

Als Armenier Syriens fordern wir von unserem Volk, dass es sich auf der ganzen Welt für die unterdrückten Völker Nord- und Ostsyriens einsetzt, um die Invasion zu stoppen. Sie sollten ihren Widerstand so gestalten, dass die Kriegsflugzeuge der Besatzer weder in die Luft steigen noch Bomben abwerfen können.