Der kurdische Journalist Idris Yayla hat telefonische Morddrohungen erhalten. In derselben Nacht wurden Schüsse vor seiner Wohnung in Êlih (tr. Batman) abgegeben. Yayla ist Konzessionsinhaber der unabhängigen Wochenzeitung Jiyan Haber, die seit 2015 insbesondere aus Nordkurdistan berichtet. Wie der Journalist berichtet, hat er am 3. September eine telefonische Kurznachricht von einer griechischen Vorwahlnummer erhalten: „Erst wurde eine Nachricht verschickt. Dann wurde ich über Whatsapp angerufen. Ich fragte nach, was diese Person eigentlich kritisieren will. Darauf ging die Person nicht ein. Ich wurde aufgefordert, meine Berichterstattung einzustellen. Danach wurde ich bedroht: Wir schneiden deine Ohren ab, wir töten dich, wir werfen deinen Kadaver auf die Straße. Mach deine Zeitung dicht und such dir eine normale Arbeit.“
In derselben Nacht wurden fünf Schüsse vor seiner Wohnung abgegeben. Yayla ging auf den Balkon, konnte jedoch nichts Verdächtiges feststellen. Morgens berichteten seine Nachbarn, dass zwei Personen vor dem Haus in die Luft geschossen hätten und anschließend in einem schwarzen Auto geflohen seien.
Yayla will jetzt Anzeige wegen verbaler und bewaffneter Bedrohung stellen. Er sagt, dass er bereits früher mehrfach Morddrohungen über digitale Netzwerke erhalten hat, unter anderem von der Adresse „Codename Yeşil“. Yeşil ist der Deckname des JITEM-Killers Mahmut Yıldırım. Die paramilitärische Organisation JITEM ist bekannt für schwerste Folterung, Entführung und Ermordung zahlreicher kurdischer Oppositioneller in den 1990er Jahren und ebenso unter der Regierung von Recep Tayyip Erdogan. Yayla wurden Fotos von Waffen und dem in Şirnex ermordeten Schauspieler Hacı Lokman Birlik geschickt, dessen Körper mit 28 Kugeln von Polizisten durchsiebt und von einem Panzerfahrzeug durch die Stadt geschleift wurde. Ähnliche Morddrohungen über Twitter haben auch in Deutschland lebende kurdische und türkische Oppositionelle in den letzten Monaten erhalten.
Idris Yayla war im vergangenen Jahr festgenommen worden, weil er über den Selbstmord von Ipek Er berichtet hatte. Die 18-Jährige war vorher tagelang von dem türkischen Unteroffizier Musa Orhan unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden. Der Journalist will seine Berichterstattung trotz Morddrohungen und Repression fortsetzen.