Die vor zwei Tagen bei politischen Razzien in Cizîr festgenommene Journalistin Zeynep Durgut soll am Donnerstag der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden. Das teilt der Journalistenverein Dicle-Firat (DFG) über Twitter mit. Im polizeilichen Verhör wurden der Korrespondentin der kurdischen Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) vermeintliche Aussagen anonym gehaltener „Zeugen“ vorgehalten, befragt wurde sie zu ihrer journalistischen Arbeit.
Nach der Festnahme von Zeynep Durgut in ihrer Wohnung am frühen Montagmorgen war von der Oberstaatsanwaltschaft Şırnak (ku. Şirnex) ein 24-stündiges Anwaltsverbot angeordnet worden. Zudem wurde die Ermittlungsakte unter Geheimhaltung gestellt.
Der DFG, die Mesopotamische Journalistinnenplattform und die Koalition für Frauen im Journalismus (CFWIJ) fordern die sofortige Freilassung von Zeynep Durgut und die Offenlegung der gegen sie erhobenen Vorwürfe. Der internationale Verband CFWIJ weist darauf hin, dass die Journalistin bereits mehrfach aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit festgenommen worden ist, so auch im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung zur sogenannten „Hubschrauber-Folter“ an zwei kurdischen Zivilisten in Wan. Der Prozess gegen Durgut und vier weitere angeklagte Journalist:innen endete im vergangenen Dezember mit einem Freispruch.
„Alarmierende Eskalation der Übergriffe gegen Journalistinnen“
Die Koalition für Frauen im Journalismus verurteilt die Verhaftung von Zeynep Durgut und erklärt dazu: „Die Behörden müssen die konkreten Anschuldigungen gegen die Journalistin, falls vorhanden, offenlegen und ihr Vorgehen erklären. Wir haben in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022 eine alarmierende Eskalation der Übergriffe gegen Journalistinnen im Lande beobachtet. Im vergangenen Monat wurde die altgediente Journalistin Sedef Kabaş ohne Gerichtsverfahren wegen ,Beleidigung des Präsidenten' inhaftiert, nachdem sie live im Fernsehen ein beliebtes tscherkessisches Sprichwort verwendet hatte. Am 4. Februar wurde die Journalistin Nurcan Yalçın nach einer Razzia in ihrem Haus in Diyarbakır in Gewahrsam genommen und vier Tage später unter Auflagen freigelassen. Darüber hinaus hat die CFWIJ über mindestens 21 laufende Verfahren gegen Journalistinnen berichtet, die wegen ihrer Arbeit im Jahr 2022 juristisch belästigt wurden. Die CFWIJ prangert an, dass das Gesetz und staatliche Institutionen als Waffe eingesetzt werden, um kritische Journalistinnen einzuschüchtern und zu schikanieren. Wir fordern die Türkei auf, ihr systematisches Vorgehen gegen kritische Journalistinnen und ihre Politik zur Einschränkung der Pressefreiheit zu beenden. Journalistinnen und Journalisten müssen in der Lage sein, der Macht die Wahrheit zu sagen, ohne Repressalien der Regierung fürchten zu müssen.“