CFWIJ fordert Freilassung von Zeynep Durgut

Die Koalition für Frauen im Journalismus fordert die sofortige Freilassung von Zeynep Durgut. Die Korrespondentin der Nachrichtenagentur MA war am Vortag in Şirnex im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung zur „Hubschrauber-Folter“ festgenommen worden.

Die Koalition für Frauen im Journalismus (CFWIJ) hat sich für die unverzügliche Freilassung der kurdischen Journalistin Zeynep Durgut ausgesprochen. Die Korrespondentin der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) war am Donnerstag am Stadteingang von Cizîr zusammen mit drei weiteren Medienschaffenden in einer Verkehrskontrolle geraten. Infolge einer polizeilichen GBT-Abfrage ihrer staatlich gespeicherten Daten unter gezückter Waffe wurde Durgut festgenommen und in das Polizeipräsidium in der Provinzhauptstadt Şirnex (tr. Şırnak) gebracht. Gegen die Journalistin wird im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung zur sogenannten „Hubschrauber-Folter“ an zwei kurdischen Zivilisten in Wan ermittelt. Am Freitag erfolgte die Überstellung Durguts an die dortige Staatsanwaltschaft. Das Verhör dauert zur Stunde offenbar weiter an.

Die beiden Dorfbewohner Servet Turgut und Osman Şiban waren im September in Wan vom türkischen Militär verschleppt, gefoltert und aus einem Hubschrauber gestoßen worden. Einer der beiden, der 55 Jahre alte Servet Turgut, erlag am 30. September den ihm zugefügten Verletzungen. Gegen die beteiligten Soldaten wird nicht ermittelt, vier kurdische Journalistinnen und Journalisten, die den Vorfall öffentlich machten, sitzen wegen des Verdachts der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ und „staatsfeindlicher Berichterstattung über gesellschaftliche Ereignisse“ in Untersuchungshaft.

CFWIJ: Dritter Angriff auf MA wegen Journalismus

Darauf macht auch die CFWIJ aufmerksam. „Dies ist inzwischen der dritte Angriff, dem MA im Zusammenhang mit dem Vorfall ausgesetzt ist“, kritisiert die Organisation. Über die Folter an Şiban und Turgut hatte zuerst MA berichtet. Aufgrund dieser kritischen und investigativen Berichterstattung wurden am 9. Oktober die MA-Korrespondenten Adnan Bilen und Cemil Uğur, die JinNews-Korrespondentin Şehbiran Abi und die Journalistin Nazan Sala festgenommen und anschließend inhaftiert. Bei einer Durchsuchung des Büros der Nachrichtenagentur in Wan waren zudem Kameras, Fotoapparate, Laptops und Festplatten beschlagnahmt worden.

Weiterer MA-Korrespondent wegen ähnlichem Fall in Haft

Ende November wurde dann auch der MA-Korrespondenten Dindar Karataş verhaftet, kritisiert auch CFWIJ. Gegenstand des Verfahrens gegen ihn ist seine Berichterstattung im Fall des Mordes an dem Zivilisten Murat Kaya. Der Kurde aus dem Dorf Mûşîyan (Soğukpınar) in der Provinz Agirî (Ağrı) war am 6. Dezember 2019 nach einem Gefecht zwischen der Guerilla und dem türkischen Militär von einem Soldaten angeschossen worden. Einen Tag später erlag er in einem Krankenhaus seinen Verletzungen. Den Vorfall aufgedeckt hatte Dindar Karataş. Die Ermittlungsakte gegen ihn setzt sich aus Mitschriften, die offenbar aus illegal abgehörten Telefonaten zusammengestellt worden sind, sowie Auswertungen von Handy-Daten und Protokollen über ermittlungsbehördliche Handlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen.

Journalismus ist kein Verbrechen

„Die CFWIJ verfolgt die Entwicklungen und die juristischen Einschüchterungsversuche gegen die Journalisten mit großer Sorge. Wir haben mindestens vier Fälle von Angriffen gegen Medienschaffende im vergangenen Monat dokumentiert. Wir wiederholen, dass diese Initiativen die Presse- und Meinungsfreiheit überschatten. Journalismus ist kein Verbrechen und darf nicht als solches verfolgt werden. Wir fordern die türkischen Behörden auf, Zeynep Durgut sofort freizulassen.”