Journalist Dindar Karataş wegen „Terrorvorwürfen“ verhaftet

Der Journalist Dindar Karataş ist in Erzîrom verhaftet worden. Dem MA-Korrespondenten wird im Zusammenhang mit seiner Berichterstattung zum Tod eines im Zuge einer Militäroperation von Soldaten getöteten Zivilisten „PKK-Mitgliedschaft” angedichtet.

Der kurdische Journalist Dindar Karataş ist verhaftet worden. Ein türkisches Gericht in Erzîrom (türk. Erzurum) erließ am Donnerstagabend Haftbefehl wegen des Verdachts der PKK-Mitgliedschaft. Karataş, ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), war am Dienstag in Wan im Rahmen eines in Erzîrom geführten Ermittlungsverfahrens in seiner Wohnung festgenommen worden. Sein Telefon und die Speicherkarte in seinem Fotoapparat wurden beschlagnahmt. Anschließend wurde er zur Redaktion der Nachrichtenagentur gebracht. Die Räumlichkeiten in Wan wurden ebenfalls durchsucht, hier wurden zwei Laptops, Festplatten und Briefe beschlagnahmt. Anschließend wurde der Journalist nach Erzîrom überstellt.

Gegenstand des Verfahrens ist wie vermutet die Berichterstattung des Journalisten um den Mord an dem Zivilisten Murat Kaya. Der Kurde aus dem Dorf Mûşîyan (Soğukpınar) in der Provinz Agirî (Ağrı) war am 6. Dezember 2019 nach einem Gefecht zwischen der Guerilla und dem türkischen Militär von einem Soldaten angeschossen worden. Einen Tag später erlag Kaya in einem Krankenhaus seinen Verletzungen. Nach Angaben der Volksverteidigungskräfte (HPG) wurde der 28-Jährige, der laut Angehörigen aus Neugier infolge des Schusswechsels sein Haus verlassen hatte, gezielt getötet. Bei dem vorausgegangenen Gefecht waren drei türkische Soldaten erschossen und zehn weitere verletzt worden. Auch drei HPG-Mitglieder verloren bei der Auseinandersetzung ihr Leben.

Im Anschluss an die Schießerei waren in Mûşîyan etliche Häuser vom Militär durchsucht und mehrere Bewohnerinnen und Bewohner vorübergehend festgenommen worden. Die männlichen Betroffenen wurden körperlich misshandelt, aber auch Frauen, darunter die Ehefrau von Murat Kaya, mussten Folter wie mehrtägigen Nahrungsentzug erdulden. Die Vorfälle in Agirî aufgedeckt hatte Dindar Karataş. Die Ermittlungsakte gegen den Journalisten setzt sich aus Mitschriften, die offenbar aus illegal abgehörten Telefonaten zusammengestellt worden sind, sowie Auswertungen von Handy-Daten und Protokollen über ermittlungsbehördliche Handlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen. Karataş wurde an das Hochsicherheitsgefängnis vom Typ H in Erzîrom überstellt. Wann mit einem Termin für den Prozessauftakt zu rechnen ist, ist unklar.