Journalist Silêman Ehmed seit 200 Tagen in Geiselhaft

Der Journalist Silêman Ehmed wird seit 200 Tagen in einem inoffiziellen Haftzentrum in der Kurdistan-Region im Irak festgehalten. Die PDK verweigert Auskunft über seinen Zustand, auch seine Anwälte können nicht mit ihm sprechen.

Journalist aus Efrîn in Südkurdistan verschleppt

Von dem am 25. Oktober 2023 in Südkurdistan von Sicherheitskräften der PDK (Demokratische Partei Kurdistans) verschleppten Journalisten Silêman Ehmed gibt es weiterhin keine Nachrichten. Die PDK hält den in Syrien geborenen Redakteur der Nachrichtenagentur RojNews seit 200 Tagen in Geiselhaft und gibt keine Auskunft über seinen Zustand.

Silêman Ehmed kam 1992 im Bezirk Cindirês in Efrîn als jüngstes von neun Geschwistern zur Welt. Nach einem Abschluss an der landwirtschaftlichen Fakultät der Al-Baath-Universität in Homs kehrte er nach Efrîn zurück, seit 2012 arbeitete er für freie kurdische Medien. 2018 berichtete er von der türkischen Invasion in Efrîn und deckte Gräueltaten auf. Er verließ die Region erst, als nach einem 58-tägigen Widerstand gegen die militärische Übermacht der Türkei und ihre dschihadistischen Söldnertruppen ein großer Teil der Bevölkerung evakuiert wurde.

Seine Familie lebt heute in Şêxmeqsûd, einem der beiden großen kurdischen Viertel in Aleppo. Silêman Ehmed arbeitete in den letzten fünf Jahren vor seiner Verschleppung für die arabische Redaktion von RojNews in der Kurdistan-Region im Irak. Im Oktober besuchte er seine Familie in Aleppo und wurde bei seiner Rückkehr nach Südkurdistan am Grenzübergang Sêmalka-Pêşxabûr festgenommen. Sechs Tage später teilte die Sicherheitsbehörde Asayîş in Duhok mit, dass der Journalist der PKK (Arbeiterpartei Kurdistan) angehöre und wegen „geheimdienstlicher Tätigkeit“ festgenommen worden sei.

Silêman Ehmed mit seiner Mutter

Seit nunmehr 200 Tagen ist der Zustand von Silêman Ehmed unbekannt. Sein Anwaltsteam versuchte mehrmals vergeblich über die Sicherheitsbehörde, Kontakt zu dem Journalisten aufzunehmen. Über einen Antrag bei einem Gericht in Duhok konnte schließlich eine Besuchserlaubnis erwirkt werden. Als die Anwälte mit dem Beschluss beim Asayîş vorsprachen, wurden sie bedroht und tätlich angegriffen. Es kam kein Kontakt zustande. Das Verteidigerteam setzte seine Bemühungen trotz der Drohungen fort und konnte zuletzt in Erfahrung bringen, dass Ehmed in einem inoffiziellen Haftzentrum des PDK-Geheimdienstes Parastin festgehalten wird. Zuletzt versuchten die Anwälte am 29. April vergeblich, Silêman Ehmed in der Haftanstalt zu besuchen.

Die Verschleppung von Silêman Ehmed ist von kurdischen und internationalen Presseverbänden verurteilt worden, auch Reporter ohne Grenzen und das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalist:innen (CPJ) fordern seine Freilassung. Die PDK ignoriert sämtliche Anfragen und äußert sich nicht zum Thema. Die Nachrichtenagentur RojNews hat sich an die UN gewandt und um Unterstützung bei der Aufklärung des Verbleibs ihres Redakteurs gebeten. Anfang Januar machten kurdische Medienschaffende, Lehrbeauftragte, Anwält:innen und Aktivist:innen in einer gemeinsamen Erklärung auf den Fall aufmerksam und erklärten, Silêman Ehmed sei unschuldig: „Er wurde festgenommen und verschleppt, weil er Journalist ist. Für sein Leben und seine Sicherheit sind die Asayîş in Duhok und die Regierung der Region Kurdistan verantwortlich. Silêman Ehmed muss freigelassen werden.“ Auch die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) hat die rechtswidrige Inhaftierung des Journalisten verurteilt und seine Freilassung gefordert.