IFJ fordert Freilassung von kurdischen Journalisten

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) fordert die sofortige Freilassung von vier kurdischen Medienschaffenden, die seit Dienstag aufgrund ihrer Berichterstattung zur Hubschrauber-Folter in Wan in Polizeigewahrsam sind.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) fordert die sofortige Freilassung der vier Journalist*innen, die am Dienstag bei Razzien in der nordkurdischen Provinz Wan (türk. Van) festgenommen wurden. Betroffen von der Repression sind die MA-Korrespondenten Adnan Bilen und Cemil Uğur sowie Şehriban Abi und Nazan Sala von der Frauennachrichtenagenur JinNews. Die Festnahmen erfolgten aufgrund von Artikeln über die beiden Dorfbewohner, die nach der Festnahme aus einem Hubschrauber gestoßen wurden. Bei einer dreistündigen Durchsuchung des MA-Büros in Wan waren Kameras, Fotoapparate, Laptops und Festplatten beschlagnahmt worden. Die Journalist*innen werden noch immer im Polizeipräsidium festgehalten. Eine Überstellung an das Gericht fand bisher nicht statt.

Der Journalist Cemil Uğur hatte den Krankenhausbericht veröffentlicht, mit dem belegt wurde, dass Servet Turgut und Osman Şiban Verletzungen durch einen Sturz aus großer Höhe erlitten hatten. Die beiden Bauern waren Augenzeugen zufolge von Soldaten aus einem Hubschrauber geworfen worden. Während Osman Şiban an einer schweren Amnesie leidet, ist Servet Turgut am 30. September seinen Verletzungen erlegen. Uğur hatte darüber hinaus viele Informationen über das Kriegsverbrechen recherchiert und veröffentlicht. Die türkischen Behörden haben daraufhin eine Nachrichtensperre zu dem Fall verhängt.

Eine Trauerfeier für Servet Turgut ist in der vergangenen Woche von der Polizei überfallen worden. HDP-Abgeordnete wurden daran gehindert, eine Erklärung abzugeben. Die Polizei erklärte ausdrücklich, dass Filmaufnahmen von MA nicht zugelassen werden. Wenige Tage später wurde der Zugang zur Internetseite von MA in der Türkei blockiert.

Medienschaffende als „Wächter der Demokratie“

„Die IJF hat wiederholt die Freilassung inhaftierter Journalisten gefordert. Denn journalistische Arbeit ist unerlässlich, um staatliche Missbräuche aufzudecken, die ansonsten der Öffentlichkeit verborgen und deshalb ungestraft bleiben“, sagte IJF-Generalsekretär Anthony Bellanger. Die jüngsten Festnahmen in Wan seien zudem ein weiterer „skandalöser Beweis“ dafür, dass die türkischen Behörden eine freie Presse nicht tolerierten. „Adnan Bilen, Cemil Uğur, Şehriban Abi und Nazan Sala müssen unverzüglich freigelassen werden.“

Der Generalsekreter der Europa-Sektion EJF Ricardo Gutiérrez erklärte, insbesondere in Situationen „potenzieller Menschenrechtsverletzungen“ sei die Rolle von Medienschaffenden als „Wächter der Demokratie“ von wesentlicher Bedeutung. „Besonders beunruhigend ist die Festsetzung von Journalisten, die gerade in diesem Zusammenhang ihre Arbeit getan haben. Wir fordern ihre Freilassung, aber auch völlige Klarheit über die Fakten, über die sie berichtet haben“, so Gutiérrez.

Türkei – größtes Gefängnis für Journalisten

Die Türkei gehört weltweit zu den repressivsten Staaten gegenüber Medienschaffenden. Der in Amed (türk. Diyarbakir) ansässige Journalistenverein Tigris-Euphrat (Dicle Fırat Gazeteciler Derneği, kurz: DFG) wies am Donnerstag in seinem monatlichen Bericht zum Zustand der Pressefreiheit in der Türkei darauf hin, dass sich mit Stand vom 8. Oktober 89 Medienschaffende in türkischen Gefängnissen befinden.