Tunesien: Dutzende Leichen von Schutzsuchenden entdeckt
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa wurden die Leichen von 49 Schutzsuchenden vor der Küste Tunesiens geborgen. Mindestens vier Boote waren in der Nähe der Küstenstadt Sfax gesunken.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa wurden die Leichen von 49 Schutzsuchenden vor der Küste Tunesiens geborgen. Mindestens vier Boote waren in der Nähe der Küstenstadt Sfax gesunken.
Nach vier verheerenden Havarien von mit Schutzsuchenden aus afrikanischen Staaten besetzten Booten vor der tunesischen Küste tauchen nun die Leichen der Ertrunkenen auf. Mindestens 49 Tote wurden vor der Küste der tunesischen Mittelmeerstadt Sfax geborgen. Erst am Freitag war ein Boot mit 127 Schutzsuchenden auf dem Weg nach Europa in der Nähe der tunesischen Stadt Zarzis gekentert. Mindestens 49 der Insass:innen starben, 84 Menschen aus dem Sudan, Eritrea und Bangladesch wurden zurück nach Tunesien gebracht. Seit Mittwoch sind mindestens vier Boote vor der tunesischen Küste gesunken.
Fehlende legale Fluchtwege treiben die Menschen auf die lebensgefährliche Mittelmeeroute
Aufgrund der stabilen Wetterlage im Mittelmeerraum machen sich im Moment viele Schutzsuchende auf die lebensbedrohliche Überfahrt nach Italien oder Malta. Allein im Juni sollen 1.100 Menschen die italienische Küste erreicht haben. In Ermangelung legaler Fluchtrouten sind immer mehr Menschen auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer angewiesen. Nach den neuesten Zahlen des italienischen Innenministeriums liegt die Zahl in diesem Jahr bei über 20.300 Menschen, etwa dreimal so viele wie zum gleichen Zeitpunkt im Pandemiejahr 2020. Die Zahl der Toten steigt auch. Aus Angaben des Missing-Migrants-Projekts der UN-Agentur für Migration IOM geht hervor, dass sich die Zahl der Toten im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht hat. 898 Tote wurden bisher registriert. NGOs schätzen die reale Zahl wesentlich höher ein.
6.000 Menschen in libyschen Horror zurückgeschleppt
Die hohe Zahl der Toten hängt auch mit der Einstellung der staatlichen Seenotrettung und der systematischen Behinderung ziviler Seenotrettung zusammen. Statt auf Rettung setzen die EU-Regierungen auf Bürgerkriegsmilizen wie die sogenannte Libysche Küstenwache, die auf Schutzsuchende schießen lässt und diese zurück in den libyschen Horror schleppt. Nach IOM-Angaben sind fast 6.000 Menschen in diesem Jahr nach Libyen zurückgebracht worden. Sie landen in Haftanstalten und Folterlagern und viele „verschwinden” einfach. Manche werden auf Sklavenmärkten verkauft, andere zwangsrekrutiert und weitere extralegal hingerichtet.