Mindestens 23 Schutzsuchende sterben vor tunesischer Küste

Nach einer Havarie vor der tunesischen Küste sind 23 Leichen entdeckt worden. Siebzig weitere Menschen konnten nach Angaben des Tunesischen Roten Halbmonds lebend geborgen werden.

Mindestens 23 Schutzsuchende sind am 1. Juni bei einer Havarie vor der Küste von Tunesien etrunken. Die Menschen hatten versucht, das Mittelmeer von Libyen in Richtung Italien zu überqueren. 70 Personen wurden nach Angaben des Tunesischen Roten Halbmonds von der tunesischen Marine aufgegriffen.

Nach Angaben des Roten Halbmonds waren über neunzig Menschen auf dem Boot. Weitere 39 Schutzsuchende wurden von einem anderen sinkenden Boot bei Sfax, 270 Kilometer südlich von Tunis, aufgegriffen. Mindestens 120 Menschen sind in den letzten Wochen nach offiziellen Angaben vor der tunesischen Küste gestorben. Insgesamt sind nach Angaben der UN-Organisation IOM in diesem Jahr bereits 773 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Die reale Zahl liegt weit höher.

UN: „Tote sind Folge konkreter politischer Entscheidungen der EU“

Erst vor kurzem hatten die UN in ihrem Bericht „Lethal Disregard“ (Tödliche Missachtung) der EU und Libyen die Verantwortung für das Sterben im Mittelmeer zugewiesen. Das UN-Menschenrechtsbüro wirft der EU und Libyen vor, es versäumt zu haben, dem Leben, der Sicherheit und den Menschenrechten von Personen, die versuchen, von Afrika nach Europa zu gelangen, Priorität einzuräumen. Der 37-seitige Bericht stellt fest, dass Fälle von Missachtung des Schutzes der Menschenrechte keine tragischen Anomalien sind, sondern vielmehr Folgen „konkreter politischer Entscheidungen und Praktiken der libyschen Behörden, der Mitgliedsstaaten und Institutionen der Europäischen Union sowie anderer Akteure“. Das politische Echo in Deutschland, dem Treiberstaat der europäischen Abschottung, bleibt trotz dieser direkten Verantwortlichkeit verhalten.