Tödlicher Drohnenangriff auf Presse: Civaka Azad fordert Konsequenzen

Das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit verurteilt den tödlichen Drohnenangriff auf den Journalisten Egîd Roj in Rojava und fordert Konsequenzen für die Türkei.

Journalist Egîd Roj getötet

Das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit (Civaka Azad e.V.) hat den türkischen Drohnenmord an dem Journalisten Egîd Roj in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien verurteilt und Konsequenzen für die Türkei gefordert. „Wenn die türkische Armee Pressevertreter:innen bewusst ins Ziel nimmt, behindert sie die Berichterstattung über den Konflikt und schneidet die zivile Bevölkerung von wichtigen Informationen ab. Dies würde das Vorgehen der Türkei nicht nur als Kriegsverbrechen, sondern auch als Verbrechen gegen die Menschlichkeit qualifizieren“, erklärte Civaka Azad-Sprecher Michael Knapp.

Der Journalist Egîd Roj (bürgerlich Şervan Seydo) wurde am Samstag bei einem Angriff mit einer sogenannten Kamikazedrohne getötet. Er beobachtete die Friedenswache auf dem Gelände der südlich von Kobanê am Euphrat gelegenen Tişrîn-Talsperre, als sich der Drohnenschlag ereignete. Nach Angaben der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die den Staudamm gegen eine Besetzung durch die Türkei und deren Proxytruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) verteidigen, wurde der Journalist gezielt ins Visier genommen. Darüber hinaus seien mehrere Beteiligte der zivilen Mahnwache bei dem Angriff verletzt worden.

Civaka Azad schließt sich einem Appell des in der kurdischen Stadt Amed (tr. Diyarbakır) ansässigen Journalistenvereins Dicle-Firat (DFG) an, der eine unabhängige Untersuchung des für Egîd Roj tödlichen Angriffs und eine juristische Ahndung der Verantwortlichen fordert. „Auch wenn die Türkei das Römische Statut nicht unterzeichnet hat, kann sie nach dem Weltrechtsprinzip zur Verantwortung gezogen werden“, sagte Knapp. Mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan befinde sich einer der Verantwortlichen derzeit sogar auf der Münchner Sicherheitskonferenz. „Dies wäre eine Gelegenheit für die internationale Gemeinschaft und völkerrechtliche Institutionen, die Vertreter:innen der türkischen Regierung zur Rechenschaft zu ziehen“, so der Sprecher.

Egîd Roj, der mit bürgerlichem Namen Şervan Seydo hieß und gebürtig aus Efrîn stammte, ist einer von drei Journalist:innen, die seit Dezember bei Drohnenangriffen des NATO-Staates Türkei in der nordostsyrischen Autonomieregion bei der Ausübung ihrer Arbeit getötet wurden. Wenige Tage vor Heiligabend waren bereits seine beiden Kolleg:innen Nazım Daştan und Cihan Bilgin durch einen Drohnenschlag ermordet worden, ebenfalls in der Nähe der Euphrat-Front. Daştan arbeitete für ANF, Bilgin war Korrespondentin von ANHA. Ein weiterer Journalist, Aziz Köylüoğlu, der ebenfalls in Rojava arbeitete, wurde Ende Januar bei einem türkischen Drohnenangriff in Südkurdistan getötet.