Menschenrechtler besorgt um Leben von Nasrin Sotoudeh

Die im Iran inhaftierte Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh schwebt nach Angaben ihrer Angehörigen in Lebensgefahr. Seit dem 11. August befindet sich die 57-Jährige im Hungerstreik. In Berlin wurde sie diese Woche vom DRB mit dem Menschenrechtspreis geehrt.

Internationale Menschenrechtsorganisationen sind besorgt um den Gesundheitszustand von Nasrin Sotoudeh. Nach Angaben ihrer Angehörigen schwebt die iranische Frauenrechtlerin in Lebensgefahr. Sotoudeh befindet sich seit mehr als zwei Jahren in iranischer Haft, nachdem sie zu einer Freiheitsstrafe von 33 Jahren sowie 148 Peitschenhieben verurteilt wurde. Am 11. August trat sie in einen Hungerstreik, um gegen die katastrophalen Haftbedingungen während der Corona-Pandemie zu protestieren und die Freilassung von politischen Gefangenen zu erreichen. Zahlreiche Inhaftierte wurden bereits aus der Haft entlassen, Sotoudeh und andere Bürgerrechtler*innen gehörten jedoch nicht dazu.

Die 57-jährige Rechtsanwältin ist international als Menschenrechtsverteidigerin bekannt und hat unter anderem die Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi verteidigt und sich für Frauen eingesetzt, die gegen das Kopftuchgebot protestiert haben. Sie war bereits in der Vergangenheit wegen ihres Einsatzes für Menschenrechte in iranischer Gefängnishaft, wo sie zuletzt jedoch 2013 nach internationalen Protesten entlassen wurde.

Am Dienstag wurde Nasrin Sotoudeh in Berlin vom Deutschen Richterbund (DRB) mit dem Menschenrechtspreis 2020 ausgezeichnet. Damit würdigt der DRB ihren „mutigen und unermüdlichen Einsatz für Menschrechte und Rechtsstaatlichkeit”, durch den sie „zu einer Symbolfigur der iranischen Bürgerrechtsbewegung geworden ist”. Die DRB-Vorsitzenden Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff appellierten an die Verantwortlichen im Iran, Sotoudeh freizulassen.

Die Auszeichnung nahm die iranische Frauenrechtlerin Mansoureh Shojaee stellvertretend für Nasrin Sotoudeh entgegen. Auch sie verlangte eine sofortige Freilassung: „Es gibt noch Hoffnung für eine bessere und gerechtere Welt. Und dafür brauchen wir Nasrin.“ Sotoudeh selbst setzte sich in einer übermittelten Dankesadresse für die Aufhebung von vier Todesurteilen gegen Demonstranten im Iran ein. Sie dankte für den Preis und schrieb: „Ich fühle mich zutiefst geehrt und danke Ihnen allen von Herzen, denn dies hat eine große Bedeutung für die Fortsetzung unserer Aktionen.“

DRB-Menschenrechtspreis

Mit dem Menschenrechtspreis des Richterbundes werden nach Angaben der Organisation „Persönlichkeiten oder Organisationen aus der Richterschaft, der Staatsanwaltschaft oder der Rechtsanwaltschaft” ausgezeichnet, die sich „unter Einsatz von Leben, Gesundheit, persönlicher Freiheit oder unter Inkaufnahme sonstiger schwerer persönlicher Nachteile für die Wahrung und Durchsetzung rechtsstaatlicher Prinzipien eingesetzt haben”. Die Auszeichnung wurde 1991 erstmals vergeben. Zuletzt wurde im Jahr 2017 der vietnamesische Menschenrechtsanwalt Nguyen Van Dai geehrt.